Betrieb und Wirtschaft | 04. Mai 2016

Mit der Schule fertig – was dann?

Von Petra Littner
Die Berufswahl bereitet vielen schon lange vor dem Schulabschluss Kopfzerbrechen. Wer großen Spaß an Technik hat, für den könnte „Land- und Baumaschinenmechatroniker” passen. Die beiden Azubis Lars Geppert und Robin Isabella Klemm haben darin ihren Traumjob gefunden.
„Ich wollte trotz akademischer Ausbildung in der Praxis arbeiten”, erklärt Lars Geppert, Azubi für Land- und Baumaschinenmechatronik.
Die Berufswahl ist wie eine Weichenstellung – eine wichtige Entscheidung, die für viele junge Menschen den Lebenslauf vorprogrammiert. Es lohnt sich also, vor dem Einstieg sorgfältig darüber nachzudenken und einige wichtige Faktoren mit einzubeziehen.
Wichtige Fragen
Welche Ziele will ich erreichen? Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten? Wie ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt? Strukturelle Voraussetzungen sollten ebenso berücksichtigt werden: Bin ich bereit, für den Job den Wohnort zu wechseln?
Lars Geppert aus Berghaupten in der Ortenau hat seinen Weg gefunden. Der 27-Jährige hat das Diplom als  Bauingenieur in der Tasche und absolviert nun eine Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker. Damit baut er auf theoretische Kenntnisse auf, die er während des Ingenieurstudiums erlangt hat. „Ich wollte trotz akademischer Ausbildung in der Praxis arbeiten”, erklärt Lars Geppert seinen Entschluss. Maschinen und Technik faszinierten ihn von klein auf. Wie Motoren, Getriebe und Hydraulik funktionieren, das will der Akademiker jetzt mit eigenen Händen „be-greifen”. Und daneben die Schweißtechnik erlernen. Was er in technischer Mechanik, Werkstoffkunde, Baukonstruktion und Vermessung an der Hochschule gelernt hat, kommt ihm dabei zugute.
Voraussetzung für die Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker ist – wie allgemein üblich – ein Lehrvertrag. Eine für ihn passende Stelle fand Lars Geppert beim John Deere-Vertriebspartner Klaus Fautz in Biberach. In dem kleineren Betrieb war er von Anfang an gefordert und erhielt auch gleich Aufgaben mit Eigenverantwortung.
Schule und Praxis
In Ergänzung dazu besucht er die Gewerbeschule in Breisach, die er als ideale Ergänzung sieht. Hier werden beispielsweise auch Fragen aus dem laufenden Betrieb besprochen. „Kürzlich konnten wir die Ursache für einen zu hohen Ölstand nicht ermitteln. Dass es an der undichten Kraftstoff-Einspritzpumpe lag, fanden wir im Unterricht heraus”, erklärt Geppert.
Die Instandsetzung hat er vom Ausbau über die Reparatur bis zum Einbau eigenhändig ausgeführt und das Erfolgserlebnis direkt für seine Projektarbeit verwendet. Lars Geppert konnte aufgrund seiner Vorbildung das erste Jahr Vollzeitschule überspringen und direkt ins zweite Lehrjahr einsteigen. Welche Voraussetzungen man für eine Verkürzung der sonst dreieinhalbjährigen Lehrzeit mitbringen muss, darüber informieren im Übrigen Berufsberater bei Innung und Handwerkskammer sowie die gewerblichen Schulen.
Dass unter den Azubis auch junge Frauen zu finden sind, ist zwar immer noch ungewöhnlich, aber längst nicht mehr undenkbar. Schließlich besteht die Arbeit der Land- und Baumaschinenmechatroniker zu großen Teilen aus Diagnose, Wartung und Inbetriebnahme von Maschinen und Geräten. Für körperlich schwere Tätigkeiten wie einen Reifenwechsel stehen einige Hilfsgeräte zur Verfügung. Diese Voraussetzungen haben Robin Isabella Klemm dazu bewogen, den Beruf zu ergreifen. Schon als Kind habe sie im elterlichen Betrieb mit Hingabe an verschiedenen Teilen herumgeschraubt, erinnert sich die 22-Jährige. Im März erhielt sie bei der feierlichen Freisprechung in der Gewerbeakademie in Freiburg als einzige Frau unter 117 Absolventen den Gesellenbrief. Am Anfang sei sie skeptisch beobachtet worden. Das habe sich aber gelegt, als die Jungs merkten, dass sie sich wirklich interessiert und mitanpackt. „Es gibt Schutz- und Reinigungsmittel, aber wer Angst vor schmutzigen Händen hat, sollte vielleicht eher etwas anderes erlernen”, erklärt sie augenzwinkernd. Sie selbst findet es nämlich faszinierend, mit bloßen Händen einen Motor instand zu setzen:  „Das ist das Herz der Maschine.”
Robin Isabella Klemm arbeitet gerne mit Maschinen.
Jungen Frauen, die neugierig auf den Beruf sind, empfiehlt sie, ein Praktikum zu absolvieren. So kam sie damals an ihre Ausbildungsstelle bei der Wacker Neuson Vertrieb GmbH nahe ihrer Heimatstadt Kassel. Zur Berufsschule kam sie nach Breisach und hat nun in der Niederlassung in Freiburg-Opfingen eine Festanstellung erhalten. Hier will sie jetzt Berufserfahrung sammeln und sich in betrieblichen Fortbildungen weiter qualifizieren. Als weiteres Ziel steuert sie die Meisterprüfung und den Ausbilderschein an.
Mit der Gesellenprüfung erreicht man also nicht die Endstation. Vielmehr ist sie das Sprungbrett für neue oder weitere Reiseziele. Wegweiser dafür gibt es viele, welchen Weg man einschlägt, ist aber immer eine sehr persönliche Angelegenheit. Beeinflusst durch die eigenen Wünsche, Familie, Freunde und Vorbilder.