Tierhaltung | 21. Januar 2021

Körnerleguminosen in der Schweinefütterung

Von Maria Wehrle
aben Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen eine Chance gegen Soja? Zwei Fütterungsberater aus der konventionellen und biologischen Schweinehaltung versuchten, diese Frage bei einem Online-Seminar zu klären.
Erbsen und Ackerbohnen sind in der Fütterung von Bioschweinen schon lange etabliert. Rationen mit bis zu 30 Prozent sind keine Seltenheit.
„Schwein bleibt Schwein, egal ob konventionell oder öko”, stellt Biolandberater Martin Kötter-Jürß bezüglich des Nährstoffbedarfs dieser Tierart klar. Gemeinsam mit Dr. Manfred Weber von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Sachsen-Anhalt (LLG) sprach er über den Einsatz von Körnerleguminosen in der Schweinefütterung bei einem Online-Seminar, das von der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) und dem Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne im Dezember veranstaltet wurde. Mit dem Seminar wollen die Veranstalter die Verwertung von Körnerleguminosen in der Fütterung fördern. Um die gesamte Landwirtschaft zu adressieren, waren sowohl ein Referent aus dem konventionellen als auch aus dem ökologischen Bereich eingeladen.
Eben weil die Haltungsform nichts am Nährstoffbedarf von Schweinen ändert, begann Weber damit, zu erklären, worauf beim Verfüttern von Körnerleguminosen an Schweine grundsätzlich zu achten ist. Neben der Verfügbarkeit stelle sich vor allem die Frage nach den Inhaltsstoffen und ob die Futterkomponente überhaupt gefressen wird.
Beim Thema Körnerleguminosen denken viele als erstes an antinutritive Inhaltsstoffe. Diese Bedenken konnte Weber schnell ausräumen, indem er zeigte, dass Erbsen, Ackerbohnen und Lupine zwar einige solcher Substanzen enthalten, diese aber in den heute verwendeten Sorten meist in geringen Mengen vorhanden sind und damit kein Problem in der Fütterung sind. Anders sieht es bei der Versorgung mit essenziellen Aminosäuren aus – konkret mit Methionin. Dieser Mangel muss ausgeglichen werden, zum Beispiel mit freiem Methionin oder indem Rapsschrot beigemischt wird.
Der Phosphorgehalt von Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen ist im Vergleich zu Sojaschrot eher gering, was dem Ziel einer stickstoff- und phosphorreduzierten Fütterung entgegenkomme. Zudem müssten diese Körnerleguminosen auch nicht vorab behandelt werden. Dagegen seien bei Soja Verluste von bis zu 30 Prozent bei den Tageszunahmen möglich, wenn die Bohnen nicht behandelt würden. Weber stellte klar, dass Futteranalysen unumgänglich seien, wenn selbst angebaute Körnerleguminosen verwendet werden, da die Inhaltsstoffe stark schwanken könnten.
Geringe bis keine Unterschiede
 In zahlreichen Versuchen stellte sich dem Experten zufolge heraus, dass sowohl Erbsen als auch Ackerbohnen ohne Probleme 25 Prozent der Ration ausmachen können. Es zeigten sich keine bis geringe Unterschiede in den Zunahmen und der Schlachtkörperqualität, während der Futteraufwand bei Erbsen sogar eher geringer war. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in der Fütterungsempfehlung der UFOP – siehe Tabelle.
Biobetriebe fahren teilweise sogar Rationsanteile von bis zu 30 Prozent, berichtete Kötter-Jürß von seinen Erfahrungen. Das habe auch damit zu tun, dass Erbsen und Ackerbohnen schon immer das Fundament der Bioschweinefütterung seien. Einzig die Ackerbohne würde in diesen Mengen teilweise verweigert. In seinem Vortrag ging der Biolandberater speziell darauf ein, welche Herausforderungen durch die Vorgaben in der ökologischen Fütterung entstehen. Dabei erinnerte er daran, dass ab 2022 Tiere, die schwerer als 35 Kilogramm sind, nur noch 100 Prozent biologisch gefüttert werden dürfen. Zudem dürfen grundsätzlich keine Extraktionsschrote verwendet werden; es bleiben also nur Ölkuchen. Das bekannteste Problem sei dabei, dass die Tiere ausreichend mit essenziellen Aminosäuren versorgt werden, da synthetische Präparate nicht erlaubt sind. Das spiele vor allem in der Sauen- und Ferkelfütterung eine wichtige Rolle.
Kötter-Jürß vermutet allerdings, dass zukünftig der hohe Rohproteinüberschuss wichtiger werden könnte. Denn Phytasen – also Enzyme, die unverdauliche Proteine für Schweine verwertbar machen – sind in der ökologischen Schweinefütterung nicht erlaubt. Dieser Nährstoffüberschuss steht in einem Zielkonflikt mit der neuen Düngeverordnung. Zudem könne dem Experten zufolge Schwanzbeißen zunehmen, wenn der Rohproteinüberschuss steigt.
Wirtschaftlichkeit
Martin Kötter-Jürß hält Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen gegenüber Soja nur im biologisch wirtschaftenden Betrieb für wirtschaftlich konkurrenzfähig. Markus Weber dagegen betont den geringeren Futteraufwand und damit die reduzierten Futterkosten. Seine Berechnungen zeigten, dass die Körnerleguminosen im Vergleich zu Sojaschrot inklusive Methioninergänzung rund zwei Euro pro 100 Kilogramm günstiger sind. Er betonte jedoch auch, dass vor allem Betriebe, die die Futterkomponenten selbst anbauen, von den Vorteilen profitierten. Kötter-Jürß fordert zudem, dass in den Preisen für Körnerleguminosen deren Inhaltsstoffgehalte berücksichtigt werden sollten. Denn häufig beinhalteten ertragreichere Sorten auch höhere Gehalte an antinutritiven Substanzen.