Betrieb und Wirtschaft | 12. Mai 2022

Konsumstimmung lastet schwer auf Spargelmarkt

Die Spargelsaison läuft für die badischen Erzeugergroßmärkte dieses Jahr bisher schlecht. In Nordbaden werden wegen der unbefriedigenden Preise schon in großem Stil Flächen aus der Produktion genommen.
Das Preisniveau ist in der laufenden Saison tiefer als im vergangenen Jahr, obwohl die Kosten für die Erzeuger gestiegen sind. Der Grund ist die Kaufzurückhaltung der Verbraucher. „Die Leute sparen und Spargel ist kein Artikel des täglichen Bedarfs”, berichtete Hans Lehar am Mittwoch, 11. Mai.
Der Geschäftsführer der Bruchsaler Obst- und Gemüseabsatzgenossenschaft ist ein alter Hase im Geschäft, aber so eine schwierige Saison hat er noch nicht erlebt. Als „äußerst schwach” beschreibt er die Nachfrage, „kein Vergleich zu den Vorjahren”. Auch die mittlerweile tieferen Preise in den Supermärkten sorgten bisher nicht dafür, dass die Verbraucher in dem Maße zugreifen, wie es nötig wäre. Denn die Mengen sind durch die für den Spargel optimalen Witterungsverhältnisse ordentlich. Seit etwa zehn Tagen seien die Preise auf Talfahrt und im Moment im freien Fall. Lehar berichtet von niederländischen Preisen an der Uhr von 1,80 bis 2,00 Euro pro Kilogramm. „Dafür kann keiner produzieren.” Auch in der Direktvermarktung laufe das Geschäft nicht so, wie es nötig wäre.
Bei einer Krisensitzung am Dienstag wurde in Bruchsal entschieden, dass Flächen aus der Produktion genommen werden sollen. Lehar spricht von einem Umfang von 30 bis 40 %. Saisonarbeitskräfte würden nach Hause geschickt. „Nach diesem Jahr wird sich einiges ändern in der Produktion”, glaubt Lehar.
 Auch Lorenz Boll vom Erzeugergroßmarkt Südbaden ist frustriert von der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Trotz der tieferen Preise gehe immer noch zu wenig Ware weg. Sei es im Lebensmitteleinzelhandel, in der Direktvermarktung oder in der Gastronomie – der Absatz lahmt. Boll bekommt merklich mehr 1er-Ware als üblicherweise und auch insgesamt  mehr an Ware von einigen Betrieben, die sonst ihren Absatz über die Direktvermarktung gefunden hätte.  
Auch er  erwartet dramatische Folgen für die Produktion, wenn sich die Marktsituation nicht bessert. Aber höchstens ein baldiges Ende des Krieges könnte für eine andere Konsumstimmung sorgen, denkt er.