Pflanzenbau | 19. September 2019

Maiswurzelbohrer in Österreich und Ungarn

Von Klaus Mastel, RP Freiburg
Auf Einladung des Internationalen Maisinformationsrings (IMIR) machten sich Mitte August 54 Landwirte und Berater auf den Weg in die Steiermark und nach Ungarn. Der Maiswurzelbohrer ist in den südlichen, wärmeren Gefilden schon länger eine Herausforderung.
Die Larven des Maiswurzelbohrers haben die Wurzeln einseitig abgefressen, die Pflanze verliert ihre Standfestigkeit.
Die IMIR-Studienfahrt war von Dr. Hubert Sprich organisiert worden. Während drei anstrengender, aber höchst interessanter Tage erhielten die Teilnehmer einen Einblick in die Landwirtschaft vor Ort. Von besonderem Interesse waren  die Befallssituation beim Maiswurzelbohrer, aber auch Schäden und Bekämpfungsmöglichkeiten.
Steiermark schon seit 2004 befallen
Christine Greimel, Referentin für Pflanzenschutz an der Landwirtschaftskammer des österreichischen Bundeslandes Steiermark, verdeutlichte die Befallssituation beim Maiswurzelbohrer (MWB). In der Steiermark ist der Käferdruck seit 2004 von Jahr zu Jahr angestiegen und kulminierte 2014 mit durchschnittlich rund 4000 gefangenen Käfern je Fallenstandort.
Als Folge gingen 2014 flächenhaft die Maisbestände durch Larvenfraß an den Maiswurzeln ins Lager. Daraufhin wurde vorgeschrieben, dass höchstens zweimal Mais in Folge auf derselben Fläche angebaut werden darf und die Bekämpfung mit Insektiziden oder Nematoden ergänzt werden soll.
In den Folgejahren ging der Befall zurück, verblieb aber auf einem sehr hohen Niveau. 2018 wurden in der Steiermark durchschnittlich knapp 2800 Käfern je Fallenstandort gefangen. Zum Vergleich: im Regierungsbezirk Freiburg waren es 2018 nur knapp 300 im Durchschnitt aller Fallenstandorte. Damit war 2018 der durchschnittliche Befall in der Steiermark um das fast zehnfache höher als im Breisgau. 
Bekämpfungsstrategie in Österreich
Die Käfer haben fast alle Narbenfäden gefressen, es kam zu keiner Befruchtung und damit gibt es praktisch keine Körner am Kolben.
Eine Fruchtfolgevorgabe gilt ab 2019 in ganz Österreich: Mais darf höchstens dreimal in Folge auf derselben Fläche angebaut werden. Zusätzlich können und werden Insektizide und ein Nematodenpräparat zur Bekämpfung des Schädlings eingesetzt.
Die prekäre Befallssituation wurde bei der Besichtigung eines Praxis-Maisbestandes bei Spielfeld an der Grenze zu Slowenien mehr als deutlich. Auf diesem Feld wird Mais im vierten Jahr in Folge angebaut. Sofort nach dem Betreten des Maisbestandes schwirrten die Käfer um die Köpfe der Besucher, auch waren sie sofort auf den Maispflanzen zu erkennen. Es konnten an fast allen Pflanzen folgende eindeutige Schadsymptome beobachtet werden:
  • Sichelwuchs: Die Larven des MWB fressen die Wurzeln der Maispflanze, diese neigen sich zur Seite oder fallen um und die Restpflanze versucht, sich aufzurichten.
  • Fraßschäden an den Narbenfäden durch die Käfer führen zu fehlender Befruchtung und zu fehlenden Körnern am Kolben.
  • Fraßschäden an den Blättern durch die ausgewachsenen Käfer. Dieses Schadsymptom entspricht dem Schaden, den das Gereidehähnchen bei Getreide verursacht.
Von der steiermärkischen Kammer werden verschiedene Pflanzenschutzmittel und biologische Präparate zur Bekämpfung des MWB geprüft. Gegenüber der Nullvariante zeigten verschiedene Insektizide sichtbare Erfolge, auch die Variante mit Nematodeneinsatz.
Schlussfolgerungen für Südbaden
Als Resümee der IMIR-Exkursion in Sachen MWB bleibt festzuhalten, dass in Österreich bis zu dreimal Mais in Folge angebaut werden darf und insbesondere in der Steiermark der Maisanbau mit dieser Fruchtfolgevorgabe nur mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglich ist. Ansonsten wäre flächenhaft mit massiven Ertragsausfällen zu rechnen.
Als Umkehrschluss ist für den Anbau in Baden zu folgern, dass ein ununterbrochener  Maisanbau auf Dauer nicht haltbar ist, da geeignete Insektizide in Deutschland nicht zur Verfügung stehen und deren Zulassung zeitnah wohl nicht zu erwarten ist. Deshalb gilt für den Maisanbau auf vielen Flächen im Oberrheingraben von Lörrach bis Rastatt die Fruchtfolgevorgabe bis 2022, dass höchstens zweimal Mais hintereinander auf derselben Fläche angebaut werden darf.
Im Regierungsbezirk Freiburg stiegen die Fangzahlen des MWB von 2016 auf 2017 um das 3,5-fache und von 2017 auf 2018 um das knapp Zweifache an. Die diesjährigen Fangzahlen werden voraussichtlich denen im Vorjahr entsprechen.
Mithilfe der verlängerten Allgemeinverfügung sollte es möglich sein, mit dem MWB in Baden zu leben, indem der Befall auf dem jetzigen Niveau verbleibt und unter der Schadschwelle gehalten werden kann. Die Landwirtschaftsverwaltung wird die Beobachtungen in den kommenden Jahren fortführen, damit entsprechend reagiert werden kann.
Auch in den beiden folgenden Tagen wurde deutlich, dass die Landwirte in Österreich und Ungarn mit dem Maiswurzelbohrer leben können. Die Mehrzahl der besichtigten Betriebe hält den Befall mit Fruchtfolgemaßnahmen in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln unter der Schadschwelle.