Land und Leute | 05. Dezember 2019

L.U.I steht für den Mut, Ideen umzusetzen

Von Petra Littner
Der Landwirtschaftspreis für unternehmerische Innovation – kurz „L.U.I” – geht in diesem Jahr an Thomas Mayer und Peter Brandmeier, die eine mobile Schlachteinheit entwickelt haben.
Die Preisverleihung des L.U.I 2019 fand in Achern statt (von links): Thomas Huschle, Ewald Glaser, Landwirtschaftsminister Peter Hauk, Andrea Göhring, Peter Brandmeier und Thomas Mayer, Roman Glaser und Stefan Reichenbach.
Es blieb spannend bis zum Schluss, als Jurysprecher Thomas Huschle die Preisträger verkündete: Der L.U.I 2019 geht an Thomas Mayer und Peter Brandmeier aus Kandern, Landkreis Lörrach, die die mobile Schlachteinheit MSE-200A entwickelten. Stressfrei für die Tiere, sicher für den Metzger und schließlich eine herausragende Fleischqualität zählte Huschle als überzeugende Faktoren auf. Thomas Mayer ist Landwirt und hat zusammen mit dem Schlosser Peter Brandmeier den Wagen speziell für die Hofschlachtung konzipiert. Die geschlossene Schlachtstätte erspart den Tiertransport und somit dem Rind eine Menge Stress. Durch Futtergabe im gewohnten Umfeld wird  das Tier abgelenkt und schließlich per Bolzenschuss betäubt. Dies gilt als tierfreundlich, darüber hinaus wirke sich die Entspannung des Tieres auf die Qualität des Fleisches aus, erklären die Erfinder. Die Jury honorierte die Innovation mit dem L.U.I 2019, mit dem insgesamt 5000 Euro an drei Sieger vergeben werden.

Weitere tolle Projekte auf Platz 2 und 3
Der zweite Platz ging an Stefan Reichenbach.
Andrea Göhring erreichte den dritten Platz
Den zweiten Platz errang Stefan Reichenbach aus Freiburg, der den fernbedienbaren Fällkeil TR-300 auf den Markt brachte. Bereits 2014 hatte sich der Inhaber der Forstreich Maschinenbau GmbH mit einer mechanischen Variante beworben, den Innovationspreis erhielt er nun für die ausgeklügelte Weiterentwicklung: Der Fällkeil wird aus sicherer Entfernung per Funk bedient, die körperliche Arbeit wesentlich leichter, menschliche Fehler  lassen sich so minimieren.
Platz drei sicherte sich Andrea Göhring aus Mengen in Oberschwaben. Sie bietet tiergestützte Therapie mit Bauernhoftieren für   behinderte Kinder sowie für ältere demenzerkrankte Menschen an. Auf dem ökologischen Ackerbaubetrieb hat die Agrartechnikerin damit ein zweites Standbein geschaffen, für das sie sich viele Nachahmer wünscht. Dies würde auch die Chance für Kooperationen mit Krankenkassen erhöhen, erklärte die „Herzblut-Bäuerin”.
 „Wir haben fünf Finalisten bei der Juryfahrt im September begutachtet”, berichtete Thomas Huschle. Bewertet wurden dabei unter anderem Originalität, Marktfähigkeit, Bedeutung für die Region und die wirtschaftliche Tragfähigkeit. Darin lagen die Projekte sehr nah beieinander, sodass die Entscheidung recht schwer fiel. 
Führen Innovationen zu mehr Akzeptanz?
Landwirtschaftsminister Peter Hauk hielt die Festrede
Die drei berufsständischen Landjugendverbände Südbaden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern, die Landfrauenverbände und beide Bauernverbände in Baden-Württemberg sind Träger  des Innovationspreises, der finanziell von der ZG Raiffeisen und dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband unterstützt wird. Von deren Vertretern wollte Ralf Schörle (Bund der Landjugend Württemberg-Hohenzollern) eingangs wissen, ob Innovationen in der Landwirtschaft die gesellschaftliche Akzeptanz fördern. „Mehr denn je”, betonte Gerhard Glaser, Vizepräsident des Landesbauernverbandes Württemberg. Moderne Technik ermögliche zum Beispiel schonende und präzise Bodenbearbeitung, diese Anstrengungen müsse man verständlich machen.
„Ohne Innovation kein Fortschritt”, ergänzte Reinhold Pix, Mitglied des Bundestages und Öko-Weingutsbesitzer aus Ihringen am Kaiserstuhl. Des Weiteren appellierte BLHV-Präsident Werner Räpple, Innovationen mit Kommunikation zu begleiten, was der Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands, Franz Benz, auf den Punkt brachte: „Wir müssen uns besser verkaufen!”
Die Festansprache hielt Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Innovationen hätten die landwirtschaftliche Produktion stets vorangebracht, unterstrich er. Die zukünftigen Herausforderungen an die Agrarbranche fasste er unter fünf Stichpunkten zusammen: Globalisierung,  Klimaschutz, Biodiversität, Tierwohl und Digitalisierung. „Wir haben ambitionierte Ziele!”, betonte der Minister für den ländlichen Raum vor allem im Hinblick auf die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln und die Umstellungen auf  biologischen Landbau. „Fördermaßnahmen für Innovationen im Agrarbereich haben sich als segensreich erwiesen”, erklärte Hauk. Eine enge Zusammenarbeit von Forschern und Akteuren  sei erstrebenswert. „Wir wollen ein Referenznetz aufbauen, das zeigt, was realistisch geht.”