Lebende Bomber mit Virenfracht im Anflug
Infiziertes Ausfallgetreide zeigt in der Regel eine gelbe Blattverfärbung. Infizierte Maispflanzen haben rötlich verfärbte Blätter. Befallene Getreidekeimlinge sind gelb verfärbt und bleiben im Wachstum zurück. Dieses Befallsymptom kann schon im Herbst beobachtet werden. Deutlicher ist der nesterartig auftretende Befall im Frühjahr zu sehen. Befallene Pflanzen sind gelb verfärbt, bleiben klein und bestocken sich verstärkt. Sie bilden keine oder nur verkürzte Halme mit tauben Ähren aus.
Die Verzwergungsviren, nach neueren Erkenntnissen unterteilt man sie in ein Weizen- (WDV) und ein Gerstenverzwergungsvirus (BYD), werden durch eine Zwergzikade (Psammotetix alienus) auf Gersten- oder Weizenkeimlinge übertragen. Die Übertragung erfolgt von Ausfallgetreide oder von angrenzenden Grasflächen und ungepflegten Böschungen. Die ersten Befallssymptome ähneln denen der Gelbverzwergungsviren (Vergilbung, grüne bis gelbe Flecken, Verzwergung, verstärktes Bestocken, keine Ähren oder Ähren mit Kümmerkorn). Nach einer Infektion im Herbst sterben die Gersten- oder Weizenkeimlinge oft über den Winter ab.
Das Schadbild der Gerstenmosaikviren, länglich geformte flächige Befallsherde mit vergilbten Keimlingen in Bearbeitungsrichtung, ist im zeitigen Frühjahr gut zu sehen. Das Ausmaß des Schadens durch diese Krankheit hängt von der Witterung ab. Ein feuchter Herbst begünstigt die Übertragung durch die Bodenpilze. In einem kalten Winter können die durch den Virusbefall geschwächten Pflanzen verstärkt auswintern. Ist das Wetter im Frühjahr anhaltend kühl und feucht, vermehren sich die Viren stark, und die Gerstenpflanzen reagieren deutlich mit geringerem Wurzelwachstum und absterbenden Blättern. Ertragsausfälle bis zu 50 % sind möglich. In einem trockenen und warmen Frühjahr dagegen wachsen die Befallssymptome schnell aus, und die Pflanzen können einen normalen Ertrag bringen.
- Ausfallgetreide rechtzeitig mit geeigneten Bodenbearbeitungsmaßnahmen einarbeiten. Der Einsatz eines Totalherbizides zu diesem Zweck muss so frühzeitig erfolgen, dass das Ausfallgetreide vor der Aussaat oder dem Auflaufen des Wintergetreides sicher abgestorben ist. Dadurch wird den Virusvektoren die Nahrungsgrundlage entzogen.
- Frühsaaten von Wintergerste, vor dem 20. September, in wärmeren Gebieten vor dem 30. September, sind zu unterlassen. In Jahren mit starkem Virusbefall konnte immer festgestellt werden, dass die später ausgesäte Wintergerste keinen oder einen deutlich geringeren Virusbefall aufwies. Die neueren Gerstensorten reagieren auf eine Spätsaat in der Regel nicht mit Mindererträgen. Vor allem in der Nachbarschaft von noch stehendem Ausfallgetreide, Mais oder Grünland oder ungepflegten Grasflächen ist es ratsam, sich an diese bewährte Regel zu halten.
- Aus denselben Gründen sind auch Frühsaaten von Weizen nicht ratsam.
- Nach dem Auflaufen des Wintergetreides muss bei anhaltend warmem Herbstwetter verstärkt auf Blattläuse und Zikaden kontrolliert werden.
Zugelassen für die Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren im Herbst ab dem Zwei-Blatt-Stadium des Getreides sind zum Beispiel die bienenungefährlichen B1-Mittel Fastac SC Super Contact, Kaiso Sorbie, Karate Zeon, Mavrik und Trafo WG, sowie die B2-Mittel Bulldock, Decis flüssig, Decis forte und Sumicidin Alpha EC.
Die Schwierigkeit bei der Anwendung von Insektiziden gegen Virusvektoren besteht darin, den richtigen Bekämpfungstermin zu ermitteln. In einem jungen Getreidebestand ist ein Befall durch Blattläuse nur schwer festzustellen. Am besten können die Blattläuse bei warmer Witterung an den Getreidekeimlingen beobachtet werden. Zu beachten ist, dass nur gezielte Bekämpfungsmaßnahmen gegen einen festgestellten Befall erfolgversprechend sind. Routinebehandlungen in Tankmischung mit anderen Pflanzenschutzmitteln können wegen der begrenzten Wirkungsdauer der Insektizide im Feld ohne Wirkung bleiben und fördern das Auftreten von resistenten Blattläusen. Deshalb ist es ratsam, auch den örtlichen Warndienst des Pflanzenschutzdienstes zu beachten.
Wie bereits erwähnt, werden die Mosaikviren durch einen Bodenpilz übertragen.
Die neuesten Informationen über geprüfte und empfohlene Wintergerstensorten stehen im Internet unter www.ltz-augustenberg.de > Pflanzenbau > Sorteninformationen. Danach sind alle empfohlenen zwei- und mehrzeiligen Wintergerstensorten resistent gegen den Typ 1, ausgenommen die Sorten „Anisette” und „Matros”.