Grüne Karriere | 05. März 2020

Morgens Job, mittags Feld

Von Elisabeth Winkelmann-Klingsporn
Viele Landwirte bewirtschaften neben ihrem Hauptberuf einen Bauernhof. Mit fachlichem und rechtlichem Durchblick lässt sich diese Herausforderung bewältigen. Die erforderlichen Kenntnisse vermitteln Experten an den Fachschulen für Landwirtschaft, zum Beispiel in Donaueschingen.
An der Fachschule für Landwirtschaft Donaueschingen sind Martin Schwarz, Schulleiterin Gertraud Lohrmann und Marie Martin für die Ausbildung zuständig (von links).
Im Schwarzwald-Baar-Kreis bearbeiten rund 250 Betriebe mehr als 50 Hektar, rund 700 Betriebe bewirtschaften jeweils kleinere Flächen, was einem Anteil von 70 Prozent Landwirtschaft im Nebenerwerb entspricht. Noch in den 1950er-Jahren betrieben die meisten Familien in den Dörfern nebenher etwas Ackerbau und hielten  einige Nutztiere  zur Selbstversorgung. Ab den 1960er-Jahren gaben Viele die Landwirtschaft auf. Beispielhaft für diese Entwicklung steht Aasen, wo derzeit noch zwei große Aussiedlerhöfe als Vollerwerbsbetriebe mit Milchviehhaltung exitieren. Dagegen gibt es im Dorf mehr als ein halbes Dutzend Nebenerwerbslandwirte, die einem Beruf nachgehen und ihre oft seit Generationen im Familienbesitz befindlichen Felder in ihrer Freizeit bearbeiten.
Einer von ihnen ist Peter Weißhaar. Seine Eltern hatten eine kleine Nebenerwerbslandwirtschaft mitten im Dorf. 1984 übernahm der gelernte Zimmermann die Verantwortung und entwickelte das Anwesen weiter. Neben einem Halbtagsjob bewirtschaftet der heute 60-Jährige mit Unterstützung seines Sohnes 80 Hektar Ackerflächen und Grünland. Eine naturnahe Blumenwiese ist ihm wichtig.  Besorgt fragt er, ob die junge Generation die gerade hier in der Region wichtige Nebenerwerbslandwirtschaft langfristig weiter betreiben wird.
Sich fachlich fit machen
Steffen Fichter (links) und Dominik Hils qualifizieren sich derzeit als künftige Nebenerwerbslandwirte.
Solche Gedanken machen sich der Elektromeister Steffen Fichter aus Oberkirnach und der Industriemechaniker Dominik Hils aus Buchenberg, die sich neben ihren erlernten Berufen auf den elterlichen Höfen engagieren, heute nicht. „Jammern hilft nix”, sagt Steffen Fichter zu den Bedingungen, unter denen heute Landwirtschaft betrieben werden muss. Er möchte das Positive sehen, auch wenn es schwierig ist, einen Betrieb zu führen.
Während die beiden jungen Männer von ihrer Freude am Umgang mit den Tieren und der Arbeit auf dem Feld und im Wald erzählen, wird klar, dass sie Landwirte aus Leidenschaft sind. Und weil sie das auch bleiben und den Familienhof einmal übernehmen und erfolgreich weiter betreiben wollen, besuchen sie derzeit die Nebenerwerbsklasse der Fachschule für Landwirtschaft in Donaueschingen, um sich für diese Aufgabe fachlich fit zu machen.
Hier unterrichtet unter anderem Martin Schwarz. Nebenerwerbslandwirtschaft müsse  Ausgleich zum Beruf, aber „mehr als ein Hobby sein”, sagt der Fachberater. Neben der Landschaftspflege als gesellschaftlichem Auftrag seien auch entsprechende Erträge wichtig. Darum seien Kenntnisse in Betriebswirtschaft, in Fachtheorie und Fachpraxis, aber auch Fachberatung und Informationen über Beihilfen und Fördermöglichkeiten wichtig. Das alles bietet und vermittelt die  Fachschule für Landwirtschaft speziell für Nebenerwerbslandwirte. Beim Landwirtschaftsamt Donaueschingen will man insbesondere kleine landwirtschaftliche Betriebe fördern. Wesentlicher Ausbildungsbaustein ist zudem das sogenannte „Fachschulische Ergänzungsangebot”, das  aktuelles Fachwissen, fachpraktische Erfahrungen sowie Kenntnisse über Betriebsmanagement und umweltgerechte Bewirtschaftung vermittelt. Voraussetzung für die Ausbildung zur Staatlich geprüften Fachkraft für Landwirtschaft sind eine abgeschlossene Berufsausbildung und landwirtschaftliche Berufspraxis. Derzeit nehmen 36 Schüler das Ausbildungsangebot für Nebenerwerbslandwirte wahr. Der neue Ausbildungsgang, für den es eine Warteliste gibt, beginnt voraussichtlich im November 2021. Anmeldeschluss: 31.Juli 2021.  
Profil Nebenerwerbslandwirt
Der Unterricht findet während zwei Winterhalbjahren jeweils an zwei Werktagsabenden und an wenigen Samstagvormittagen statt, ergänzt durch zwölf Praxistage mit Betriebsbesichtigungen und Exkursionen im Sommerhalbjahr. Die Inhalte reichen von Ackerbau über Tierhaltung bis zu Umweltschutz, Betriebswirtschaftslehre und Haushaltsökonomie. Optionale Lehrgänge: Motorsägen, Tierhaltung, Kommunikation. Kosten entstehen für Fachbücher, Unterrichtsmaterial und ggf. weitere Veranstaltungen. Infos erteilt die Fachschule für Landwirtschaft im LWA Donaueschingen,  Tel. 07721/913- 5300 oder per  E-Mail: Landwirtschaftsamt@lrasbk.de.