Tierhaltung | 20. August 2020

Körnerleguminosen in der Geflügelfütterung

Von Werner Vogt-Kaute
Körnerleguminosen sind nicht nur eine Berreicherung für den Acker, sondern auch für die Fütterung interessant. Die Zusammenstellung einer Geflügelration ist dabei die schwierigste Disziplin. Naturland-Berater Werner Vogt-Kaute erklärt, wie es trotzdem funktionieren kann.
Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen müssen für die Geflügelfütterung im Gegensatz zur Sojabohne in der Regel nicht aufbereitet werden.
Die erstlimitierende Aminosäure in der Geflügelfütterung ist das Methionin. Die Körnerleguminosen bis auf die Sojabohnen besitzen relativ geringe Gehalte an Methionin, aber hohe Gehalte an Lysin. In der konventionellen Geflügelfütterung kann dies durch synthetisches Methionin ausgeglichen werden. In der ökologischen Geflügelfütterung muss die Deckung des Bedarfs an Methionin über verschiedene Komponenten erfolgen: zum Beispiel Ölkuchen, Kartoffeleiweiß, Maiskleber, Rispenhirse. Zudem muss darauf geachtet werden, dass der Gehalt an Rohprotein nicht zu hoch wird. Sonst wird der Organismus belastet und Rohprotein wieder ausgeschieden.
Vor- und Nachteile
Die Sojabohnen liegen im Gehalt an Methionin bei den Körnerleguminosen deutlich vorne. Nur die Weißen Lupinen können mithalten, wobei von den neu zugelassenen antracnosetoleranten Sorten noch keine Analysen vorliegen. Zwei Nachteile der Sojabohne sind: Sie können nicht direkt gefüttert werden, weil sie zur Ausschaltung der unerwünschten Inhaltsstoffe (Trypsin-Inhibitoren) erst thermisch behandelt werden müssen. Zum anderen begrenzt der hohe Energiegehalt den Einsatz: Bei mehr als 10 % Soja in der Gesamtration ist es notwendig, das Öl herauszupressen und Soja in Form von Kuchen oder Extraktionsschrot zu füttern. Zu hohe Energiegehalte können die Futteraufnahme begrenzen.
Der Vorteil der Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen liegt darin, dass sie nicht aufbereitet werden müssen. Sie enthalten zwar unerwünschte Inhaltsstoffe,  bis auf wenige Ausnahmen aber nur in sehr geringen Mengen. Wenn Erbsen und Ackerbohnen in ei-ne Legehennenration gemischt werden, erhöht sich die Legeleistung in der Regel, obwohl sich rechnerisch nichts geändert hat. Das liegt möglicherweise an dem niedrigen Gehalt an Nicht-Stärke-Polysacchariden, die vom Geflügel nur durch den Zusatz von Enzymen verdaut werden können. Dies ist insbesondere in der ökologischen Geflügelfütterung von Bedeutung, da keine Enzymzusätze möglich sind.
Noch wenig Erfahrung gibt es mit Lupinen in Geflügelrationen. Durch die relativ hohen Gehalte an Methionin ist die Weiße Lupine interessant, während die Blaue Lupine für Geflügel weniger bedeutend ist.
Die Mineralstoffgehalte der Körnerleguminosen ähneln den Gehalten in Getreide und bringen eine gute Struktur in das Futter. Erbsen sind reich an Phosphor, aber arm an Calcium und Natrium. Der Phosphor ist zum Teil an Phytin gebunden, was die Aufnahme ohne Zusatz des Enzyms Phytase verringert. 
Problematische Inhaltsstoffe
Zur Fütterung von Sojabohnen und deren Nachprodukten gibt es viele Erfahrungen. Bei Erbsen und Co. bestehen dagegen oft noch Unsicherheiten. Dabei ist die Liste der möglichen problematischen Inhaltsstoffe nicht lang. In erster Linie muss auf Vicin und Convicin geachtet werden. Diese Inhaltsstoffe kommen nur in Ackerbohnen und Wicken vor. Werden mehr als 10 % vicin-/convicinhaltige Ackerbohnen eingesetzt, kommt es zu Leistungseinbußen. Inzwischen gibt es aber vicin-/convicinarme Sorten wie Tiffany, die problemlos eingesetzt werden können.
Auf das bittere Tannin reagiert Geflügel weniger als Schweine. Dennoch sollte der Gehalt an Tannin dem Alter angepasst werden. Während bei einem Küken tanninhaltige Sorten besser nicht eingesetzt werden sollten, machen bei einer ausgewachsenen Legehenne 20 % tanninhaltige Sorten in der Ration keine Probleme. Lupinen enthalten keine Tannine, bei Erbsen und Ackerbohnen gibt es tanninfreie Sorten. Bei Lupinen ist der Gehalt an Alkaloiden züchterisch gesenkt worden, sodass diese Giftstoffe keine Probleme machen.
Da die Tannine in der Schale sitzen, hilft Schälen. Dies ist durch einfaches Quetschen in einer Walze möglich. So erhöhen sich die wertgebenden Inhaltsstoffe um etwa 10 %. Die Schalenteile können zum Beispiel an Rinder verfüttert werden.
Auch durch Keimen können die wertgebenden Inhaltsstoffe etwas erhöht und die Verdaulichkeit verbessert werden. Eine thermische Behandlung ändert die Gehalte an Tannin nicht, da es hitzebeständig ist. Die Alkaloide der Lupinen sind wasserlöslich, sodass sie durch hydrothermische Verfahren weiter gesenkt werden können.