Pflanzenbau | 14. Oktober 2016

Mehr aus dem Maisstroh rausholen

Von Gernot Raiser
Vom Körnermais bleibt nach dem Drusch meist ein Großteil der Pflanzenmasse auf dem Feld liegen und wird eingearbeitet. Denkbar wäre aber auch die Nutzung der Erntereste für die Erzeugung von Biogas. Ein Feldversuch zur Ernte und Bergung fand am 6. Oktober in Südbaden bei Neuenburg statt.
Das in Schwaden abgelegte Maisstroh wird von einem Feldhäcksler aufgenommen und auf einen Transportwagen überladen.
Getestet werden im Rahmen eines Pilotprojektes verschiedene landtechnische Ansätze zum Drusch, zur Bergung des Maisstrohs vom Acker sowie zur Zerkleinerung und der Abfuhr zu einer Biogasanlage.
Das Vorhaben geht zurück auf eine Initiative der badenova Wärmeplus GmbH & Co. KG in Freiburg. Die Versuche, die 2015 gestartet waren und somit 2016 zum zweiten Mal durchgeführt werden, werden wissenschaftlich vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) begleitet.
„Wir betreiben neben diversen Windkraft- auch zwei Biogasanlagen und sind für deren Beschickung auf der Suche nach alternativen Substraten”, erklärt Matthias Hüger die Motivation für das Maisstrohprojekt der Wärmeplus GmbH, das er leitet. Die Firma möchte die Vergasung von Silomais reduzieren und setzt aus diesem Grund schon bisher Traubentrester, Apfeltreber, Getreidestäube und gehäckselte Vaterpflanzen aus der Saatmaisproduktion für die Biogasproduktion ein. 
Gas aus Maisstroh
Der Strohmax, eine Neuentwicklung, kann in einem Arbeitsgang mulchen und häckseln.
Gasertragsanalysen zeigten, dass auch die Körnermaisrestpflanzen ohne Körner noch ein relativ hohes Gasertragspotenzial haben, macht Hüger deutlich. „Unser Interesse ist, dieses Energiepotenzial nutzbar zu machen. Die technische Herausforderung besteht darin, das Feld so abzuräumen, dass danach kein zusätzlicher Arbeitsgang zum Mulchen notwendig ist. Auf diese Weise hoffen wir, Landwirte für unsere Idee gewinnen zu können”, erläutert der Projektleiter. Auf den  Feldern bei Neuenburg wurden drei Verfahren vorgestellt:
Geringhoff hat den Prototyp eines Maispflückers entwickelt, der das Stroh in Schwaden ablegen kann.

  • Ein normaler Mähdrescher mit speziellem Pflückvorsatz von Geringhoff, der die Erntereste nicht – wie bisher – breitflächig verteilt, sondern in einem Schwad ablegt.
  • Der Schwad wurde anschließend in der ersten Variante von einem Feldhäcksler aufgenommen und die zerkleinerten Pflanzenreste wurden über eine Silomaiskette in die Biogasanlage gebracht. In der zweiten Variante übernahm ein handelsüblicher Ladewagen mit integriertem Schneidwerk diese Arbeiten. Tendenziell ist hier die Zerkleinerung geringer.
  • Eine andere Variante ist ein Strohmax genannter, neuer Häckslervorsatz. Er mulcht die beim „normalen” Maisdrusch breitflächig abgelegten Erntereste zunächst, bevor sie auf Großraumwagen überladen und ebenfalls in die Biogasanlage transportiert werden.
LTZ begleitet Versuche
„Wir wollen herausfinden, ob die Vergärung von Körnermaisstroh einen Beitrag dazu leisten kann, den Anbau von  Silomais mit seinen negativen Begleiterscheinungen zu verringern”, ergänzt Kerstin Stolzenburg vom LTZ. Über die tatsächliche Methanausbeute lasse ich im Augenblick noch nicht viel Konkretes sagen. Das Projekt befinde sich erst im zweiten Jahr und 2015 habe wegen der Trockenschäden extrem wenig Maisstroh für Forschungszwecke zur Verfügung gestanden. Das LTZ begleitet das Projekt hinsichtlich seiner möglichen Auswirkungen auf den Stickstoff- und Humushaushalt des Bodens. Auch die Wirtschaftlichkeit wird untersucht.
Es waren auch mehrere Landwirte aus Deutschland und dem Elsass zur Maschinenvorführung in Neuburg angereist. Frankreich will bis 2020 insgesamt 1000 Biogasanlagen bauen. Die Vergärung von Silomais ist bei unseren Nachbarn allerdings unerwünscht. Die französischen Anlagenbetreiber sollen überwiegend mit Reststoffen arbeiten wie Mist, Gülle, Trester, Getreideausputz oder (Mais-) Stroh. Deshalb unterscheidet sich auch die staatliche Förderung jenseits des Rheins deutlich von der hiesigen. Christian Richert aus Hohfrankenheim bei Straßburg nannte das Beispiel einer Biogasanlage mit einem Ausstoß von 130 Normkubikmetern Biomethan pro Stunde. Die Grundvergütung betrage dort seit 2011 acht Cent je Kilowatt und steige auf 11,3 Cent, wenn Abfälle aus der Landwirtschaft benutzt werden.
Anregungen hatten sich die französischen Landwirte in Österreich geholt, bevor ihre Anlage nach vier Jahren Vorbereitung im Mai dieses Jahres ans Netz gegangen ist. In Österreich wird Maisstroh schon seit längerem zu Biogas vergoren.
In Frankreich ist das Verfahren so organisiert, dass die Betreiber einer Biogasanlage das Material bei den Maisanbauern kostenneutral ab Feld bergen und im Gegenzug die Biogasgülle ebenso kostenneutral auf diesen Flächen ausbringen.
„Die Biogasausbeute ist bessser als erwartet. Aber die Rechnung geht nur auf, wenn der Prozess technisch und organisatorisch ausgefeilt ist. Der Erfolg beim Methanertrag aus Maisstroh hängt praktisch von jedem Detail ab. Das zu optimieren, ist eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe”, lautet das Fazit des Franzosen.