„Das ist schön und hat eine eigene Qualität”
Ansonsten aber findet die Vorsitzende Jacqueline Preiß (59) die Frauenverbundenheit ohne Männer nach wie vor gut: „Das ist schön und hat eine eigene Qualität”, sagt sie. Als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Landfrauen in Ostpreußen loslegten, schufen sie sich damit Freiräume außerhalb ihres begrenzten Familienlebens – das haben ihre Nachfolgerinnen in Ebnet und Kappel inzwischen nicht mehr nötig. Allerdings sei die Situation bei der Gründung des Ortsvereins vor 25 Jahren noch so gewesen, dass die Männer der damals häufig anzutreffenden klassischen Hausfrauen es nicht immer gern gesehen hätten, wenn ihre Frauen abends weggingen, erzählt Katja Martin (53).
Katharina Mattern ist Richterin und 2011 mit ihrer Familie nach Ebnet gezogen. „Ich dachte erst: Ich bin doch keine Bäuerin – da lachen sich ja alle kaputt”, erzählt sie. Inzwischen weiß sie längst, dass ihr Bild von den Landfrauen falsch war. Sie genießt es, hier mit Frauen mit sehr unterschiedlichen Berufs- und Altershintergründen in Kontakt zu sein: „Die meisten hätte ich sonst nie kennengelernt.” Den eigenen Horizont erweitern, Vorurteile loswerden – das klappe prima bei den Landfrauen, findet auch Katja Martin, die 2006 aus München nach Ebnet kam und als kaufmännische Angestellte in einem Architekturbüro arbeitet: „Die Landfrauen sind viel moderner, als die meisten denken.”
Genauso geht es Jacqueline Preiß. Die Ärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ist in Städten aufgewachsen und 2004 nach Kappel gezogen: „Hier kann ich andere Frauen noch mal ganz anders kennenlernen.” Sie trat den Landfrauen 2017 bei, weil sie das Programm spannend fand, und sprang ein, als Katharina Mattern vergangenes Jahr wegen einer Schwangerschaft von ihrer Position als Vorsitzende zur Schriftführerin wechselte. Durch die Veränderungen in den vergangenen fünf Jahren habe sich viel getan, findet Maria Wehrle: Die Frauen seien nun vielfältiger als früher – und jünger. Die Jüngsten sind um die 40 Jahre alt.