Lehrfahrt zu kleineren Milchvieh-Laufställen
Die Liegehalle wurde komplett neu gebaut als Wiederkehr zum Bestandsgebäude. Dort wurden zweireihig selbstgezimmerte Liege-Tiefbuchten für 26 Kühe mit einem mittigen Laufgang angeordnet. Da dieses Gebäude relativ lang ist, wurde ein Schieber mit eingebaut. Eine First-Trauf-Lüftung und ausreichend Fensterflächen sorgen für ein helles, luftiges Stallklima.
An die Liegehalle ist ein Laufhof angedockt, der ganzjährig nutzbar ist und über den der Weideaustrieb erfolgt. Dieser Laufhof befindet sich auf der Betondecke des Güllebehälters, da die Gülle noch im Stall dem Güllebehälter zugeführt wird. So wird bei Kälteperioden dem Einfrieren von Rohrleitungen oder Querkanälen vorgebeugt. Laubles äußerten sich sehr zufrieden mit ihrer baulichen Lösung. Sie sei kostengünstig gewesen, habe zu einer tiergerechteren Haltung geführt und es gebe nun eine Zukunftsperspektive für den Hofnachfolger. Durch die frühe Umstellung auf „Bio” werden bereits seit vielen Jahren höhere Milchpreise erzielt, was den Betrieb zusätzlich stabilisiert hat. Da im Betrieb kein Kraftfutter verabreicht wird, ist man auf gute Grundfutterleistungen angewiesen, die um die 5000 kg pro Kuh und Jahr liegen. „Sie sind Kostenminimierer und somit auch Gewinnmaximierer, da möglichst viel vom Umsatz als Er-
trag im Betrieb verbleibt. So kann auch mit geringen Produktionskapazitäten ein Einkommen im Haupterwerb erwirtschaftet werden”, kommentierte Betriebsberater Hans-Martin Schwarz vom Landwirtschaftsamt Donaueschingen das Erfolgsrezept von Familie Lauble.
Im Gegensatz zum vorigen Betrieb wurde in diesem Fall die Fresshalle mit dem beidseitig genutzten Stichfuttertisch neu angebaut. Ein Großteil der Liegebuchten befindet sich im ehemaligen Anbindebereich. Entmistet wird mit dem Faltschieber in den Fressachsen. Da es sich um einen Biobetrieb handelt, sind die Tiere horntragend und das Tier-Fressplatz-Verhältnis muss 1:1 betragen. Durch einen Lichtfirst und Lichtplatten an der angebauten Stirnseite sowie Hubfenster an den Traufseiten erhält der Stall einen hellen, luftigen Charakter. Damit einher geht auch eine Aufwertung des alten Stallbereichs, dessen Raumhöhe angehoben wurde. Insgesamt sind Elke und Ewald Bähr sehr zufrieden mit der gefundenen Lösung. Die Milchleistungen wurden verbessert, die Arbeitsqualität erhöht und die Tiergerechtheit und Bio-Konformität erreicht.
Da der Betrieb im Nebenerwerb geführt wird, musste eine arbeitswirtschaftlich optimale Lösung realisiert werden. Beim Neubau handelt es sich um einen dreireihigen Boxenlaufstall mit zwei Schieberbahnen auf der Milchviehseite und einer Schieberbahn auf der Jungviehseite. Vor dem Melkstand- und Technikbereich ist eine einreihige Aufstallung mit dazugehörigem Futtertisch angeordnet, so dass das Tier-Fressplatz-Verhältnis wieder gut passt. Die Tiere liegen in Hochboxen mit Komfortmatratzen. Gebaut wurde für 40 Kühe mit weiblicher Nachzucht. Für die Umstellung auf Biomilcherzeugung hat sich die Betriebsleiterfamilie erst während der Planung entschieden.
„Von den Stallplatzkosten liegen wir beim Neubau in anderen Regionen und die Wirtschaftlichkeit darf auch nicht außer Acht gelassen werden”, erläuterte Hans-Martin Schwarz, der den Betrieb beratend begleitet hatte. Die Biomilch-Schiene sei vom Deckungsbeitrag her gesehen für einen Betrieb, der ohnehin extensiv wirtschaftet, eine sinnvolle Alternative. Sehenswert bei Kerns war auch die Kälberhaltung: Unter einem Vordach, das als niederschlagsgeschützter Versorgungsgang für die Tierbetreuung dient, werden die Tränkekälber in Iglus im Freien gehalten. Auch das Ehepaar Kern sieht den Schritt, den es 2014 gewagt hat, im Rückblick positiv.