Land und Leute | 06. November 2014

Kinohelden hautnah

Von mis
Der BBL lud vergangene Woche zum Kinoabend nach Tuttlingen. Gezeigt wurde der Film „Sauacker” – und als Highlight konnten die Zuschauer danach mit den Hauptdarstellern diskutieren.
Vom eigenen Bauernhof ins Rampenlicht der Film-Szene: Konrad (links) und Philipp Kienle.
Und da standen sie dann, die beiden Hauptdarsteller Philipp und Konrad Kienle. Direkt vor dem Publikum, das eben noch gespannt den Film „Sauacker” im Scala Kino in Tuttlingen angeschaut hatte. „Zwischen zwei Generationen auf einem schwäbischen Bauernhof” – da gibt es einiges zu erzählen. Wie das halt immer so ist: Die junge Generation strotzt vor neuen Ideen und Tatendrang und die Alten bremsen. Ein Klischee oder bittere Realität? Jedenfalls konnte sich gut die Hälfte der knapp einhundert Kinobesucher in einer oder mehreren Szenen wiedererkennen.
Die Hofübergabe, auch bei Kienles ein heikles Thema. Man merkt, während der Film läuft, dass es dem Senior Konrad schwerfällt, den Hof komplett in die Hände des Sohnes abzugeben, ihn machen zu lassen. Dabei kann es viel schlimmer sowieso nicht mehr kommen: Seit den 1990er-Jahren werden nur rote Zahlen geschrieben. Es muss sich was ändern, und Sohn Philipp ist sich dessen bewusst.
Anders als in vielen Bereichen der Medienlandschaft wurde dem Zuschauer beim Schauen des Filmes nichts vorgegaukelt. 99 Prozent entsprächen der absoluten Wahrheit, so die Protagonisten – man habe sich nicht verstellt. Und das glaubt man den beiden aufs Wort, wenn man sie da vorne stehen sieht und sprechen hört.
Was hat sich geändert?
Daher zielte die erste Frage darauf ab, was sich denn in den letzten Wochen und Monaten, seit der Film gedreht wurde, konkret verändert hat. Besteht der Hof überhaupt noch? Wie vereinbart der Junior seine Festanstellung mit dem Arbeiten auf dem Hof, hat die Hofübergabe überhaupt stattgefunden? Was ist aus der Freundin geworden? Philipp ist dabei, den Kuhstall umzubauen. Der Schweinestall ist immer noch vorhanden, wenn auch mit weniger Tieren besetzt, und der Arbeit im Stahlwerk geht er immer noch nach. Nur die Schichtarbeit konnte er aufgeben, ebenso wie den Hausmeisterjob. Wenn alles so läuft, wie er es sich vorstellt, ist der Betrieb in  fünf Jahren umgekrempelt, so Philipp. Da darf dann aber nichts dazwischenkommen. Längerfristig kann er sich die Umstellung auf biologische Landwirtschaft vorstellen und sieht auch in seiner Region das Potential dazu. Den Betrieb aufzugeben, war nie eine Option für den mittlerweile über Dreißigjährigen, auch wenn beispielsweise vom Landwirtschaftsamt keine Unterstützung zu erwarten ist. Zum Glück zeigte sich die Bank etwas kooperativer, so dass ein wenig Rückendeckung vorhanden ist. Der Hof ist also übergeben, aber die Freundin ist zur Ex-Freundin geworden, mit der er sich aber nach wie vor gut verstehe, so Philipp.
Film verpasst?
Wer den Kinoabend verpasst hat, kann den Film trotzdem noch sehen: Auf EinsPlus läuft er am So, 30.11. um 20.15 Uhr sowie am Mo, 1.12. um 2 Uhr und um 18.45 Uhr.