Körnerleguminosen in der Schweinefütterung
Eben weil die Haltungsform nichts am Nährstoffbedarf von Schweinen ändert, begann Weber damit, zu erklären, worauf beim Verfüttern von Körnerleguminosen an Schweine grundsätzlich zu achten ist. Neben der Verfügbarkeit stelle sich vor allem die Frage nach den Inhaltsstoffen und ob die Futterkomponente überhaupt gefressen wird.
Beim Thema Körnerleguminosen denken viele als erstes an antinutritive Inhaltsstoffe. Diese Bedenken konnte Weber schnell ausräumen, indem er zeigte, dass Erbsen, Ackerbohnen und Lupine zwar einige solcher Substanzen enthalten, diese aber in den heute verwendeten Sorten meist in geringen Mengen vorhanden sind und damit kein Problem in der Fütterung sind. Anders sieht es bei der Versorgung mit essenziellen Aminosäuren aus – konkret mit Methionin. Dieser Mangel muss ausgeglichen werden, zum Beispiel mit freiem Methionin oder indem Rapsschrot beigemischt wird.
Der Phosphorgehalt von Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen ist im Vergleich zu Sojaschrot eher gering, was dem Ziel einer stickstoff- und phosphorreduzierten Fütterung entgegenkomme. Zudem müssten diese Körnerleguminosen auch nicht vorab behandelt werden. Dagegen seien bei Soja Verluste von bis zu 30 Prozent bei den Tageszunahmen möglich, wenn die Bohnen nicht behandelt würden. Weber stellte klar, dass Futteranalysen unumgänglich seien, wenn selbst angebaute Körnerleguminosen verwendet werden, da die Inhaltsstoffe stark schwanken könnten.
Biobetriebe fahren teilweise sogar Rationsanteile von bis zu 30 Prozent, berichtete Kötter-Jürß von seinen Erfahrungen. Das habe auch damit zu tun, dass Erbsen und Ackerbohnen schon immer das Fundament der Bioschweinefütterung seien. Einzig die Ackerbohne würde in diesen Mengen teilweise verweigert. In seinem Vortrag ging der Biolandberater speziell darauf ein, welche Herausforderungen durch die Vorgaben in der ökologischen Fütterung entstehen. Dabei erinnerte er daran, dass ab 2022 Tiere, die schwerer als 35 Kilogramm sind, nur noch 100 Prozent biologisch gefüttert werden dürfen. Zudem dürfen grundsätzlich keine Extraktionsschrote verwendet werden; es bleiben also nur Ölkuchen. Das bekannteste Problem sei dabei, dass die Tiere ausreichend mit essenziellen Aminosäuren versorgt werden, da synthetische Präparate nicht erlaubt sind. Das spiele vor allem in der Sauen- und Ferkelfütterung eine wichtige Rolle.
Kötter-Jürß vermutet allerdings, dass zukünftig der hohe Rohproteinüberschuss wichtiger werden könnte. Denn Phytasen – also Enzyme, die unverdauliche Proteine für Schweine verwertbar machen – sind in der ökologischen Schweinefütterung nicht erlaubt. Dieser Nährstoffüberschuss steht in einem Zielkonflikt mit der neuen Düngeverordnung. Zudem könne dem Experten zufolge Schwanzbeißen zunehmen, wenn der Rohproteinüberschuss steigt.