Tierhaltung | 10. Juli 2020

Melkroboter zwischendurch desinfizieren

Von Dr. Marco Horn
Auf Betrieben mit einem Automatischen Melksystem (AMS) wird die Herde mehrmals täglich mit dem gleichen Melkzeug gemolken. Um zu vermeiden, dass dadurch Mastitiserreger verschleppt werden, ist eine funktionierende Zwischendesinfektion wichtig.
Ob nur mit Wasser oder doch mit Säure oder sogar mit Heißdampf: Die Zwischendesinfektion im Melkroboter ist wichtig, damit keine Mastitiserreger von Kuh zu Kuh übertragen werden.
In einem österreichweiten Projekt der Landwirtschaftskammern und Tiergesundheitsdienste wurden die Reinigung und Desinfektion auf 48 Melkroboterbetrieben mit 49 Melkrobotern mittels Tupferproben überprüft. Die untersuchten Betriebe unterschieden sich hinsichtlich Herdengröße und Milchleistung, aber auch in Bezug auf die Keim- und Zellzahl und deckten dadurch ein breites Spektrum an möglichen Einflussfaktoren ab.
Die Proben wurden von den AMS-Beratern der Landwirtschaftskammern bei Melkrobotern der Firmen De Laval, Gea, Boumatic, Lely und Lemmer-Fullwood gezogen. Es wurden von der  Euterbürste sowie den Melk- und Vorbereitungsbechern Tupferproben entnommen. Daneben wurde auch überprüft, wie hoch die Konzentration und Menge der Zwischendesinfektionslösung war. Zusätzlich wurden andere mögliche Einflussfaktoren erfasst – zum Beispiel die Anzahl der Hauptreinigungen oder das Alter der Zitzengummis.
Ergebnisse der Tupferproben
Die Tupfer wurden im Labor sowohl auf die Höhe der Keimbelastung als auch auf die Art des Keims untersucht. Auf 34 Prozent der Tupfer wurde kein Keimgehalt nachgewiesen. Ein fast gleich hoher Anteil der Tupfer, nämlich 32 Prozent, war allerdings hochgradig belastet.
Es ist jedoch aufgefallen, dass vor allem die Eutervorbereitungsbürsten und -becher von der hochgradigen Keimbelastung betroffen waren. Annähernd jede zweite Eutervorbereitungsvorrichtung war hochgradig mit Keimen belastet (siehe Abbildung).
Dies lag vor allem daran, dass auf 39 Prozent der untersuchten Betriebe keine Zwischendesinfektion für Bürste und Vorbereitungsbecher vorhanden oder nicht in Betrieb war. Diese Betriebe spülten nur mit Wasser und hatten dadurch eine vielfach erhöhte Keimbelastung im Vergleich zu Betrieben, die mit Säuren zwischendesinfizierten.
Allerdings zeigten sich bei der Kontrolle der Säurekonzentration große Unterschiede zwischen den Betrieben. Bei etwa der Hälfte der Betriebe war die Zwischendesinfektionslösung für die Eutervorbereitungseinrichtung entweder unter- oder überdosiert. Während eine Unterdosierung zu einer unzureichenden Desinfektion führt, wird bei einer Überdosierung nicht nur unnötig viel Desinfektionsmittel verbraucht, auch die Gummiteile verschleißen schneller.
Dampf wirkt am besten
Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei den Melkbechern. Betriebe, die nicht zwischendesinfizierten, sondern die Melkbecher nur mit Wasser zwischenspülten, wiesen eine deutlich höhere Keimbelastung auf. Unter den Anlagen, die nur mit Wasser gespült wurden, wiesen 63 Prozent der Tupfer  eine hohe Keimbelastung auf. Wurde mit Säure oder Heißdampf zwischendesinfiziert, lag dieser Wert nur bei 20 beziehungsweise 15 Prozent.
Die besten Ergebnisse konnten jene Anlagen erzielen, die zur Zwischendesinfektion Heißdampf einsetzten. Hier wurde bei 60 Prozent der Tupfer kein Keimgehalt nachgewiesen.
Häufig sind es Umwelterreger
Am wirkungsvollsten ist eine Zwischendesinfektion mit Heißdampf: Bei 60 Prozent der Proben konnten keine Keime an den Melkbechern nachgewiesen werden.
Bei der Auswertung der Keime, die auf den Tupfern nachgewiesen wurden, ist auffällig, dass Umwelterreger vorherrschten: Dazu gehören E. coli und andere coliforme Keime sowie Streptokokken, Enterokokken und Bacillus. Umwelterreger waren für 57 Prozent der positiven Befunde verantwortlich. Sie stammen aus der Stallumgebung der Tiere oder vermehren sich dort. Die Kühe infizieren sich hauptsächlich in den Zwischenmelkzeiten. Umwelterreger können aber auch über ein Melkzeug verschleppt werden, das zwischen den Melkvorgängen unzureichend desinfiziert wurde.
Während Streptococcus uberis meist aus nass gewordenem und verpilztem Stroh stammt, kommt Klebsiella spp. in falsch gelagerten Sägespänen vor. E. coli und Enterokokken sind hingegen im Rinderkot zu finden. 
Um Euterentzündungen durch Umwelterreger vorzubeugen, spielen also die Stallhygiene und das Stallklima eine entscheidende Rolle. Daher müssen die Liege- und Laufflächen der Kühe sauber sein. Die Liegeflächen müssen regelmäßig gepflegt, gereinigt und eingestreut werden. Dies gilt nicht nur für laktierende, sondern auch besonders
für trockenstehende Kühe. Aber auch die Hygiene der Laufflächen ist entscheidend. Sind diese stark verschmutzt, sind es auch die Klauen, und so gelangt immer wieder frischer Kot auf die Liegeflächen und damit in die Nähe der Euter.
Ein feucht-warmes Stallklima muss unbedingt vermieden werden, da sich unter diesen Bedingungen Umwelterreger optimal vermehren können und der Keimdruck im Stall steigt. Oberstes Ziel im Melkroboterbetrieb sollte es sein, dass 85 Prozent der Kühe die Melkbox mit Hygienenote eins oder zwei betreten (siehe Abbildung).
Koagulase-negative Staphylokokken konnten in 30 Prozent der positiven Befunde nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um natürliche Bewohner der Zitzenhaut. In vielen Fällen beeinträchtigen diese Erreger die Eutergesundheit nicht. Speziell in Kombination mit einer schlechten Zitzenkondition oder bei Erstlaktierenden können sie aber auch zu subklinischen Euterentzündungen führen.
Fazit
Wird die gesamte Herde mehrmals täglich mit dem gleichen Melkzeug gemolken, stellt dies ein potenzielles Risiko für die Verschleppung von Mastitiserregern dar. Durch eine funktionierende Zwischendesinfektion kann die Keimbelastung deutlich gesenkt werden – sowohl auf Eutervorbereitungsbürste und -becher als auch auf Melkbechern. Die Zwischendesinfektion mit Dampf scheint wirkungsvoller als mit Säure. Regelmäßige Kontrolle und Wartung der Melktechnik sichern nicht nur einen störungsarmen Betrieb, sondern auch die Eutergesundheit der Herde.