Betrieb und Wirtschaft | 29. Oktober 2020

Längst nicht alle wollen zahlen

Von Agra-Europe
Die Branchenkommunikation Milch ist noch nicht in trockenen Tüchern. Sie sollte eigentlich im Januar 2021 starten und ein wesentlicher Bestandteil der Sektorstrategie Milch 2030 sein.
as Ziel, 80 % der verarbeiteten Milchmenge bei den Molkereien hinter der Branchenkommunikation  für die  Finanzierung zu versammeln, ist bislang nicht erreicht. Wie der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl,  vergangene Woche bei einer Pressekonferenz in Berlin einräumte, gibt es nach einer Umfrage unter Mitgliedsunternehmen eine Zustimmung für 72 % der Milch. „Die positive Rücklaufquote war aus verschiedenen Gründen jetzt nicht so hoch, wie wir uns das gewünscht haben”, erklärte Stahl. Es soll nun eine  Nachfrist für die verbindliche Anmeldung der Unternehmen  bis zum 4. November eingeräumt werden.
Die Finanzierung der Branchenkommunikation Milch stößt bisher nicht auf so viel Zustimmung bei den Molkereien wie erhofft.

Am 6. November soll dann zusammen mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) und dem Deutschen Raiffeisenverband (DRV) der Lenkungsausschuss   die Lage beurteilen. Stahl betonte, dass die verbindliche Maßgabe von 80 % weiter gelte.
 Sollte bis zum 6. November die Milchmenge von 80 % nicht erreicht werden, werde mit den zahlungswilligen Mitgliedern entschieden, ob und unter welchen Bedingungen unter den neuen Voraussetzungen mit der Branchenkommunikation verfahren werde, erläuterte Stahl. 
Gesamte Strategie nicht in Frage gestellt
Deren  mögliches Scheitern  bedeute nicht ein Ende der gesamten Sektorstrategie, da nicht alle Themen verzahnt seien. „Wir brauchen Ausdauer und Beharrlichkeit”, betonte der MIV-Vorsitzende. Es werde Bereiche der Sektorstrategie mit schnellen Fortschritten geben.
Der Milchmarkt sei bisher recht stabil durch die Corona-Pandemie gekommen. „Wir haben eigentlich mehr Schwierigkeiten erwartet, als letztendlich aufgetreten sind”, erklärte MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser. Die  Milchbranche sei lieferfähig geblieben, und die private Lagerhaltung  der EU habe geholfen, größere Marktverwerfungen zu verhindern. Die Produktpreise hätten sich nach dem Einbruch im Frühjahr wieder erholt, das alte Niveau aber noch nicht erreicht.
 Den Erzeugerpreis für eine Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß erwarte er in diesem Jahr auf einem Durchschnittsniveau von 32,5 Cent/kg; das wäre gut ein Cent weniger als 2019. Da gleichzeitig die Produktionskosten  gestiegen seien, klagten die Bauern zu Recht über nicht auskömmliche Preise.  Im Vergleich zum Schweinemarkt oder anderen landwirtschaftlichen Produkten seien sie aber mit einem blauen Auge davongekommen.
Für den Export  erwartet er  trotz Beeinträchtigungen durch  Corona und des gestiegenen Werts des Euro gegenüber dem US-Dollar eine Absatzmenge auf  Vorjahresniveau. Sorgen bereitet dem MIV der mögliche „harte” Brexit.