Land und Leute | 30. März 2017

Auf die Seele achten und etwas für sich tun

Von Rita Bolkart
Der Landfrauentag des Bezirks Villingen in Pfaffenweiler (Schwarzwald-Baar-Kreis) stand im Zeichen gleich zweier besonderer Anlässe: Der Bezirk feierte seinen 40. Geburtstag, der Ortsverein Pfaffenweiler-Herzogenweiler sein 25-jähriges Bestehen.
„Vor 40 Jahren, am 22. März 1977, wurde der Landfrauenbezirk Villingen gegründet”, erinnerte die Bezirksvorsitzende Lauritta Dieterle. Maßgeblich nannte sie Margarete Kornhaas und Inge Weisser als Initiatorinnen. Treffpunkt in den Anfangsjahren war das Gasthaus Krone in St. Georgen-Peterzell, wo für die ersten Vorträge die gestuhlten Plätze bei Weitem nicht ausreichten und die Fensterbänke als Notplätze aushelfen mussten.
 
In den kommenden Jahrzehnten sollten sich neun Ortsvereine aus dem Bezirk herauskristallisieren. Einer davon war 1992 die Landfrauengruppe Pfaffenweiler-Herzogenweiler. Aus einem eher informativen Abend, den die damalige Bezirksvorsitzende Christa Strobel zusammen mit Gertrud Lindig vom Landwirtschaftsamt anbot, entwickelte sich die spontane Vereinsgründung mit 23 Gründungsmitgliedern.
 
„Heute sind wir 66 Frauen”, stellte die Vorsitzende Susanne Schwörer den gastgebenden Verein vor. Sie zählte die Aktionsfelder auf und stellte selbstbewusst fest: „Für Pfaffenweiler und Herzogenweiler ist es wichtig und richtig, dass es uns gibt.” LFVS-Geschäftsführerin Birgitta Klemmer stellte die Ziele des Verbands vor. „Uns verbindet die Lust, auf dem Land zu leben”, nannte sie den gemeinsamen Nenner der Mitglieder. Ein starkes Netzwerk, die politische Interessenvertretung und die Bildungsarbeit, auf diesen drei Säulen stehe die Landfrauenarbeit.
 
Simone Gläser, Heilpraktikerin für Psychotherapie, referierte über das Thema „Burnout und Depression – Erkennen und Verstehen”. Sie verdeutlichte den Frauen, wie eng Geist und Körper zusammenhängen und welch große Rolle der Faktor Stress bei den psychischen Erkrankungen spielt. Gläser warnte vor den besonderen Stressfaktoren, denen die Frauen ausgeliefert sind. Perfektionismus, Fleiß, wenig Wertschätzung und ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis setzten Frauen zusätzlich unter Druck.
 
Sie fasste die Ansprüche, die Frauen selbst an sich stellen oder denen sie sich ausgesetzt fühlen, so zusammen: „Aussehen wie eine Lady, agieren wie ein Mann und arbeiten wie ein Pferd.” Spontaner Applaus der Landfrauen bestätigte sie darin. Sie ermutigte ihr Publikum, die Zeichen richtig zu deuten und dagegen vorzugehen. Auf die Seele achten und etwas für sich tun, riet sie. Auch wies sie darauf hin, dass die Veränderung von Strukturen und Mustern durchaus zu einer Lebensaufgabe werden kann.
 
Eine Notfallbox kann dabei helfen, wie sie sagte. Hinein kommen alle schönen Erinnerungen in Form von Postkarten, kleinen Gegenständen oder Fotos – einfach alles, was spontan ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Im Bedarfsfall, so ihr eindringlicher Rat für Betroffene und Angehörige: „Tun Sie alles, was Freude macht, und nehmen Sie Hilfe in Anspruch.” Ein mundartliches Unterhaltungsprogramm rundete den Nachmittag in der frühlingshaft dekorierten Gemeindehalle ab.