Tierhaltung | 14. November 2019

Mobilställe auf den Winter vorbereiten

Von Jutta van der Linde, LWK Nordrhein-Westfalen
Während der Feststall immer an derselben Stelle steht, kann der mobile Geflügelstall seinen stark beweideten Auslaufflächen und Nährstoffeinträgen davonfahren. In feuchten Winterphasen ist die Mobilität jedoch eingeschränkt, sodass ein Winterstandplatz notwendig wird.
Eine 20 cm dicke Hackschnitzelmatte verhindert Pfützen- und Schlammbildung. Der Mobilstall in unmittelbarer Nähe zu einem befestigten Weg ist auch während der Wintermonate gut zu erreichen, ohne dass die ruhende Vegetation zu sehr beansprucht wird.
Neben seinen Tieren muss der Mobilstallbetreiber auch das Wohl seiner landwirtschaftlichen Fläche im Auge behalten. Die mobile Haltungsform birgt besondere Herausforderungen an das Management. Vor allem bei Witterungsextremen wie feuchten Winterphasen gelangt das innovative Haltungssystem an natürliche und logistische Grenzen. In sehr feuchten Wintern  oder  wochenlangen Regenphasen wie zu Beginn 2018 lässt die Wassersättigung der Fläche einen schadensfreien Versatz nicht mehr zu. Vor dem Hintergrund der „guten fachlichen Praxis” muss der Landwirt die Praktikabilität und den Sinn eines Stallversatzes im Blick haben.
 
Auf den Boden achten
Ein Versatz des Mobilstalls bei ungünstiger Witterung schadet der landwirtschaftlichen Fläche und der Vegetationsdecke langfristig.
Große, schwere Traktoren sind zwar logistisch in der Lage, entsprechende Gewichte selbst dann noch zu verziehen, doch der verantwortungsvolle Betriebsleiter wird sich in dem Augenblick die Frage stellen, was wirklich sinnvoll ist. Selbst Ställe von nur vier Tonnen Gewicht werden in solchen Phasen auf kritischen, schweren Böden nicht mehr versetzt, weil es fachlich Unfug wäre.
Es liegt in der Natur der Sache, dass das Befahren von Flächen in der Vegetationsruhe vor allem in starken Niederschlagsphasen negative Auswirkungen für die landwirtschaftliche Fläche und deren Vegetationsdecke hat. „Dann fahre ich mir die Fläche kaputt” ist eine landläufige Aussage in diesem Zusammenhang. Dabei ist nicht ausschließlich das zu versetzende Mobil als Ursache zu sehen. Auch Traktoren oder andere Gefährte haben mit ihrem Gewicht Auswirkungen auf den Untergrund. Daher wird der umsichtige Betreiber von Mobilställen sein Handeln nach den Gegebenheiten ausrichten und entsprechend anpassen, denn er wird den Betrieb in seiner Gesamtheit sehen: Tiere und Flächen.
Gerade vor dem Handeln im Sinne von „guter landwirtschaftlicher Praxis” hat sich im Laufe der Zeit die Einrichtung von Winterstandplätzen etabliert. Auch hier hat der Landwirt die Besonderheiten seiner Fläche im Blick und entscheidet, was fachlich Sinn macht. Einen Winterstandort in einer Senke einzurichten macht ebenso wenig Sinn wie direkt neben einem Fluss, der bei Starkregen unter Umständen über die Ufer tritt.
Nicht jeder Stall hat eine Breite, die das Verlassen der Fläche auf trockenere Areale ermöglicht. Hier kommt erschwerend hinzu, dass sich ein Mobilstall mit mehr als drei Metern Breite nicht „mal eben” über öffentliche Verkehrswege zu einer anderen Fläche bewegen lässt. Somit kommt beim Einstieg in die Mobilhaltung der Auswahl der künftigen Mobilfläche doppelte Bedeutung zu: Sie muss nicht nur optisch für den Kunden, sondern auch logistisch für den Betreiber und  vor allem für den Stall geeignet sein. Letzteres ist besonders für das Management in kritischen Wetterlagen wichtig.
 
