Land und Leute | 02. Dezember 2014

L.U.I geht zweimal in die Ortenau

Von red
Preisträger beim diesjährigen L.U.I ist die Kooperation der Oberkircher Winzer und des Winzerkeller Hex vom Dasenstein. Auf den zweiten Platz schaffte es Stefan Reichenbach mit seinem mechanischen Fällkeil. Platz Drei machte Sigfried Schmutz mit seinem Mehrfachwerkzeug „HolzUp”.
Am 26. November verlieh der Amtschef im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Ministerialdirektor Wolfgang Reimer, gemeinsam mit dem Jury-Vorsitzenden Thomas Huschle in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) die Preise für Landwirtschaftliche Unternehmerische Innovationen (L.U.I). „Die L.U.I-Preisträger  tragen  zu einem zeitgemäßen Image der Land-, Forst- und Lebensmittelwirtschaft bei”, so Reimer. Es werde immer wichtiger, Trends am Markt frühzeitig zu erkennen, um mit innovativen Produkten wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. In diesem Jahr sind 24 Bewerbungen aus ganz Baden-Württemberg eingegangen. Sechs Betriebe und Initiativen haben die Juroren am 16. September besucht, wobei die Bewerber jeweils eine Stunde Zeit hatten, ihr Konzept vorzustellen. Die Jury unter Vorsitz des Agraringenieurs Thomas Huschle setzt sich aus Vertretern der Landjugend-, Landfrauen- und Bauernverbände in Baden-Württemberg und der Arbeitsgemeinschaft Junger Bauern, jeweils einem Vertreter des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes, der ZG Raiffeisen und der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hohenheim zusammen.
Die beiden Winzergenossenschaften, Oberkircher Winzer und Winzerkeller Hex vom Dasenstein, haben die Jury besonders beeindruckt. Durch ihr Kooperationsprojekt haben sie die langfristige Wirtschaftsleistung ihrer Genossenschaften und damit auch ihrer Mitgliedswinzer stabilisiert. Es handelt sich um ein einzigartiges Projekt, das es in der Weinwirtschaft bisher so noch nicht gab. Denn die Selbständigkeit der Genossenschaften wird durch die Kooperation nicht angetastet. Synergieeffekte werden ausschließlich in den Bereichen Abfüllung, Lager, Logistik und Vertrieb realisiert. Die Traubenerfassung und die Kellerwirtschaft werden weiterhin eigenständig gehandhabt. Dadurch wird die Weinstilistik und somit der Charakter der Weine nicht beeinflusst. Die beiden Genossenschaften betreiben weiterhin ihre eigene Philosophie und bestimmen ihr eigenes Qualitätsstreben.
Gleichzeitig erzielen sie durch die Kooperation betriebsökonomische Vorteile, die die langfristigen Einkommensaussichten verbessern. Das Urteil der Jury: Am hart umkämpften Weinmarkt, an dem ein hoher Kostendruck herrscht, stellt dieses Projekt eine Alternative zur bisher vorherrschenden Fusion von Winzergenossenschaften dar und hat damit auch Potential für andere Projekte. Es wird ein neuer Weg aufgezeigt, wie man zukunftsfähige Strukturen in der Weinwirtschaft schafft, ohne seine Identität zu verlieren.
Hilfe zum Baumfällen
V. l: Stefan Reichenbach; Ministerialdirektor Wolfgang Reimer; Markus Ell, Geschäftsführender Vorstand Oberkircher Winzer; Gary Rölle, ZG Raiffeisen; Marco Königer, Geschäftsführender Vorstand Hex vom Dasenstein; Ansgar Horthemke, Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband; Siegfried Schmutz; Thomas Huschle, Vorsitzender Jury.
Stefan Reichenbach (30) aus Freiburg ist studierter Maschinenbau-Ingenieur und gelernter Landwirt. Neben seiner Tätigkeit als angestellter Ingenieur arbeitet er auf dem elterlichen Hof mit, zu dem ein betriebseigener Wald gehört. Bei der Holzernte stellte Stefan Reichenbau fest, dass es für seine Bedürfnisse keine passende Hilfe für das Keilen der Bäume gibt. Um die Arbeitswirtschaft im Wald zu verbessern, hat er daher eigenständig den mechanischen Fällkeil TR30 entwickelt. Es handelt sich hierbei um einen über eine Gewindespindel angeriebenen Fällkeil, der ein erschütterungsfreies, ergonomisches Keilen mit hohen Kräften ermöglicht und sich durch ein geringeres Gewicht auszeichnet.
Gegenüber den hydraulischen Fällkeilen, die schon seit einiger Zeit auf dem Markt sind, bietet der mechanische Fällkeil ein deutlich geringeres Gewicht. Der TR30 wiegt 5,4 Kilogramm, während hydraulische Fällkeile allesamt rund zehn Kilogramm wiegen. Der mechanische Fällkeil ist einfach zu warten, bietet eine sichere und einfache Bedienung sowie im Vergleich zu den hydraulischen Fällkeilen durch die Teleskopknarre eine bessere Ergonomie zu einem wesentlich niedrigerem Preis. Die Produktion und Fertigung der Teile werden zu 95 Prozent von Firmen aus Freiburg und dem Schwarzwald übernommen. Dadurch bleibt die Wertschöpfung zum Großteil in der Region.
Der 63-jährige Landmaschinenmechaniker Sigfried Schmutz war bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2011 über 40 Jahre in der Entwicklungsabteilung eines Automobilkonzerns tätig. Nachdem er 2005 am Rücken operiert worden war, machte er sich Gedanken, wie man das Verarbeiten von Brennholz, insbesondere das Aufstellen von Meterstücken, erleichtern und somit ein rückenschonendes Arbeiten ermöglichen kann.
Aus diesem Prozess ist das patentierte Mehrfachwerkzeug für die Brennholzverarbeitung „HolzUp” entstanden. Im Vergleich zum bisherigen Standardwerkzeug, dem Sappie, wird durch seine Hebeleigenschaft rund ein Drittel weniger Kraft beim Aufstellen von Meterholz benötigt. Die Vorteile des HolzUp liegen darin, dass der ergonomische Griff die rückengerechte Anwendung geradezu anbietet, dadurch werden nicht nur die Wirbelsäule, sondern auch Hüft- und andere Gelenke geschont.
 Das HolzUp verbessert die Arbeitssicherheit, denn alle Bewegungsabläufe werden stets vorwärts ausgeführt. Dadurch besteht weniger Verletzungsgefahr durch Stolpern oder Fallen. Im Gegensatz zu technischen Lösungen wie einer Seilwinde ist das HolzUp einfach in der Handhabung und preislich erschwinglich.