Nicht vom Acker lassen
Von Klaus Gehring, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, F.-Weihenstephan
Bodenerosion, Nährstoff- und Pflanzenschutzmittelauswaschung sind in der Reihenkultur Mais oft ein Problem. Strip-Till, Mulch- und Direktsaat können diese Risiken verringern, ebenso ein optimaler Herbizideinsatz. Welche Herbizide sich dafür eignen, wird nachfolgend beleuchtet.
Im Maisanbau geht es darum, das Erosionsrisiko und den Austrag über abfließendes Wasser (Run-off) zu verringern. Aus ackerbaulicher Sicht sind hierfür erst einmal Bodenbearbeitungsmaßnahmen wichtig. Auf erosionsgefährdeten Flächen müssen die Anbauverfahren der Mulchsaat verbessert werden. Das Ziel heißt: 30 Prozent der Fläche sollten nach der Maissaat mit Mulchmaterial abgedeckt sein, um einen wirksamen Schutz vor Erosion und Run-off zu ermöglichen. Für die Herausforderung der Gülleeinarbeitung ist das Strip-Till-Verfahren von besonderem Interesse. Bei einem hohen Erosionsrisiko sind eine pfluglose Bodenbearbeitung und der Maisanbau im Direktsaatverfahren unumgänglich.
Unkraut muss man sicher kontrollieren
Für die Landwirtschaft ist es aus mehreren Gründen sinnvoll, sich mit diesen alternativen Anbaumethoden zu beschäftigen. Neben dem deutlich besseren Schutz der Gewässer sind es aus Sicht der Pflanzenproduktion zwei Aspekte, die mehr als nur positive „Nebeneffekte” bieten: Die Bodenstruktur verbessert sich ebenso wie die Sicherheit des Ertrags.
Solche Bodenerosion darf nicht sein – vorbeugender Gewässerschutz ist hier dringend gefragt.
Werden die technischen Aspekte des Strip-Till-Verfahrens und bei der Mulch- und Direktsaat intensiv diskutiert, gerät die Frage nach einer ausreichenden Unkrautkontrolle oft in den Hintergrund. Ohne eine sichere und nachhaltige Unkrautkontrolle lassen sich diese Verfahren allerdings nicht in der Anbaupraxis umsetzen. Zwei Zielrichtungen definieren die Verwendung von Herbiziden:
- Mit welchen Behandlungsverfahren kann die vorhandene Verunkrautung effektiv kontrolliert werden, ohne langfristig Problemunkräuter oder herbizidresistente Biotypen zu selektieren?
- Welche Herbizide oder Wirkstoffe haben ein besonders niedriges Risiko für die Gefährdung von Grund- und Oberflächengewässern und sollten daher bevorzugt verwendet werden?
Auf ausreichend Mulchmaterial achten
Als Antwort auf die erste Frage eine generelle Empfehlung: Je stärker die Oberfläche abgedeckt ist oder je mehr Mulchmaterial vorhanden ist, desto mehr kann der Anteil an Bodenherbiziden für die Behandlung stetig reduziert werden. Auf Direktsaatflächen sollte mit rein blattaktiven Präparaten behandelt werden. Gleichzeitig sollte mit zunehmender Mulchabdeckung der Behandlungstermin nach hinten geschoben werden, da es dann zu einem späteren sowie verzettelten Auflauf der Unkräuter kommt und für die Wirksamkeit der blattaktiven Herbizide ausreichend Blattoberfläche vorhanden sein muss.
Vor der Maissaat muss der Landwirt seine Felder auf Altunkräuter aus der Vor- oder Zwischenfrucht kontrollieren. Altunkräuter, die mit selektiven Maisherbiziden nicht ausreichend sicher bekämpft werden können, sollten mit einer Glyphosat-Behandlung vor der Saat beseitigt werden. Diese Sonderbehandlung hat auch eine Bedeutung, um Problemunkräuter im Mais zu vermeiden und die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern. Außerdem kann hierdurch der im Maisanbau erforderliche Herbizidaufwand in Grenzen gehalten werden.
Gewässerschonende Herbizide
Ausreichende Bodenabdeckung ist bei Mulchsaat entscheidend.
Im Bezug auf das Resistenzmanagement sind im Maisanbau Herbizide aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe oder HRAC-Gruppe B regelmäßig im Einsatz mit Triketon-Herbiziden zu ergänzen oder abzuwechseln – damit will man verhindern, dass sich herbizidresistente Unkräuter herausbilden. Folgende Auswahl von Herbizid-Packs sind für die gewässerschonende Unkrautbekämpfung im Maisanbau besonders geeignet:
- Clio Star & Spectrum Pack,
- Elumis P Pack,
- Kelvin & Clio Star Pack,
- Laudis Express Pack,
- Milagro Forte Peak Pack,
- Spectrum Aqua Pack.
Die Auswahl von besonders gewässerschonenden Herbiziden ist schwieriger. Wirkstoffe, die bereits das Grundwasser belasten, sollten generell weniger verwendet werden. Dies gilt zum Beispiel für Bentazon, S-Metholachlor und Terbuthylazin. Bei der Gewässerbelastung muss zwischen dem
- Schutz angrenzender Oberflächengewässer und dem
- vorbeugenden Grund- und Trinkwasserschutz
unterschieden werden. Wirkstoffe mit niedriger Wasserlöslichkeit und hoher Adsorptionsfähigkeit haben ein geringeres Risiko für den Austrag über Abschwemmung und Run-Off. Auf Hangflächen mit angrenzenden Gewässern sind daher Anwendungen auf der Basis von Pendimethalin, Aclonifen, Flufenacet und Bromoxynil besonders empfehlenswert.
Auf grundwassersensiblen Standorten – sorptionsschwache, flachgründige Standorte in Wasserschutz- und Wassereinzugsgebieten – sind Präparate mit Wirkstoffen, die weniger zur Versickerung neigen, zu bevorzugen. Ein niedriges Versickerungspotential haben die Wirkstoffe (in dieser Reihenfolge zunehmend)
- Pendimethalin,
- Isoxaflutole,
- Aclonifen,
- Tembotrione,
- Mesotrione,
- Sulcotrione,
- Foramsulfuron,
- Bromoxynil,
- Pyridat,
- Dimethenamid-P.
Ein mittleres Versickerungspotential haben die Wirkstoffe
- Pethoxamid,
- Iodosulfuron,
- Dicamba,
- Flufenacet,
- Rimsulfuron,
- Thiencarbazone,
- Thifensulfuron.
Neben dem Wirkstoffmanagement verringert das Mulch- und Direktsaatverfahren ebenfalls das Risiko, weil hierbei auch die anfallende Sickerwassermenge reduziert wird.
Für die Umsetzung einer optimalen Intensität im Maisanbau sollte man Anbauverfahren so weit an die standortspezifischen Bedingungen anpassen, dass Umwelt und Gewässer möglichst wenig belastet werden. Die Mulch- und Direktsaat ist hierfür eine Schlüsseltechnologie.