Krankenhausdebatte, Schülerbeförderung und Breitbandausbau waren wichtige Themen beim Gespräch führender Landfrauen mit Frank Scherer, Landrat des Ortenaukreises.
Sehr intensiv war das Gespräch mit brisanten Themen, das Landrat Frank Scherer, begleitet von Luzia Bollak-Beuschlein (Leiterin Ernährungszentrum Offenburg), mit den Landfrauen des Ortenaukreises in der Demeter-Gärtnerei Schneider in Urloffen führte. Der Familienbetrieb umfasst zwölf Hektar Freiland- und rund 800 Quadratmeter Folienhausfläche, wo von Aubergine bis Zucchini so ziemlich jedes Gemüse angebaut wird.
Landfrauen des Ortenaukreises trafen sich mit Landrat Frank Scherer (5.v.r.) auf dem Betrieb von Yvonne (5. v.l.) und Günther Schneider: v.l. Lore Sälinger (Oberkirch), Sigrid Schmelzle (Achern), Präsidentin Rosa Karcher, Ingrid Schwörer (Kehl-Hanauerland), Annette Sänger (stellvertretende Bezirksvorsitzende Kehl-Hanauerland), Gabi Haas (Kinzigtal), Monika Schnaiter (Haslach) und Gerda Roth (Lahr).
Ein Thema lag den Landfrauen besonders am Herzen: die medizinische Versorgung und die Zukunft der Krankenhausstruktur in der Ortenau. Bei der Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft dürfe man auf keinen Fall den Menschen aus den Augen verlieren, betonte Rosa Karcher gleich zu Beginn des Gesprächs. Gerade der großflächige Ortenaukreis mit seiner ländlichen Struktur sei auf eine gute medizinische Versorgung angewiesen. Frank Scherer wies darauf hin, dass die bisher geführten Diskussionen von Nichtwissen und Emotionen geprägt gewesen seien. Es gehe nicht ums Geld, betonte er, sondern um die medizinische Versorgung auf einem bestimmten Niveau. Das sei leider mit der gegenwärtigen Struktur nicht möglich. Ärzte- und Personalmangel täten ein Übriges dazu. Es gelte, passende Rahmen- und Arbeitsbedingungen zu gestalten. Infrastruktur, Dienste vor Ort und Entwicklungsmöglichkeiten für das Personal seien wichtig. Es gehe in erste Linie um den Patienten. Dafür brauche man Koryphäen und eine sehr gute technische Ausstattung. Bei den angestrebten vier Krankenhäusern wäre es möglich, das Personal optimal zu nutzen und angenehmere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Er befürchtet, würde man mit den heutigen Rahmenbedingungen weitermachen, so würden die Krankenhäuser wegen Personalmangel und schlechterer Leistung bald schließen. Der Beschluss zur Umstrukturierung sei notwendig, enthalte aber eine Überprüfungsklausel. Man dürfe nicht die Entwicklungen der einzelnen Krankenhäuser außer Acht lassen und müsse ihnen eine Chance geben.
Starke Bedenken äußerte Ingrid Schwörer wegen der Notfallversorgung in einem großen Krankenhaus. Aus Erfahrung wisse sie, wie lange die Wartezeiten seien. Bei manchem könnte das zu lange sein. Sie wünscht sich hier eine schnellere Behandlung. Die Nahversorgung müsse sichergestellt sein, weiß der Landrat. Sein Plan sei, ambulante Gesundheitszentren mit Notarzt und Rettungswagen in einem Ärztehaus anzubieten. Die jetzige Struktur sei eher ein Nachteil für die Notfallversorgung durch schlechtere Arbeitsabläufe. Zwei Stunden Wartezeit seien die Schmerzgrenze und nicht wie teilweise üblich fünf oder mehr Stunden, warf Lore Sälinger ein. Sie plädierte außerdem als Renchtälerin für den Erhalt der Geburtenstation in Oberkirch, da diese mehr Geburten als Achern aufweise und auch besser aufgestellt sei. Frank Scherer wies darauf hin, dass es in Oberkirch nur Belegärzte und keine eigenen Ärzte gebe.
Schülerbeförderung
Am Beispiel der Situation in Wolfach-St. Roman, wo
eine weitere Buslinie gekürzt werde, regten Rosa Karcher und Gabi Haas
ein Überdenken der Kriterien für die Verteilung der Gelder zur
Schulbeförderung sowie eine zeitnahe Abrechnung an. Scherer erwiderte,
dass gerade der Ortenaukreis mit Schwarzwald, Vorgebirge und Rheinebene
eine schwierige Struktur habe. Mehr Geld, als im Topf sei, könne er leider nicht verteilen. Über neue Kriterien zur Verteilung nach zum
Beispiel Streckenlänge oder Kinderanzahl werde er aber nachdenken und
mit seinen Mitarbeitern Lösungen erarbeiten. Dies müsste dann mit den
anderen Landkreisen in Baden-Württemberg diskutiert werden, da alle in
dieser Hinsicht gleich arbeiten müssten.
Dass der Breitbandausbau im Ortenaukreis auch für die entlegensten Höfe
wichtig sei, machte Ingrid Schwörer deutlich an einem Betrieb im
Kinzigtal, der über Ferienwohnungen verfügt und ab Juli nun kein
Internet und WLAN mehr habe aufgrund der IP-Umstellung der Telekom. Scherer informierte, dass der Kreis die notwendige Infrastruktur für
mindestens 100 MBit baue, nachdem sich Anbieter auf die bereits erfolgte
Ausschreibung meldeten. Wichtig sei dann das Ortsnetz. Hier haben die
Gemeinden die Hoheit.