Kombiimpfungen bieten neue Möglichkeiten
Auf der anderen Seite sollte der Impfschutz aufgebaut sein, wenn die Infektion mit dem Erreger stattfindet. Somit gibt es je nach Erreger und Impstoff auch große Unterschiede für den empfohlenen spätesten Impfzeitpunkt. Das alles gilt es bei der Kombination vom Impfungen zu berücksichtigen und fließt ein in die Entwicklung von Baukastensystemen und Kombiimpfstoffen. Sprich: Die Entwicklung solcher Impfkonzepte ist ein schwieriges, kompliziertes Unterfangen.
Dementsprechend sind bei insgesamt 75 zugelassenen Impfstoffen für das Schwein bislang auch nur wenige Kombinationen, sei es im Baukastensystem oder als Kombiimpfstoff, verfügbar.
für die Kombiimpfung gegen M. hyo und PCV2 bzw. eine Dreifachimpfung mit zusätzlich PRRS-US-Lebendimpfstoff (per Ausnahmegenehmigung) verschiedene Produkte zugelassen (MSD Intervet, Zoetis, Boehringer). Daher soll auf diesen Bereich im Folgenden näher eingegangen werden.
Als erstes ist festzuhalten, dass nur die Impfstoffe, die dafür auch zugelassen sind, in einer Mischspritze verimpft werden sollten. Das in der Praxis ab und an praktizierte Mischen unterschiedlicher Impfstoffe, zum Teil noch mit reduzierter Dosis, birgt die große Gefahr des „Nicht-Wirkens” und ist strikt abzulehnen. Wenn es nach dem Verkauf so geimpfter Ferkel zu Regressanprüchen kommt, wird ein Gutachter ein solches „Impfkonzept” immer als nicht ordnungsgemäß bezeichnen und somit den Regressfordernden Recht geben.
Zweitens sollte die Mischung der dafür zugelassenen Impfstoffe immer frisch angesetzt werden, damit die Wirksamkeit der Impfstoffe voll erhalten bleibt. Das Gleiche gilt für die Lagerung von angebrochenen Flaschen etwa der Kombiimpfstoffe. Diese sind in dem vom Hersteller angegebenen Zeitraum zu verbrauchen. Lebendimpfstoffe müssen immer frisch aufgelöst und zügig verbraucht werden.
Zum dritten muss klar sein, gegen welche Erreger im Betrieb überhaupt geimpft werden soll – sei es für die Vermarktung oder für den Betrieb selbst. Hierzu sollte sowohl in der Ferkelerzeugung als auch in der Mast über Diagnostik geklärt werden, welche Erreger überhaupt im System vorhanden sind. Danach wird der Tierarzt prüfen, ob ein Kombinationsimpfstoff bzw. Impstoff im Baukastensystem zur Verfügung steht und eingesetzt werden kann.
Fünftens ist bei den Kombiimpfstoffen wie bereits erwähnt der richtige Impfzeitpunkt wichtig. Der Kombiimpfstoff und das Baukastensystem für M. hyo und PCV2 sind beide für die Verimpfung ab einem Alter von drei Wochen zugelassen. Soll aus betrieblichen Gründen zum Beispiel gegen PCV2 deutlich später geimpft werden, kann es sein, dass man mit der Mykoplasmen-Komponente sehr spät kommt. Oder anders herum, soll aus betrieblichen Gründen eine frühe Mykoplasmenimpfung installiert werden, wäre man mit der Circo-Komponente zu früh. Für diese Fälle muss man auf Einzelimpfstoffe zurückgreifen.
Der sechste und letzte Punkt ist die Erfolgskontrolle. Da der Erfolg einer Impfung über Blutuntersuchungen erregerabhängig nur schwer bis gar nicht kontrollierbar ist, ist die Auswertung der Leistungsparameter und der Krankheitsinzidenz bzw. der Behandlungshäufigkeit der Gradmesser für den Erfolg. Regelmäßiger Austausch von Daten und Erkenntnissen zwischen den Betriebsleitern und Tierärzten ist hierbei vonnöten. Stellt sich der gewünschte Erfolg mit der gewählten Impfstrategie nicht ein, so ist zu klären, ob es an der Impfstrategie, Fehlern bei der Durchführung, anderen Erkrankungen, Umweltfaktoren (Stallklima, Fütterung, ...) oder dem Management liegt. Hierzu sind neben den durch den Tierarzt einzuleitenden diagnostischen Untersuchungen alle anderen betrieblichen Faktoren auf den Prüfstand zu stellen.