Der amtliche Erntebericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums, vorgelegt am Montag dieser Woche, bestätigt die durchwachsenen Schätzungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV) der Woche zuvor.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bestätigte die Einschätzung von DBV-Präsident Joachim Rukwied, der den diesjährigen Witterungsverlauf als eine Auswirkung des Klimawandels bezeichnet hatte.
Nach Angaben von Minister Cem Özdemir fällt die Getreideernte mit bundesweit etwa 38Millionen Tonnen (Mio.t) unterdurchschnittlich aus, während der Raps
„zufriedenstellende” Ergebnisse zeigt. Aufgrund der witterungsbedingt oftmals verspäteten Ernte liegen dem Minister zufolge noch vergleichsweise wenige Daten vor. Das endgültige Ergebnis könne daher stellenweise von den ersten vorläufigen Zahlen abweichen.
Das unbeständige Wetter führte laut Özdemir regional zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen bei Mengen und Qualitäten. Nach einem zunächst regenreichen Frühling seien ein sehr trockener Mai und Juni gefolgt, denen sich der Juli und August mit ungewöhnlich viel Regen angeschlossen hätten.
Özdemir sprach den Landwirten seinen Dank aus. Die Betriebe hätten trotz der wetterbedingten Herausforderungen dafür gesorgt, dass die Speicher in Deutschland gut gefüllt seien. Der Grünen-Politiker bestätigte die Einschätzung von DBV-Präsident Joachim Rukwied, der den diesjährigen Witterungsverlauf als eine Auswirkung des Klimawandels bezeichnet hatte.
Özdemir: Klimaschutz kann nicht warten
Die Extremwetter als Folgen der
Klimakrise machten die Ernten zunehmend zu einem „Lotteriespiel”, so
Özdemir: „Wer glaubt, man könnte später mit Klimaschutz und
Klimafolgenanpassung anfangen, vertritt nicht die Interessen der
deutschen Landwirtschaft.”
Das Getreideaufkommen – ohne Körnermais – wird laut Erntebericht wie
erwartet die Marke von 40 Mio.t nicht erreichen und dürfte 4,1 Prozent
kleiner ausfallen als im Vorjahr. Lediglich in den Bundesländern
Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen wird der mehrjährige
Durchschnitt übertroffen, nämlich um 7,8 Prozent, 1,8 Prozent
beziehungsweise 1,1 Prozent. Der Winterweizen als wichtigste Getreideart
litt besonders unter den witterungsbedingten Ernteunterbrechungen. Der
Durchschnittsertrag liegt bei 73,9dt/ha und damit um 3,4 Prozent unter
dem Vorjahreswert. Der Rohproteingehalt von 11,7 Prozent wird
voraussichtlich 0,2 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres liegen.
Wintergerste, die zweitwichtigste Kultur, profitierte hingegen von der
früheren Erntereife und entging somit den sommerlichen Regenfällen. Die
Hektarerträge liegen trotz des Trockenstresses im Mai und Juni nur 1,1
Prozent unterhalb denen des Vorjahres.
Das Winterrapsareal wurde im Vergleich zum Vorjahr um weitere 7,8
Prozent auf insgesamt 1,17 Mio. ha ausgeweitet; geerntet wurden 4,2
Mio.t; gegenüber dem langjährigen Durchschnitt ist das ein Plus von 13
Prozent. Der mittlere Ertrag liegt bei 35,6dt/ha und damit 3,6 Prozent
oberhalb des sechsjährigen Durchschnitts, aber zehn Prozent unterhalb
des sehr guten Vorjahresergebnisses.