Land und Leute | 05. März 2020

Nachfrage muss der Treiber sein

Von Antje Ritzert
Die Bio-Musterregion Freiburg samt Regionalmanagerin steht in den Startlöchern. Die beiden Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald und die Stadt Freiburg arbeiten dabei zusammen.
Die neue Regionalmanagerin Andrea Gierden überreichte Landwirtschaftsminister Peter Hauk einen Korb mit regionalen Bio-Produkten.
Wie kann es gelingen, die Nachfrage nach regionalen Öko-Produkten zu steigern? Dies ist die  Frage, mit der sich Andrea Gierden in den kommenden drei Jahren intensiv auseinandersetzen wird. Sie  ist die neue Regionalmanagerin der Bio-Musterregion Freiburg.
Das Gebiet ist eines von insgesamt neun in Baden-Württemberg, die  vom Stuttgarter Landwirtschaftsministerium  als Bio-Musterregion anerkannt wurden. Verbunden mit dem Zertifikat ist auch eine Finanzspritze von bis zu 300000 Euro.
 Derzeit liegt der Anteil biologischer Landwirtschaft in der Musterregion Freiburg bei 12,5 Prozent  der Fläche und damit rund zwei Prozent über dem Landesdurchschnitt. Bis 2030 strebt Baden-Württemberg einen Ökolandbau-Anteil von 30 bis 40 Prozent an. Ein  Ziel, das nur erreicht werden kann, wenn die Bio-Absatzquote gesteigert wird, wie der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk vergangene Woche in Eichstetten im Rahmen  der Auftaktveranstaltung der Musterregion betonte. „Aber es muss die Nachfrage der Treiber sein und nicht das Angebot”, sagte er.
Voraussetzungen müssen gegeben sein
Friedbert Schill, Vorstandsmitglied des BLHV und selbst Bio-Landwirt, begrüßte die Förderzusage des Landes. 18 bis 20 Prozent  der Landwirte wollten umstellen, zitierte Schill eine Erhebung des Deutschen Bauernverbandes. „Nur müssen  Voraussetzungen gegeben sein. Das heißt, ich brauche auch eine Vermarktungsmöglichkeit, eine gewisse Sicherheit, ohne die ich nicht umstelle”, sagte er. 
Noch konkreter brachte es der in Eichstetten ansässige Großhändler Harald Rinklin, Geschäftsführer von Rinklin Naturkost, auf den Punkt: „Die Landwirtschaft steht bereit. Die gibt sofort Gas, wenn wir die Ware verkaufen.”
Der Nachfrage auf die Sprünge zu helfen, wird nun Andrea Gierdens Aufgabe sein. Die studierte Geografin stellte in Eichstetten  ihr Konzept vor. Demnach liegt ihr Schwerpunkt vor allem darauf, Kooperationen zwischen Kantinenbetreibern und Erzeugern anzustoßen. Derzeit ist der Anteil von Bio-Produkten in der Außer-Haus-Versorgung verschwindend gering, was laut Jochen Rinklin von Rinklin Naturkost „wohl am Preis liegt”.
Auch die Konsumenten sollen überzeugt werden, mehr regionale Bio-Produkte zu kaufen. Vor allem die Stadtbevölkerung hat Gierden im Visier. Sie plant eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Musikhochschule Freiburg.
Ein "House of Food" in Freiburg
Außerdem will sie die Idee des „House of Food” vorantreiben: eine Markthalle in Freiburg, wo der Verbraucher nicht nur Bio kaufen kann, sondern die zugleich als Begegnungsstätte fungiert. Also mit Räumen für Initiativen und Projekte ausgestattet ist, die zur Vermarktung von regionalen Produkten beitragen. Ein paar Immobilien, die sich für das „House of Food” eignen, seien bereits ins Visier gefasst, so Gierden. „Das könnte zum Beispiel die Alte Lokhalle sein oder die   Stadthalle am alten Messeplatz in der Oberwiehre”, sagte sie gegenüber der BBZ.