Nur wenige Optionen gegen Kartoffelkäfer
Die Bekämpfungsschwelle ist spätestens ab zehn Larven je Pflanze erreicht. Zur Ermittlung sollten mindestens fünf Stauden an fünf Stellen in einem Schlag auf Larven und Eier und Gelege kontrolliert werden. Der Befall beginnt oft von einem Feldrand her, der an einen Acker angrenzt, auf dem im Vorjahr Kartoffeln angebaut worden sind.
Empfohlen wird maximal eine Spritzanwendung mit derselben Wirkstoffgruppe je Saison. Gegen Kartoffelkäfer sollten bevorzugt die nützlingsschonenden Mittel wie Coragen, Neem-Azal-TS oder Novodor FC gespritzt werden. Außer einem systematischen Wirkstoffwechsel sind weitere Punkte zu berücksichtigen, um das Entstehen von Resistenzen möglichst zu verhindern:
- Um maximale Wirkungsgrade zu erzielen, sollte erst dann behandelt werden, wenn ein Großteil der Kartoffelkäferpopulation als Junglarve die Blätter besiedelt hat. Frühe Larvenstadien reagieren vergleichsweise empfindlich auf die Insektizide. Zudem nehmen Junglarven beim Fressen nach der Applikation noch höhere Wirkstoffmengen auf als Altlarven oder die äußerst robusten erwachsenen Käfer. Eine Behandlung der Eigelege ist völlig unwirksam.
- Eine gute Hilfestellung bei der Wahl des optimalen Behandlungstermins bietet das Prognosemodell SIMLEP (Simulation Leptinotarsa = Simulation Kartoffelkäfer). Es kann auf www.isip.de abgerufen werden.
Ebenso ist 2021 auf Antrag der Firma Biofa eine Notfallzulassung nach §53 für Novodor FC erteilt worden. Diese gilt für die Zeit vom 21. April bis zum 19. August, also für 120 Tage. Die zugelassene Menge des Insektizides ist auf 54000 Liter begrenzt, ausreichend für etwa 5400 ha Kartoffeln im ökologischen Anbau bei zwei Anwendungen mit jeweils 5 l/ha. Der Vorteil von Novodor FC gegenüber NeemAzal T/S liegt in der guten Wirkung bei hohen Lufttemperaturen und in der Flexibilität der Aufwandmenge von 3,0 bis 5,0 l/ha – je nach Larvengröße. Behandlungen sind ab BBCH 31 bis 79 in einem zeitlichen Abstand von mindestens fünf Tagen möglich.
Novodor FC ist empfindlich gegen UV-Licht und nicht regenfest. Der Wirkstoff Bacillus thuringiensis subspecies tenebrionis (B.t.t.) ist etwa eine Woche aktiv, sofern er nicht durch Niederschläge abgewaschen wird. Wenn innerhalb einer Stunde nach der Ausbringung rund 5 mm Regen fallen, werden ungefähr 50 % des Wirkstoffs abgespült. Je länger es trocken bleibt, umso besser ist die Wirkung. Mindestens 40 Stunden sind anzustreben. Bei großer Hitze reduziert sich allerdings die Wirkdauer auf zwei bis drei Tage. Zu beachten ist, dass Novodor FC bei zu warmer Lagerung an Wirkung verlieren kann. Die bezogene Ware sollte deshalb möglichst zeitnah in einem Kühlraum eingelagert werden. Die optimale Lagertemperatur beträgt 5 °C. Zeitlich begrenzte Zulassungen nach §53 beinhalten keine Aufbrauchsfrist. Eine generelle Wiederzulassung des Wirkstoffes B.t.t. ist nach Auskunft von Bioland nach wie vor vorgesehen und in Bearbeitung.