Von Dr. Hubert Sprich; ZG Raiffeisen
Vor allem bei später Ernte, zum Beispiel durch hohe Stickstoffnachlieferung im Herbst nach einer Trockenphase, oder bei stärkerem Zünslerbefall findet man häufig Fusariuminfektionen an Maiskolben.
Fusarium an Maiskolben nach Verletzung durch Zünslerfraß
Wenn bei auffälligem Zünslerbefall Überschreitungen der Grenzwerte für Mykotoxine zu befürchten sind, empfiehlt sich eine vorgezogene Ernte des Körnermaises. Mit zunehmender Abreife ist außerdem mit verstärktem Stängelfusarium und damit Lager zu rechnen.
Der dieses Jahr teilweise starke Zünslerbefall am Kolben könnte zu einem verstärkten Fusariumbefall führen. Am Kolben beginnt dies meist nach Verletzungen durch den Zünsler- oder Vogelfraß oder über die Infektion der Narbenfäden.
Häufig beginnt der Befall auch an der Spindelspitze, insbesondere wenn der Kolben an der Spitze nicht vollständig befruchtet worden ist. Vor allem bei feucht-milder Herbstwitterung breiten sich die Fusarienpilze von der Kolbenspitze bis zur Kolbenbasis aus. Werden im Erntegut die EU-Grenzwerte für die Mykotoxine überschritten, beispielsweise bei Deoxynivalenol (DON) mehr als 1,75 μg/kg, ist dieses in Deutschland nicht mehr handelsfähig. Stark belasteter Mais kann nur noch als nachwachsender Rohstoff, unter anderem in Biogasanlagen, genutzt werden.
Zuviel Stickstoff kann die Ursache sein
Vor allem auf Böden mit guter Stickstoffversorgung reift die Restpflanze sehr zögerlich ab, eine späte Ernte ist die Folge. Außerdem scheint eine späte Stickstoffnachlieferung Fusarium auch direkt zu fördern. Eine zu üppige, nicht standortangepasste Stickstoffdüngung muss daher vermieden werden. Vor allem organische Dünger führen in Jahren mit einem wüchsigen Spätsommer zu einer späten Stickstoffmobilisierung, die die Abreife beeinträchtigt.
In solchen – häufig im September noch dunkelgrünen – Beständen umschließen die Lieschblätter den Kolben meist noch sehr fest, so dass dieser nur langsam trocknen kann. Das erhöht die Feuchtigkeit im Pflanzengewebe und begünstigt Fusarien- und Schimmelpilze.
Dabei zeigen sich deutliche Sortenunterschiede. Wo sich die Lieschen leichter vom Kolben lösen, gibt es weniger Symptome. Diese Sorteneigenschaft sollte daher bei dem bald wieder anstehenden Kauf des Maissaatgutes für die Saison 2021 berücksichtigt werden.
Kontrollen wichtig
Vor allem mastige Bestände sowie Bestände, die einen stärkeren Zünslerbefall aufweisen, sollten regelmäßig auf Kolbenfusarium kontrolliert werden. Dazu sollten pro Schlag an drei bis vier verschiedenen Stellen jeweils zehn Kolben entliescht werden. Ein Fusariumbefall lässt sich gut an einem weißen bis lachsroten Pilzrasen erkennen. Ist dieser auffällig, empfiehlt sich eine frühzeitige Ernte. So wird die Wachstumszeit der Fusarienpilze verkürzt und damit die Mykotoxinbildung verringert. In Untersuchungen der ZG Raiffeisen lässt sich regelmäßig bei späteren Ernteterminen eine Zunahme der Toxinwerte feststellen.