Land und Leute | 24. November 2016

Bezirk Offenburg: Spannend bis zum Schluss

Von Robert Ullmann
Der Landfrauenbezirk Offenburg will sich auflösen. Der Beschluss fiel bei der jüngsten Jahreshauptversammlung des Bezirks in Hohberg-Diersburg (Ortenaukreis), da trotz vieler Bemühungen bis zuletzt in die Veranstaltung hinein keine neue Führung gefunden werden konnte.
 Hintergrund ist, dass aus dem engeren Vorstandsteam einzig Schatzmeisterin Andrea Deck für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stand. Vorstandssprecherin Rita Sester, ihre Stellvertreterin Mathilde Lienert und Schriftführerin Elfriede Pfefferkorn sowie zwei der insgesamt sechs Beisitzerinnen wollten nicht weitermachen. Trotz zweijähriger Bemühungen mit vielen Gesprächen hinter den Kulissen fand sich keine Nachfolge für die vakanten Ämter im Bezirksvorstand.
Abschied nehmen: Die Frauen aus dem letzten Vorstand des vor der Auflösung stehenden Bezirks Offenburg.
Eigentlich hätte die siebte Bezirkshauptversammlung schon im vergangenen Jahr stattfinden sollen. Das Team um Rita Sester  und Mathilde Lienert amtierte seit Mai 2012. Bei einer auf drei Jahre angelegten Amtszeit hätten die nächsten Vorstandswahlen 2015 angestanden. Nachdem sich große Schwierigkeiten bei der Nachfolge abzeichneten, erklärte sich das gesamte Vorstandsteam bereit, den Bezirk ein weiteres Jahr lang auf kommissarischer Basis zu führen. „Wir haben uns in dieser Zeit intensiv darum bemüht, jemanden zu finden, der die Führung im Bezirk übernimmt”, legte Rita Sester den über hundert anwesenden Landfrauen die Situation dar. Man habe viele Frauen angesprochen, mit den Vorständen der Ortsvereine das Gespräch gesucht, leider ohne Erfolg. Für ihre Entscheidung, ihr Ehrenamt als Vorstandssprecherin trotz dieser schwierigen Situation nicht fortzuführen, bat Rita Sester um Verständnis. Sie habe es nun zehn Jahre lang gemacht, es sei für sie persönlich eine gute Zeit mit vielen wertvollen Begegnungen und Erfahrungen gewesen, auch eine Zeit mit viel Freude. Doch nun stünden für sie neue Aufgaben an, denen sie sich widmen müsse und wolle. Im Ortsverein Gengenbach werde sie jedoch weiterhin mitarbeiten.
Dramatische halbe Stunde
Sesters Ausführungen lösten eine dramatische halbe Stunde aus. Stephanie Hallmoos aus dem Vorstand des Ortsvereins Offenburg-Land erklärte sich bereit, das Amt der Schriftführerin oder auch der stellvertretenden Vorsitzenden zu übernehmen. Auch Teil eines Sprecherteams aus zwei Co-Vorsitzenden zu werden, sei für sie denkbar. „Der Bezirk Offenburg war so erfolgreich, es sind so viele wichtige und gute Dinge passiert, wir haben zu einer guten Gemeinschaft zusammengefunden – das sollte nun nicht einfach enden”, appellierte Stephanie Hallmoos. Auch Lore Sälinger, Vorsitzende des Bezirks Oberkirch/Renchtal, ermunterte die anwesenden Landfrauen, für ein Amt im Bezirksvorstand zu kandidieren. Sie erinnerte daran, dass die Vorsitzenden nicht alleingelassen seien mit ihren Aufgaben. Sie erhielten Unterstützung aus dem Team, sie könnten sich in vielen Fragen an den Verband wenden. „Und es gibt die anderen Bezirksvorstände in der Region, die man konkret um Rat fragen kann.” Monika Schnaiter, Präsidiumsmitglied des Landfrauenverbands Südbaden, umriss die Aufgaben der Bezirksvorsitzenden. Dazu gehörten die Teilnahme am Delegiertentag des Landfrauenverbands Südbaden, der Informationsaustausch mit den Vertretern des Amts für Landwirtschaft, einmal jährlich komme es in der Ortenau auch zu einem Treffen mit dem Landrat, verbunden mit der Besichtigung eines Betriebs. Schnaiter verwies weiter auf den Tätigkeitsbericht, den Schriftführerin Elfriede Pfefferkorn zuvor dargelegt hatte: 18 Vorstandssitzungen in viereinhalb Jahren – diese Zahl sei deshalb so hoch, weil der Bezirk Offenburg 2014 in Offenburg-Fessenbach den Großen Landfrauentag ausgerichtet hatte, eines der ganz großen Ereignisse für den Bezirk. „Diese Aufgabe fällt turnusmäßig aber nur alle zwölf Jahre an”, so Schnaiter.
 Hätte sich in dieser Situation eine weitere Kandidatin für den Co-Vorstand gefunden, hätte sich der weitere Verlauf des Abends mit Sicherheit anders entwickelt. Doch konnte sich aus dem Moment heraus niemand  zu einer Kandidatur entschließen.
Am Ende stand so der einstimmige Beschluss, den Landfrauenbezirk Offenburg aufzulösen. Der Ortsverein Gengenbach-Vorderes Kinzigtal mit 97 Mitgliedern wird sich dem Bezirk Haslach anschließen. Der Ortsverein Durbach mit 73 Mitgliedern schließt sich dem Bezirk Oberkirch/Renchtal an, ebenso wie der Doppel-Ortsverein Offenburg-Land und Hohberg-Schutterwald mit insgesamt 149 Mitgliedern.