Land und Leute | 19. Mai 2016

Bäuerliche Strukturen vor Ort stärken

Von Peter Meier
Themen wie Brennrechte, Hauswirtschaft und eine Schulbuslinie standen auf der Tagesordnung bei einem Gespräch der Bezirksvorsitzenden aus der Ortenau mit Landrat Frank Scherer.
Auf Einladung von Präsidentin Rosa Karcher fand das traditionelle Jahresgespräch diesmal bei Beate und Manfred Wiegert auf dem Wiegerthof in Oberkirch-Wolfhag statt. Sie bewirtschaften hier in der fünften Generation einen Obst- und Weinbaubetrieb, vermieten Ferienwohnungen und haben als weiteren Betriebszweig „Gastronomie auf Bestellung” aufgebaut. Vor allem am Wochenende werden hier auf Vorbestellung größere Gruppen zünftig bewirtet – Vereine und Hochzeitsgesellschaften, Belegschaften und Geburtstagsjubilare mit ihren Gästen. Auf einem Rundgang erläuterten Manfred und Beate Wiegert ihr Konzept und zeigten die Gasträume, in denen insgesamt 150 Gäste bewirtet werden können. Bestaunt wurde auch das umgebaute Brennhaus mit dem über 200 Jahre alten Brotbackofen.
Präsidentin Rosa Karcher überreicht Landrat Frank Scherer ein Backbuch, links Lore Sälinger, Bezirksvorsitzende Oberkirch/Renchtal.
Rosa Karcher nutzte die Gelegenheit, auf die Bedeutung der Brennrechte nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für Landschaft und Ökologie hinzuweisen. Seit dem 18. Jahrhundert verarbeiten Klein- und Obstbrenner überwiegend Obst von Streuobstwiesen und ermöglichen somit den Erhalt einer uralten Kulturlandschaft, die ohne Brennrecht nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden könnte.
Wie bereits zwei Jahre zuvor kam das Thema „Technische Lehrerin und Beraterin” zur Sprache. Derzeit besteht an der Fachschule Hauswirtschaft  nur eine halbe Arbeitsstelle bereit, wie Karcher sagte. Gleichzeitig wird die Beratung in der Landwirtschaft bei Direktvermarktung, Urlaub auf dem Bauernhof und damit mit Blick auf die Wertschöpfung in der Region immer wichtiger. So wurde angeregt, eine Ausbildungsstelle für eine Technische Lehrerin und Beraterin am Amt für Landwirtschaft/Fachschule zu schaffen. Ziel müsse die anschließende Festanstellung sein, um letztlich die bäuerlichen Strukturen in der Region zu stärken. Seitens des Amts war Luzia Bollak-Beuschlein bei dem Gespräch dabei. Der Landrat betonte, er sehe durchaus die Notwendigkeit einer solchen Stelle, es werde in der Umsetzung aber sehr schwierig angesichts der 350 Pflichtstellen, die zur Bewältigung der Flüchtlingssituation geschaffen werden mussten. Er sehe nur dann eine Chance, wenn Einsparungen gegengerechnet werden könnten, beispielsweise durch eine Reduzierung des Beratungsangebots sowie der Honorarkräfte.
Vor allem aus dem Kinzigtal und aus Wolfach wurde das Thema der Schülerbeförderung angesichts rückläufiger Schülerzahlen zur Sprache gebracht. So wurde eine Schulbuslinie zwischen Wolfach und St. Roman gestrichen. Scherer verwies auf die Satzung, die in allen Kreisen des Landes angewandt wird. Die Organisation der Schülerbeförderung sei Sache der Kommunen, der Kreis sei für die Zuschüsse zuständig, was immerhin 500 000 Euro jährlich erfordere. Die Gemeinden sollten angesichts sinkender Schülerzahlen über eine „Kinderbeförderung” nachdenken, die Kinder an Tagesstätten mit einschließt, ebenso über Schulstandorte, und dann entsprechende Beförderungsmodelle entwickeln, sagte Scherer.
Ein weiterer Fragenkomplex betraf den Tafelladen Oberkirch, vertreten durch Gertrud Erdrich und Liane Früh. Unter den Zuwendungsbedürftigen sind mittlerweile viele Flüchtlinge. Lore Sälinger als Bezirksvorsitzende Oberkirch/Renchtal berichtete, dass der Tafelladen zwischenzeitlich eine Warteliste einführen musste, da weder personell noch vom Warenangebot her mehr als 300 Bedürftige wöchentlich versorgt werden können.
In freundlich-entspannter Atmosphäre konnten im anschließenden Gespräch Anliegen vorgebracht und Anregungen gegeben werden. Neben den Bezirksvorsitzenden der Landfrauen waren Luzia Bollak-Beuschlein vom Amt für Landwirtschaft sowie Gertrud Erdrich und Liane Früh vom Tafelladen Oberkirch dabei.