Waldwirtschaft | 30. Dezember 2015

Massive Schäden durch das Eschentriebsterben

Von Gernot Raiser
Das Eschentriebsterben und ein neues Konzept des Landesbetriebs Forst Baden-Württemberg (ForstBW) zur Aufklärung von Waldbesuchern bei Absperrungen im Wald standen im Mittelpunkt der traditionellen Pressefahrt von BLHV und ForstBW am 17. Dezember 2014.
Symptome des Eschentriebsterbens an Ästen.

Das Eschentriebsterben ist eine akute Bedrohung der Esche, die an der Waldfläche Baden-Württembergs einen Anteil von knapp 5 % hat. Im Land sind derzeit rund 11450 Hektar der Eschenbestände wirtschaftlich fühlbar betroffen. Davon ist knapp die Hälfte (4600 Hektar) in ihrem Bestand bedroht. Die Dramatik des Geschehens wurde den Teilnehmern der Pressefahrt im Staatswald Weisweil am Rhein am Beispiel eines völlig geräumten Eschenbestandes vor Augen geführt.
Eingeschleppte Pilzkrankheit
Stammfäulnis (Nekrose) als Folge des Pilzbefalls.
Ursache des Eschentriebsterbens ist der Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus (Falsches Weißes Stengelbecherchen). Das Eschentriebsterben wurde in Deutschland erstmals im Jahr 2002 beobachtet.  Der aus Asien eingeschleppte Schädling lässt Triebe und Baumkronen austrocknen. Im weiteren Verlauf kommt es zu Fäulnisbefall am Stamm und zum Absterben der Bäume. 
„Die Esche hat nach der Buche und den heimischen Eichenarten den dritthöchsten Anteil der Laubbaumarten in Baden-Württemberg”, betonte in Weisweil Meinrad Joos. Der Forstpräsident am Regierungspräsidium Freiburg verwies darauf, dass die Baumart  vor dem Auftreten der neuen Krankheit als forstlich zukunftsfähig gegolten habe. Sie komme im Gegensatz zum Bergahorn, mit dem sie oft vergesellschaftet sei, auf nährstoffreichen, lehmig-tonigen Böden auch bei starker Trockenheit sehr gut zurecht.
Wie Fachleute von ForstBW bei der Veranstaltung weiter erläuterten, sei neben der Schwäbischen Alb und Franken die Oberrheinebene am stärksten vom Eschentriebsterben betroffen. Hier sei in den vergangenen Jahrzehnten viel in die ökologisch und ökonomisch wertvolle Baumart investiert worden. Einzelne Gemeindewälder hätten einen Eschenanteil von bis zu 30 % und seien deshalb von der Krankheit besonders stark betroffen.
Meist bleibt nur die Rodung
Eine aktive Bekämpfung des Eschentriebsterbens ist nicht möglich. Die Krankheit breitet sich über die Blätter und den Sporenflug des Pilzes weiträumig aus. Das führt zu einem starken Infektionsdruck, der die Bäume jedes Jahr aufs Neue bedroht. Forstverwaltung und Forstwissenschaften versuchen gemeinsam, einen Ausweg aus der Eschenkrise zu finden. Wissenschaftliche Untersuchungen zu der Pilzkrankheit gibt es europaweit, da sie sich auf dem ganzen Kontinent breit gemacht hat. Der Landesbetrieb ForstBW und vor allem die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg suchen nach widerstandsfähigen oder resistenten einheimischen Eschen.
Diese sollen, falls man welche findet, als Basis für Neuanpflanzungen dienen.  Denkbar wäre eine Vermehrung über Klontechniken oder Pfropfmethoden. Deshalb appellieren die Verantwortlichen an alle Waldbesitzer, resistent erscheinende oder ausreichend tolerante Eschenbäume zu schonen. Von besonderem Interesse sind alle Eschen, die bisher keine oder nur geringe Anzeichen der Krankheit im Kronenbereich aufweisen.
Bei starkem Befall bleibt im Grunde nur das Fällen der befallenen Bäume übrig. Die von Rodungen betroffenen Forstbetriebe müssen massive Vermögensverluste in Kauf nehmen durch die zwangsweise Nutzung junger Bestände sowie erhöhte Kosten für die Neuanpflanzung anderer Baumarten. Auch die notwendigen Maßnahmen zur Verkehrssicherung und Sicherheitsmaßnahmen bei der Holzernte durch den hohen Totholzanteil verursachen Zusatzkosten. Die Pilzkrankheit verursacht Holzverfärbungen und Fäulnis, was zu Qualitäts- und Wertverlusten führt.
Erkrankte Bäume können, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar wäre, in ihrer Standsicherheit so sehr beeinträchtigt sein, dass sie zum Beispiel bei Wind leicht umfallen und damit ein hohes Sicherheitsrisiko darstellen, für das der Waldbesitzer haftet. Doch bei Wegesperrungen, zum Beispiel für die Holzernte, kommt es zu Konflikten mit Waldbesuchern, die die Notwendigkeit dieser Maßnahmen nicht einsehen. Auch dieses Thema war Gegenstand der Pressefahrt.
Die Arbeit im Wald erläutern
Thomas Deines erläuterte bei der Pressefahrt das Konzept der Informationskampagne für Waldbesucher.
„Waldarbeit schafft Werte und bewahrt” – unter dieses Motto stellt ForstBW eine Aufklärungskampagne für Waldbesucher. 2015 und 2016 sollen flächendeckend spezielle Plakate und Broschüren vor Ort positioniert werden. Sie sollen dem breiten Publikum die jeweils anstehenden Arbeiten nahe bringen. Damit und mit erläuternden Gesprächen wird um Verständnis für die Belange der Forstwirtschaft geworben.