Pflanzenbau | 04. Juni 2020

Massive Schäden in Mais - Mesurol fehlt

Von Dr. Hubert Sprich
Nach einem meist zügigen Auflauf der Maisbestände unter günstigen Wetterbedingungen ab Anfang Mai zeigen sich jetzt zunehmend ungewöhnlich starke Schäden durch Fritfliegenbefall sowie Vogelfraß. Außerdem treten lokal starke Schäden durch Drahtwürmer auf.
Auf vielen Maisflächen, die von tierischen Schädlingen heimgesucht worden sind, werden in diesem Jahr nur der Umbruch und eine erneute Einsaat übrigbleiben.
Die Konsequenz der Schäden ist, dass in diesem Frühjahr ungewöhnlich viele Maisschläge nachgesät werden müssen. 
Fritfliegen
Die Schäden der Larven der Fritfliege, die auf manchen Schlägen über 30 % der Maispflanzen befallen haben, lassen sich jetzt in Form von Verdrehungen und starker Seitentriebbildung gut erkennen. Bei starkem Befall zerstören die Larven den Vegetationspunkt, sodass die Pflanzen absterben.
Die Fritfliege legt ihre Eier in die Blatttüten des Maises im Ein- bis Drei-Blatt-Stadium, ab dem Vier-Blatt-Stadium findet meist keine Eiablage mehr statt. Wenige Tage danach schlüpfen die nur rund drei Millimeter langen weißen Maden und fressen an eingerollten Blättern in der Nähe des Vegetationspunktes.
Die Ertragsverluste sind aktuell schwer zu schätzen, es ist jedoch offensichtlich, dass geschädigte und stark bestockte Pflanzen einen deutlich geringeren Ertrag erzielen.
Korkenzieherartige Verdrehungen und starke Seitentriebbildung als Folge von Fritfliegenbefall.
Bisher wurden die kleinen Maispflanzen durch die meist obligatorische Mesurolbeize (Wirkstoff: Methiocarb) vom Fraß der Larven der Fritfliege geschützt. Mit dem Wegfall der Zulassung der Mesurolbeize zum 31. Juli 2019 lässt sich die starke Zunahme der Schäden in diesem Frühjahr erklären. Derzeit können Larven der Fritfliege nur durch den Einsatz von Insektiziden wie Karate Zeon oder Hunter (Lambda-Cyhalothrin) im Ein- bis Drei-Blatt-Stadium des Maises bekämpft werden, wobei die Wirkung einer solchen Spritzung sehr begrenzt sein dürfte.
Krähenschwärme
Eine weitere Folge des Wegfalls der Mesurolbeize, die eine gute Vergrämungswirkung gegen Vögel hatte, ist die starke Zunahme von Schäden durch Krähen sowie durch Fasanen und Tauben. Zwar standen zur Aussaat 2020 einige Sorten mit einer Korit-Beizung zur Verfügung. Korit 420 FS mit dem Wirkstoff Ziram hat seit mehreren Jahren eine Zulassung in Österreich zur Vogelvergrämung. Nach bisherigen Beobachtungen ist der Schutz durch Korit jedoch schwächer als bei der bisher eingesetzten Mesurolbeize. 
Auch Drahtwürmer profitieren von der Klimaerwärmung und Trockenheit und vermehren sich.
Ungewöhnlich starke Schäden treten dieses Frühjahr darüber hinaus durch Drahtwürmer auf. Derzeit stehen mit Sonido (Thiacloprid) und Force 20 (Tefluthrin) zwei Maisbeizmittel gegen Dratwurmbefall zur Verfügung. Allerdings läuft EU-weit die Zulassung des Wirkstoffes Thiacloprid aus, so dass zur Aussaat 2021 voraussichtlich nur die wesentlich weniger wirksame Force-Beizung zur Verfügung stehen dürfte. Deshalb sind zukünftig auch durch diesen Schädling stärkere Schäden zu befürchten.