Von Dr. Hubert Sprich, Cornexo
In Körnermais sind dieses Jahr viele Kolben von Fusarium befallen. Dies belegen Untersuchungsergebnisse von bereits geernteter Ware. Für Körner- und Silomais gleichermaßen wichtig ist die Feldhygiene, was bedeut
Das gründliche Mulchen verhindert das Überwintern des Maiszünslers in der Maisstoppel, fördert den Strohabbau und senkt damit die Gefahr von Fusariuminfektion im Folgejahr, zum Beispiel bei Weizen.
Das frühe Auftreten der erheblichen Pilzinfektionen dürfte mit den feuchten Bedingungen während der Maisblüte und der häufigen Anlage von Zweitkolben zusammenhängen, die stärker betroffen sind. Außerdem ist auf zahlreichen Schlägen ein erheblicher Befall mit Maiszünslern am Kolben zu beobachten. Seine Fraßschäden erhöhen die Infektionsgefahr zusätzlich.
In der Südpfalz hatte die Maisernte bereits in der letzten Septemberwoche begonnen, während die Ernte am Oberrhein erst in der zweiten Oktoberwoche eingesetzt hat. Die Erträge liegen bisher über den Vorjahren, allerdings wurden vereinzelt deutliche Überschreitungen der Grenzwerte für De-oxynivalenol (DON) gemessen. Stark betroffen waren in erster Linie Maisflächen, die während der Blüte im Juli unter Staunässe gelitten hatten. Ebenso Bestände mit zahlreichen Zweitkolben. Meist beginnt der Pilzbefall von der Spindelspitze her, besonders wenn der Kolben oben nicht vollständig befruchtet oder durch Maiszünslerlarven oder Vogelfraß geschädigt worden ist. Vor allem bei feuchtem Herbstwetter breiten sich die Pilzinfektionen zügig von der Kolbenspitze bis zur Basis aus.
Grenzwerte beachten
Dann besteht die Gefahr, dass die EU-weit geltenden Grenzwerte für die Pilzgifte Deoxynivalenol, Zearalenon und Fumonisine im Erntegut überschritten werden. In diesen Fällen kann die Ware nicht mehr im Lebensmittelbereich eingesetzt werden. Mit zunehmender Abreife ist zudem mit verstärktem Stängelfusarium und anschließendem Lager und Ernteverlusten zu rechnen. Eine erhöhte Fusariumgefahr besteht besonders bei Sorten, deren Lieschblätter den Kolben fest umschließen, sodass die Maiskörner nur langsam trocknen können. Wenn sich die Lieschen leicht vom Kolben lösen, trocknen diese zügiger ab.
Bei Fusariumbefall Ernte vorziehen
Vor allem Bestände, die im Sommer unter Staunässe gelitten hatten, einen stärkeren Zünslerbefall aufweisen oder zahlreiche Doppelkolben ausgebildet haben, sind jetzt regelmäßig auf Kolbenfusarium zu kontrollieren. Dazu sollten pro Schlag an drei bis vier verschiedenen Stellen jeweils zehn Kolben entliescht werden. Dabei ist besonder auf die schwächeren Zweitkolben zu achten. Ein Fusariumbefall lässt sich gut an einem weißen bis lachsroten Pilzrasen erkennen. Bei auffälligem Befund empfiehlt sich eine frühzeitige Ernte. Dies verringert die Wachstumszeit der Pilze und damit die Bildung der Gifte. Allerdings sollte die Erntefeuchte möglichst unter 35 Prozent liegen, da sonst mit erheblichem Bruch zu rechnen ist.
Untersuchungen der vergangenen Jahre haben regelmäßig eine Zunahme der Fusarientoxine bei späten Ernteterminen ergeben. Da sich die Ernte 2021 aufgrund der aktuell noch hohen Kornfeuchten bis in den Dezember hinziehen dürfte, besteht in diesem Jahr die Gefahr erhöhter Mykotoxingehalte.
Bei einem sichtbaren Befall der Kolben mit Fusarium sollte die Ernte gleich nach dem Drusch zur Trocknungsanlage gebracht und zügig getrocknet werden, da sich die Pilze in feuchtem Pflanzenmaterial rasch ausbreiten. Durch das Trocknen sterben die Fusarien ab, sodass danach keine weiteren Giftstoffe mehr gebildet werden.
Maisstroh und Stoppeln zerkleinern
Derzeit können auf vielen Maisflächen sehr starke Schäden durch Zünsler beobachtet werden. Vermutlich hat der Schädling von den moderaten Temperaturen während der Eiablage im Juli profitiert, wodurch nur wenige Eier vertrocknet sind und sich zahlreiche Larven entwickeln konnten. Auch war dieses Jahr eine lange Flugdauer und damit eine Eiablage des Maiszünslers bis in den August zu beobachten. Dies erklärt die teilweise unbefriedigende Wirkung sowohl der chemischen wie der biologischen Bekämpfung. Besonders das 2021 lange Flugfenster des Insekts führte dazu, dass die einmalige Trichogramma-Ausbringung nicht immer den gewohnten Erfolg erzielte. Die zweimalige Freisetzung und der Insektizideinsatz schnitten in der Regel besser ab, aber auch hier war der Bekämpfungserfolg längst nicht immer ausreichend.
Derzeit wandern die Zünslerraupen im Maisstängel nach unten, um unterhalb des letzten Knotens als rund drei Zentimeter große Raupe in der Pflanze zu überwintern. Da zum Erntezeitpunkt die meisten Larven bereits im unteren Teil des Stängels angekommen sind, werden sie weder bei der Körner- noch bei der Silomaisernte vollständig erfasst. Für eine effektive Zünslerbekämpfung ist deshalb eine zusätzliche Bearbeitung der Stoppel notwendig. Besonders effektiv arbeiten dabei Schlegelmulcher mit Hammerschlegeln und Gegenschneiden. Um umgedrückte Stoppeln besser zu erfassen, ist es sinnvoll, gegen die Ernterichtung zu mulchen. Idealerweise sollten das Maisstroh einschließlich des unteren Knotenbereiches zerkleinert, die Stängel geöffnet, zerspleißt und gleichmäßig auf der Fläche verteilt sowie mit Erde vermischt werden. Bei einer intensiven Stoppelbearbeitung werden über 90 Prozent der Maiszünslerlarven sowie deren Winterquartiere zerstört.
Da der Schädling sehr mobil ist, sollte in Regionen mit stärkerem Befall allen Landwirten bewusst sein, dass das Mulchen nur dann wirksam wird, wenn alle teilnehmen. Das konsequente Zerkleinern des Maisstrohs beschleunigt auch die Verrottung. Dadurch sinkt die Gefahr der Übertragung der Fusarienpilze auf die Folgekultur wie Getreide oder Mais. Dies gilt auch für andere Pilzkrankheiten wie Rhizoctonia und Helmithosporium, die ebenfalls an Maisstroh überwintern können.