Land und Leute | 26. Juni 2014

Karcher: Mindestlohn braucht Ausnahmen

Von Birgitta Klemmer
Im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Ute Vogt (SPD) vergangene Woche in Stuttgart verwies Rosa Karcher, Präsidentin des Landfrauenverbandes Südbaden, erneut auf die Problematik Mindestlohn. Sie forderte eine Ausnahmeregelung für kurzfristig beschäftigte Saisonarbeitskräfte.
Im Gespräch: Julia Wolf, Bundestagsabgeordnete Ute Vogt, Präsidentin Rosa Karcher und Brigitte Graf (v.l.).
Karcher betonte, dass der Mindestlohn grundsätzlich positiv zu bewerten ist, dennoch gebe es branchenspezifische Besonderheiten, die Ausnahmeregelungen erforderlich machten. „Die Arbeitskosten im Sonderkulturbereich machen bis zu 80 Prozent der Erzeugungskosten aus”, so die Präsidentin. „Bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro sind diese Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig.” Es sei mehr als fraglich, ob der Verbraucher bereit ist, höhere Preise zu zahlen, so Karcher. Letztendlich blieben die Produzenten auf den gestiegenen Kosten sitzen. „Für viele kleine, familiengeführte Betriebe bedeutet dies das Aus”, so Karcher – die Waren würden dann aus dem Ausland importiert.
Brigitte Graf und Julia Wolf, beide Bäuerinnen aus der Ortenau, unterstrichen, dass Landwirte und Saisonarbeitskräfte bisher eine „Win-Win-Situation” hatten: „Die osteuropäischen Arbeitskräfte sind froh, dass sie in Deutschland gutes Geld verdienen können, das in ihrem Heimatland eine hohe Kaufkraft ermöglicht. Sie schätzen diese Verdienstmöglichkeit, die sie in ihrem Heimatland nicht haben. Damit ist ihr Arbeitseinsatz hier genauso wertvoll für sie wie für uns.”