„Wenn Sie mich einladen, ich komme!”
Natürlich sei es eine Zeitfrage, inwieweit sich vielbeschäftigte Frauen kontinuierlich in ein Amt einbringen könnten. Aber manchmal sei es eben auch eine Frage des Mutes und des Risikos, das eine Frau tragen möchte. Störr-Ritter riet aus eigener Erfahrung: „Ins kalte Wasser springen ist oft eine gute Lösung.” Dies berge nicht nur die Chance, Ziele verwirklichen zu können, sondern auch, sich selbst neu kennenzulernen. Auch machte sie mit Blick auf ihren eigenen Arbeitsalltag deutlich: „Ich fälle Entscheidungen anders, wenn ich weiß, um wen es wirklich geht.”
Entsprechend rief sie die Landfrauen zur Öffentlichkeitsarbeit auf: Es mache Sinn, Entscheidungsträgerinnen und -träger aus der Politik einzuladen, einen ganzen Tag oder länger den Alltag einer Landfrau zu teilen. So würde ein konkretes Bild vermittelt und ganz praktisch vor Augen geführt, um was es im Leben einer Landfrau geht. Und sie schloss ihre Aufforderung mit den Worten: „Wenn Sie mich einladen, ich komme!” Inwieweit sich andere politische Entscheidungsträgerinnen und -träger in Südbaden von dieser Zusage anstecken lassen, wird sich weisen.
Bereits zu Beginn der Veranstaltung hatte Präsidentin Rosa Karcher ihre Mitglieder aufgefordert, ihre eigenen Einflussmöglichkeiten nicht zu unterschätzen. „Die Stimme der Landfrauen hat Gewicht”, betonte sie, was ihre Stellvertreterin Kerstin Mock im weiteren Verlauf der Versammlung gern aufnahm: Sie ließ Frauen im Publikum zu Wort kommen, die sich einmischen. Sie berichteten von konkreten Erfolgen, etwa von der Instandsetzung eines Spielplatzes in Oberrotweil, nachdem die Landfrauenvorsitzende den Ortsvorsteher entsprechend angesprochen hatte. Aus Willstätt-Sand wurde berichtet, dass die Schließung eines Feuerwehrgerätehauses dank einer Solidaritätsaktion aller örtlichen Vereine und einer entsprechenden Unterschriftensammlung rückgängig gemacht wurde.
Im Bezirk Hotzenwald wurde gar ein touristisches Anliegen der Landfrauenvorsitzenden in Ibach, die auch Gemeinderätin ist, umgesetzt und ein bestehender Panoramaweg als Premiumwanderweg zertifiziert. Neben weiteren Beispielen, die Erfolge etwa in den Bereichen Schulweg, Vereinsräume, Flurbereinigung, Umweltschutz, Nahverkehr und Internet betrafen, gab es einen weiteren wichtigen Hinweis: Es gelte nicht nur, das Gemeindeoberhaupt wegen bestimmter Forderungen anzusprechen, sondern an alle Gemeinderatsmitglieder heranzutreten, und zwar auch schriftlich. So würden die Anliegen nicht so schnell vergessen.
Karcher zeigte sich am Ende der Ausführungen begeistert von den Erfolgen: „Ich bin fasziniert, was Landfrauen vor Ort alles bewegen.”
Zum Delegiertentag gehörte auch ein spannendes Quiz rund um das Thema Frauen, bei dem Elisabeth Etspüler und Ulrike Looser sich den Fragen von Geschäfstführerin Birgitta Klemmer stellten. Außerdem vermittelte Anke Precht, Psychologin und Mentaltrainerin, Spannendes zum Thema Körpersprache. Sie machte dabei auch deutlich, wie es klappt, leichter in Kontakt zu kommen, erfolgreicher zu verhandeln und sich durchzusetzen.