Land und Leute | 26. September 2019

„Das ist schön und hat eine eigene Qualität”

Von Anja Bochtler
Die Landfrauen Kappel-Ebnet laden immer wieder auch Nicht-Mitglieder zu Veranstaltungen ein: kürzlich bei einer Führung durch den Freiburger Stadtteil Ebnet.
Wer war Theodor Egel, nach dem der Probensaal des Bachchors am Hirschenhofweg benannt ist? Und welche Figuren stehen im Park des Ebneter Schlosses? Um solche Themen ging es unter anderem bei der Führung durch Ebnet mit der Kunsthistorikerin Sabine Ullrich.
Beim Stadteilspaziergang berichtet Sabine Ullrich (vorne links) von den Besonderheiten im Schlosspark in Ebnet.
Unter den 40 Interessierten, die an Apfelbäumen vorbei durch den normalerweise nicht zugänglichen Schlosspark und andere Orte spazieren, sind etliche Gäste, auch einzelne Männer – bei den offenen Veranstaltungen der Landfrauen Kappel-Ebnet sind alle willkommen.
Ansonsten aber findet die Vorsitzende Jacqueline Preiß (59) die Frauenverbundenheit ohne Männer nach wie vor gut: „Das ist schön und hat eine eigene Qualität”, sagt sie. Als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Landfrauen in Ostpreußen loslegten, schufen sie sich damit Freiräume außerhalb ihres begrenzten Familienlebens – das haben ihre Nachfolgerinnen in Ebnet und Kappel inzwischen nicht mehr nötig. Allerdings sei die Situation bei der Gründung des Ortsvereins vor 25 Jahren noch so gewesen, dass die Männer der damals häufig anzutreffenden klassischen Hausfrauen es nicht immer gern gesehen hätten, wenn ihre Frauen abends weggingen, erzählt Katja Martin (53).
Die Mischung der Themen macht’s
Aber auch damals waren Frauen mit landwirtschaftlichem Hintergrund bei den Landfrauen schon in der Minderheit: Jacqueline Preiß schätzt sie auf 25 Prozent, mittlerweile seien es nur noch zehn Prozent. Maria Wehrle (66) gehört dazu – und sie hat die Landfrauen damals gegründet: „Ich habe immer davon gehört, dass es bei den Landfrauen tolle Vorträge gibt”, sagt sie. Das hat sie gereizt. Auch ihr lag eine breite Themenmischung am Herzen. Trotzdem haben die Landfrauen immer noch das Gefühl, dass viele sie auf „Backen und Stricken” reduzieren: „Dabei haben wir mit diesem Klischee nichts zu tun”, sagt Jacqueline Preiß. Doch auch sie selbst, ihre Vorgängerin Katharina Mattern und Katja Martin, die  allesamt „Zugezogene” sind, hätten erst nicht gedacht, dass sie bei den Landfrauen richtig sein könnten. Katharina Mattern wurde vor fünf Jahren vom damaligen Ebneter Ortsvorsteher angesprochen, weil die Landfrauen trotz ihrer 85 Mitglieder nach dem Rückzug von Maria Wehrle aus dem Vorstand knapp vor der Auflösung standen.
Katharina Mattern ist Richterin und 2011 mit ihrer Familie nach Ebnet gezogen. „Ich dachte erst: Ich bin doch keine Bäuerin – da lachen sich ja alle kaputt”, erzählt sie. Inzwischen weiß sie längst, dass ihr Bild von den Landfrauen falsch war. Sie genießt es, hier mit Frauen mit sehr unterschiedlichen Berufs- und Altershintergründen in Kontakt zu sein: „Die meisten hätte ich sonst nie kennengelernt.” Den eigenen Horizont erweitern, Vorurteile loswerden – das klappe prima bei den Landfrauen, findet auch Katja Martin, die 2006 aus München nach Ebnet kam und als kaufmännische Angestellte in einem Architekturbüro arbeitet: „Die Landfrauen sind viel moderner, als die meisten denken.”
Genauso geht es Jacqueline Preiß. Die Ärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ist in Städten aufgewachsen und 2004 nach Kappel gezogen: „Hier kann ich andere Frauen noch mal ganz anders kennenlernen.” Sie trat den Landfrauen 2017 bei, weil sie das Programm spannend fand, und sprang ein, als Katharina Mattern vergangenes Jahr wegen einer Schwangerschaft von ihrer Position als Vorsitzende zur Schriftführerin wechselte. Durch die Veränderungen in den vergangenen fünf Jahren habe sich viel getan, findet Maria Wehrle: Die Frauen seien nun vielfältiger als früher – und jünger. Die Jüngsten sind um die 40 Jahre alt.