Der zwanzigste L∙U∙I wurde vergangene Woche verliehen. Erstplatzierter wurde Joachim Dorer, der einen mobilen Weidemelkstand entwickelte. Auf den Plätzen zwei und drei landeten die Projekte „Markgräfler UFO” und „Birnoh”.
Die L∙U∙I-Preisträger 2016im Kreise der Ehrengäste.
Zahlreiche Gäste waren der Einladung zur Jubiläumsveranstaltung im Festsaal der Illenau in Achern gefolgt. Darüber freuten sich nicht nur die Organisatoren aus den Reihen der drei Landjugendverbände Baden-Württembergs, sondern auch die „Bure zum Alange”, die mit lockeren Sprüchen und Heimatliedern durch den Abend führten. Da Nikolaus König und Wolfgang Winterhalder mit ihrem ländlichen Kabarett selbst einmal den Innovationspreis gewonnen haben, wussten sie den Gesprächspartnern passende Fragen zum Rückblick auf 20 Jahre L∙U∙I – Landwirtschaftspreis für unternehmerische Innovationen – zu stellen. Zum Beispiel an Dr. Ewald Glaser von der ZG Raiffeisen in Karlsruhe, der damals an der Entwicklung des Preises für Tüftler und Denker mitgewirkt hat, und an den Generalbevollmächtigten Dr. Ansgar Horsthemke vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband, den zweiten Vertreter der beiden Hauptsponsoren. „Die Innovationsideen zeigen Perspektiven für den ländlichen Raum”, betonte Horsthemke, während Glaser prämierte Projekte vergangener Jahre in Erinnerung rief. Beispielsweise die Kooperation des Winzerkellers Hex vom Dasenstein in Kappelrodeck mit der Oberkircher Winzer eG (2014) oder Daniel Lorchs Forstkoppel (2015). Die jeweiligen Initiatoren erläuterten dem Publikum ihre Erfolgsgeschichten, ergänzt durch die Schilderungen des Winzers Josef Pfeiffer aus Sasbachwalden (Heftsystem, 2009) und des Landwirts Martin Ganz aus Buchenbach (Kuhpatenschaft, 2007). Ganz gehört zudem zum Gründungsteam und war lange Jahre Jury-Vorsitzender: „Die Kriterien sind unverändert, das zeigt, dass wir den Landwirtschaftspreis gut durchdacht haben.”
Preisträger aus Baden
Heute steht Thomas Huschle dem Gremium vor. Und das hatte in den vergangenen Monaten viel zu tun. Denn es galt, sechs Projekte auszuwählen, zu besuchen und auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Entscheidung sei erneut schwergefallen, betonte Huschle. Denn einmal mehr hatten alle Bewerber tolle Ideen eingereicht. Schließlich sei die Wahl auf den mobilen Weidemelkstand von Joachim Dorer aus Furtwangen gefallen, dessen vollkommene Mobilität einen Melkeinsatz auch auf abgelegenen Weiden ermöglicht. Die Kühe sind Tag und Nacht draußen, bleiben gesund und tragen so wesentlich zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Kevin Brändlin aus Efringen-Kirchen hingegen hat mit dem „Markgräfler UFO” (Upright Fruiting Offshoots) eine Anbaumethode für Tafelkirschen entwickelt, die einen höheren Ertrag und bessere Qualität garantiert. Die schmale, maximal drei Meter hohe Fruchtwand lässt sich unkompliziert schneiden, sparsam düngen und spritzen und ohne Leiter abernten. Die Jury vergab dafür den zweiten Preis. Dritter Sieger wurde die „Birnoh-Gilde”, in der Birnenerzeuger aus den vier Regionen Schwarzwald, Bodensee, Heckengäu und Schwäbische Alb kooperieren. Ihr gemeinsames Produkt ist ein Birnen-Aperitif aus drei Streuobstsorten, der im Holzfass reift. Sie überzeugten das Gremium aufgrund der genutzten Synergien, die zu einer höheren Wertschöpfung führen.Großes Lob erhielten die Preisträger und die L∙U∙I -Verantwortlichen schließlich von Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. Der Preis eröffne ein Spielfeld für Erfindungen, die den ländlichen Raum vital erhielten. „Ihre beispielhaften Leistungen ermutigen andere”, fasste die Politikerin vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zusammen.
Erzbischof Stephan Burger hielt brillante Festrede
Erzbischof Stephan Burger
Einen Glanzpunkt setzte schließlich Erzbischof Stefan Burger mit einer
brillanten Festrede. Wer nicht mitziehe, werde vom Markt überholt,
betonte Burger und bezeichnete Innovation als ständige Herausforderung.
Dabei gelte es, die Balance zu halten zwischen Innovation und Tradition,
Wandel und Beharren. In dem rasanten Tempo der Veränderungen sei es
jedoch ebenso wichtig, auf sich selbst zu achten, damit man nicht
ausbrenne. Ratsuchenden legte der Geistliche die Institution „Familie
und Betrieb” als Anlaufstelle ans Herz.
In den zurückliegenden Jahren
wurden rund 400 Projektideen eingereicht. Zahlreiche davon verhalfen
Tüftlern und Denkern auf die Erfolgsspur, hatte Jörg Hettich,
Vorsitzender des Bundes Badischer Landjugend (BBL), eingangs erklärt.
Sein Dank galt den L∙U∙I-Gründern, Sponsoren und Jurymitgliedern sowie
an diesem Abend insbesondere der Landjugendgruppe Gamshurst für die
Bewirtung.
BBL-Vorsitzender Jörg Hettich