Der Landwirtschaftssektor wird seine im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) festgelegten Zielwerte mehr als erfüllen und damit teilweise die Zielverfehlungen der anderen Sektoren kompensieren.
Zurückgehende Tierbestände und geringere Stickstoff-Ausbringungsmengen haben sinkende Emissionen zur Folge.
Das zeigt der Projektionsbericht 2023, den das Umweltbundesamt am 22.August veröffentlicht hat. Dieser analysiert die aktuelle Klimaschutzpolitik und beschreibt die Entwicklung der Treibhausgas-(THG-)Emissionen in Deutschland in Hinblick auf die Ziele für 2030 beziehungsweise 2045.
Minderungsziele insgesamt verfehlt
Insgesamt kommt das UBA allerdings zu dem Schluss,
dass die Minderungsziele der Bundesregierung verfehlt werden. „Der
Projektionsbericht zeigt deutlich, dass es zusätzliche Maßnahmen
braucht, um die gesteckten Klimaziele noch erreichen zu können”,
kommentierte UBA-Präsident Professor Dirk Messner die Ergebnisse. Mit
den aktuellen Maßnahmen wird der Behörde zufolge die Gesamtlücke zwar im
Vergleich zur letzten Projektion aus dem Jahr 2021 um 70 Prozent
reduziert; dennoch beträgt sie bis 2030 noch 331 Millionen Tonnen
(Mio.t) THG-Emissionen. Die verbleibende Lücke ist laut UBA zu etwa zwei
Dritteln auf den Verkehrssektor zurückzuführen.
Im optimistischen Szenario mit weiteren Maßnahmen wird die Landwirtschaft bis 2030
insgesamt 40 Mio.t CO2-Äquivalente mehr einsparen als vorgesehen; im Szenario ohne
Zusatzmaßnahmen sind es 20 Mio.t CO2-Äquivalente. Auf der einen Seite
hätten zurückgehende Tierbestände und geringere
Stickstoff-Ausbringungsmengen sinkende Emissionen zur Folge. „Zum
anderen führten methodische Verbesserungen in der Berechnung im
Treibhausgasinventar dazu, dass sowohl für historische Jahre als auch in
der Projektion die Emissionen der Landwirtschaft deutlich niedriger
liegen”, heißt es zur Begründung im Bericht.
Auch Energiewirtschaft erreicht Sektorziel
Der Sektor „Landnutzung,
Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF)” wird hingegen die
festgelegten Zielwerte in beiden Szenarien nicht erreichen.
Neben der Landwirtschaft können auch die Abfall- und die
Energiewirtschaft ihre Vorgaben bis 2030 übererfüllen. Bei Letzterer
beträgt die Übererfüllung der Ziele bis 2030 in beiden Szenarien etwa 38
Mio.t CO2-Äquivalente. Laut der Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie
(BEE), Dr. Simone Peter, beginnen die neuen Maßnahmen für den Ausbau der
erneuerbaren Energien, allen voran Photovoltaik und Windkraft, zu
wirken.
Expertenrat fordert Gesamtkonzept
„Es müssen aber noch letzte Hemmnisse beseitigt und das
gesamte Technologie-Portfolio genutzt werden, um ein klimaneutrales
Stromsystem zu schaffen und mit der Sektorenkopplung auch in andere
Sektoren zu wirken”, betonte Peter anlässlich der Veröffentlichung des
Berichts.
Der Expertenrat für Klimafragen (ERK) hat sich auf Basis des
Projektionsberichts ebenfalls am Dienstag zu dem Entwurf des
Klimaschutzprogramms 2023 geäußert und darin wenig Positives gefunden.
Das Programm habe zwar einen hohen, aber „gemäß Klimaschutzgesetz
unzureichenden Minderungsanspruch”, urteilte das fünfköpfige Gremium.
Kritik an Datengrundlage
Die Mitglieder können laut Stellungnahme von einem
„substanziellen Beitrag” der geplanten Maßnahmen ausgehen, aber die von
der Regierung genannte Minderungswirkung des Programms nicht bestätigen.
Grund dafür ist die aus Sicht des ERK „unzureichende Datengrundlage”.
Zudem fordert der Expertenrat ein „in sich schlüssiges und konsistentes
Gesamtkonzept” und einen übergreifenden Maßnahmenrahmen.