Most- und Saftpressen – das ist ein wichtiger Betriebszweig auf dem Lunzenhof in Oberharmersbach. Passend dazu laden Sitzmöbel in Form von Äpfeln und Birnen zu einer Auszeit ein. Damit hat Familie Schwendemann den BBZ-„Hingucker”-Wettbewerb gewonnen.
Ein üppig blühender Bauerngarten liegt vor dem Hauptgebäude des Lunzenhofs in Oberharmersbach, den Thomas und Barbara Schwendemann bewirtschaften.
Frischer Apfelsaft und hofeigene Landjäger direkt vor Ort genießen. Das geht auf dem Betrieb von Barbara und Thomas Schwendemann in Oberharmersbach: Aus einer unscheinbaren Ecke direkt an der Einfahrt zum Lunzenhof ist ein echter Hingucker geworden – wo vor Kurzem noch Holz lagerte, gibt es jetzt eine originelle Sitzgruppe, die von einem Blumenbeet aus gelb und orange blühenden Tagetes umrahmt ist. Das Besondere: Als Stühle und Tisch dienen ein Apfel und zwei Birnen aus Holz.
Ideengeber und Künstler war ein Bekannter vom Gemeindbauhof. Alles was er für sein Werk brauchte, waren eine Motorsäge, Tannenholz aus dem Wald der Schwendemanns sowie je ein echter Apfel und eine Birne als Modell. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, und auch den Kundinnen und Kunden gefällt es. Denn Familie Schwendemann vermarktet einen Teil ihrer Erzeugnisse selbst. Zum einen in einem Verkaufshäuschen mit Selbstbedienungs-Automat und zum anderen im kleinen Hofladen. Dass die Produkte vom Hof sind, ist Barbara Schwendemann wichtiger, als ein großes Sortiment anzubieten. Deshalb kauft sie nur wenige Dinge wie Honig oder Käse aus heimischer Erzeugung zu.
Der Speck wird nach Oma Hedis Rezept geräuchert.
„Unser Zugpferd ist der hausgemachte Speck”, erklärt sie. Und das riecht jeder sofort, der durch die mit Sandstein gerahmte Tür und unter dem Schild mit der Aufschrift „Bauernladen” hindurchgeht. In dem Verkaufsraum, der im ehemaligen Stall mit niedriger Decke und alten Holzbalken rustikal eingerichtet wurde, duftet es nach Rauch – nicht aufdringlich oder stechend, sondern sehr angenehm fein-würzig und appetitanregend. So schmeckt auch der Speck, der nach dem Rezept von Oma Hedi traditionell hergestellt wird: trocken gesalzen, nicht zu stark verraucht und gut luftgetrocknet.
Der Lunzenhof ist nun schon in der vierten Generation in der Familie. Die fünfte Generation mit Tochter Marina und den Söhnen Benedikt und Michael steht auch schon bereit. Vor allem die zwei Brüder arbeiten auf dem Hof mit und haben beide eine landwirtschaftliche Ausbildung.
Lohnpressen auch in kleinsten Mengen
Der Lunzenhof befindet sich am Ortseingang von Oberharmersbach.
Barbara Schwendemanns Vater war
es, der 1978 die erste Saftpresse auf den Lunzenhof brachte. Der Betrieb
erntet auf 1,5 Hektar Äpfel und Birnen. Das meiste sind
Streuobstwiesen, ein Teil Halbstämme, und eine alte Spindelanlage
gehören auch dazu. Der Betrieb ist zwar nicht biozertifiziert, das Obst
wird aber seit einigen Jahren nicht mehr mit chemisch-synthetischen oder
mineralischen Mitteln behandelt oder gedüngt. „Wir produzieren kein
Tafelobst, sondern Most und Saft. Da ist es egal, ob der Apfel eine
unschöne Stelle hat”, erklärt Thomas Schwendemann.
Demnächst geht’s
mit dem Pressen wieder los. Dann bringen Kunden ihre Äpfel auf den
Lunzenhof und nehmen eigenen Saft in 5-Liter-Bag-in-Boxen mit. Das geht
schon ab kleinsten Mengen von 20 oder 50 Litern. „In den besten Zeiten
haben wir zwei Monate am Stück gepresst”, erinnert sich Thomas
Schwendemann und ergänzt: „Man merkt aber, dass es in den letzten Jahren
weniger geworden ist.” Immer mehr Leute würden ihre Streuobstwiesen
aufgeben.
Sorgen machen muss sich Familie Schwendemann deswegen
nicht. Denn ihr Betrieb ist breit aufgestellt: Zum Hof gehören neben
50 Milchkühen, ein paar Schweinen, 250 Legehennen in einem Mobilstall,
36 Hektar Wald und Christbäumen auch drei Ferienwohnungen. Und den
Feriengästen gefällt der originelle Hingucker zum Verweilen bestimmt
auch.
Der Verkaufsautomat vor dem Hof ist zur Selbstbedienung geöffnet.