Gute Organisation und nötige Gelassenheit
Michaela Russ aus Lottstetten sah in der Milchviehhaltung unter Wirtschaftlichkeitsaspekten keine Zukunftsperspektiven mehr. Die Familie sattelte daher auf die regionale Vermarktung von Qualitätsfleisch um und baute ein Premium-Markenfleisch-Programm auf. Hier eroberte sie sich erfolgreich eine Marktnische. In dem eigens dafür errichteten Schulungshaus informiert Michaela Russ über die Philosophie des Markenfleischprogramms und bringt Verbraucherinnen und Verbrauchern auch bei einem Hofrundgang Landwirtschaft näher. „Im direkten Kontakt kann man die Menschen sehr gut erreichen und ihnen auch vermitteln, warum Qualität ihren Preis hat”, sagte Russ.
Die Liebe zur Landwirtschaft war auch Christiane Wangler anzumerken. Sie führt gemeinsam mit ihrem Mann einen Winzerbetrieb in Oberrotweil. „Für mich steht die Familie an erster Stelle”, betont Wangler. Die enge Verzahnung von Produktionsstätte und der Lebenswelt der Familie sei eine Herausforderung in der Landwirtschaft. Beides müsse voneinander unterschieden und getrennt werden. Gerade in betrieblichen Spitzenzeiten dürften die Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder nicht aus dem Blickfeld geraten, lautet ihre Empfehlung.
Ingrid Reisle aus Kandern vertrat die ältere Generation und berichtete von der Aufgabe der Viehhaltung in ihrem Familienbetrieb. „Die Entscheidung fiel uns schwer, unser Herz hing an den Tieren, letztendlich war es aber richtig so”, ist Reisles Fazit. Auch sie riet, darauf zu achten, dass alle auf dem Betrieb lebenden Generationen genügend Privatsphäre haben. Bei der engen Verknüpfung von Haus und Hof sei es wichtig, dass jedes Familienmitglied seine Rückzugsmöglichkeiten habe. So könne das enge Miteinander der Generationen im landwirtschaftlichen Betrieb gut gelingen, sagt Reisle.
„Landwirtschaft ist eine Lebenseinstellung”, betont Agnes Zimmermann, Vorsitzende des Bäuerinnenausschusses, in ihrem Schlusswort. Wichtig sei die Wertschätzung dieser Arbeit.
Die Veranstaltung, über deren Vortrag von Professor Gerhard Schwarting bereits in BBZ-Ausgabe 9 berichtet wurde, wurde von den Landfrauen des Oberen Wiesentals unter Leitung von Irmtraud Strohmeier bewirtet.