Hackschnitzel sorgen für Hygiene
Gut bewährt hat sich auch das Aufbringen einer dicken Hackschnitzelmatte im stallnahen Bereich. Hierbei liegt die Betonung auf „dick”, denn zwei Sack aus dem Gartencenter nebenan wären hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Da Hühner auch im Winter ihren starken Scharr- und Pickaktivitäten nachgehen, sollte so eine Matte mindestens 20 cm dick sein. Die Hackschnitzelmatte dient dazu, Pfützen- und Schlammbildung im stallnahen Bereich entgegenzuwirken, wenn der Stall aus Witterungsgründen zwei Monate auf dem Winterstandort stehen bleibt.
Strategisch macht ein Winterstandort in der Nähe befestigter Wege Sinn, weil man auch mit den täglichen Kontroll- und Versorgungsfahrten zum Mobil die ruhende Vegetation stark beansprucht. Hier werden zum Teil Matten oder Gitter als Weg zum Mobilstall ausgelegt, um bei matschigen Flächen halbwegs trockenen Fußes zum Stall und  zurück zu gelangen.
Eine Pflege der Nutzfläche beispielsweise durch  Nachsaat stark beanspruchter Flächen macht nur bis etwa Mitte Oktober Sinn. Zu einem späteren Zeitpunkt freuen sich allenfalls Tauben und andere Wildvögel über das Saatgut.
Für die Stallpflicht gewappnet
In der Vegetationsruhe bilden sich Kahlstellen im stallnahen Bereich. Bei feuchter Witterung werden Pfützen und Schlamm zum Problem für die Gesundheit der Tiere und die Hygiene im Mobilstall.
In Zeiten von Vogelgrippe und Aufstallungspflicht wird die Bedeutung eines solchen Standortes noch deutlicher. Deuten Pressemeldungen auf eine Verschärfung solcher Situationen vor allem in Risikogebieten hin, sollte ein Mobilbetreiber entsprechende Maßnahmen für einen Winterstandort bereits eingeleitet oder besser abgeschlossen haben. Wird er von einem Aufstallungsgebot in seiner Region durch die morgendliche Radiomeldung überrascht, hat er bereits entsprechend vorgesorgt und es kommt keine Hektik auf. Bei Ställen ohne Bodenplatte muss der Stall zum Zeitpunkt der behördlich verordneten Stallpflicht bereits am Winterstandort stehen, ein Versatz über möglicherweise mit Wildvogelkot kontaminierte Flächen ist dann nicht mehr möglich.
Was vor dem Hintergrund von Wintermanagement in Mobilhaltungen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf, ist das Management der Ställe selbst und der Geflügelherden darin. Hähnchenhaltung wird mobil bislang überwiegend saisonal betrieben. Zu Weihnachten oder zum Osterfest gönnt sich der Verbraucher gern das hochpreisigere Fleisch aus der extensiven Haltungsform. Hinzu kommt, dass Masthähnchen bei kaltem und feuchtem Wetter den Auslauf nicht so intensiv nutzen wie die agileren Legehennenherden.
Der Versatz eines Mobilstalles im Winter muss auch in Zusammenhang mit dem  direkten Stallumfeld gesehen werden. Durch starke Nutzung des stallnahen Bereiches durch die Tiere bilden sich in der Vegetationsruhe Kahlstellen im stallnahen Bereich. Kommt bei Regenwetter Pfützenbildung dazu, ist dies aus hygienischen Gründen besonders kritisch zu sehen. Auch hier  bietet die Hackschnitzelmatte enorme Vorteile: zur Gesunderhaltung des Bestandes ebenso wie für das Stallmanagement.
Denn viele feuchte Hühnerfüße tragen entsprechend viel Feuchtigkeit in den Stall. Mit der daraus folgenden „Plattenbildung” in Form von verfestigter Einstreu haben in solchen Phasen fast alle Stallmodelle zu tun.
 
Plattenbildung vermeiden
Solche schwer zu entfernenden Kotplatten lassen sich durch den Einsatz von Strohpellets im Einstreubereich vermeiden.
Dies ist aber nicht nur in der Mobilhaltung ein Thema, auch in Festställen werden Plattenbildungen durch den Eintrag von Feuchtigkeit aus dem Außenbereich regelmäßig beobachtet und dann im Idealfall durch Einstreuwechsel reguliert. In Mobilställen haben sich für die Einstreu Strohpellets als das  Mittel der Wahl herauskristallisiert. Sie haben ein hohes Feuchtigkeitsaufnahmevermögen. Die meisten Mobilbetreiber misten den Einstreubereich nicht aus, sondern streuen  nur nach.
Dies hat überwiegend logistische Gründe: Während die Feststallbetreiber durch große Tore in zwei bis drei Meter breite Scharr- und Kaltscharräume mit dem Hoftrack zum Entmisten hineinfahren, muss der Mobilstall von Hand mit der Schaufel gemistet werden. Das ist mühselig, kostet Zeit und das Lösen der Kotplatten überdies Kraft. Wer mit Plattenbildung im Einstreubereich Probleme hat, sollte in jedem Fall das Einstreuen von Langstroh vermeiden. Extremsituationen traten in diesem Zusammenhang nach der Einstallphase 2016/17 wegen der Vogelgrippe auf. Einige Betreiber hatten zur Beschäftigung der Tiere Langstroh eingestreut, welches dann mit dem Kot zusammen zu Strohmatten verklebte. Solche in der Regel betonharten Matten sind dann mittels Körperkraft nicht mehr so einfach auszumisten.
Fazit: Die Flächenlogistik in der Mobilhaltung gelangt in den Wintermonaten aufgrund von Vegetationsruhe und extremen Witterungseinflüssen ebenso wie bei Festgebäuden an Grenzen und erfordert umsichtiges Handeln des Betreibers.