LSV will, dass Bauern selbst messen
Dabei scheuten die Landwirte keinen Aufwand: „Wir sind mit 45 Traktoren heute Nacht um halb eins in Freiburg losgefahren und waren um 11.30 Uhr hier”, erzählte Erwin Wagner. Der Lohnunternehmer aus Opfingen nahm die Anreise über den Schwarzwald gerne auf sich, weil er sich gegen die ständig steigenden Auflagen und Vorschriften wehren will.
Unter den Demonstranten waren viele junge Menschen und Familien mit kleinen Kindern: „Ich bin völlig geflasht von Ihrem Durchschnittsalter! Hier steht die Zukunft der Bauernschaft Baden-Württembergs”, stellte Raimund Haser von der CDU-Landtagsfraktion fest.
Die Verschärfung der Düngeverordnung zog sich wie ein roter Faden durch die Rednerbeiträge. „Das Chaos auf nationaler und europäische Ebene bei der Festlegung von Nitratmessstellen lässt uns heute hier zusammenkommen”, sagte Erwin Laible von LsV. Der Nebenerwerbslandwirt aus dem Kreis Tübingen kritisierte, dass es seitens der EU keinerlei Kriterien gebe, wie Messstellen festgelegt werden sollen. Auch wann und wie gemessen werde bzw. wie viele Messstellen überhaupt je Flächeneinheit sinnvoll sind, sei unklar.
„Die steigenden Forderungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft sind ein großes Problem. Oft muss die Landwirtschaft wirklich für alles den Kopf hinhalten. Unsere heimische Landwirtschaft hat diese Kritik nicht verdient”, sagte die Stuttgarter Ministerialdirektorin Grit Puchan. Viele an den Schleppern befestigte oder während der Kundgebung hochgehaltene Plakate zeigten den Frust über „Bauern-Bashing” und mangelnde Wertschätzung: „Wer ernährt Euch?”, „Deutschland, willst Du Deine Bauern noch?”, „Unsere Kinder sind auch Eure Zukunft” war zu lesen. Puchan betonte in Richtung Städter, dass gerade die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Baden-Württemberg für Verantwortung stehe. „Ich entziehe mir doch nicht meine Grundlage und versaue den eigenen Boden”, sagte sie. Die baden-württembergischen Landwirte hätten schon immer
umweltbewusst gewirtschaftet, deswegen seien nur neun Prozent der landwirtschaftlichen Fläche als rote Gebiete deklariert.