Tierhaltung | 25. Januar 2019

Klauenbad mit tödlichem Ausgang

Von Ruth Uhl, praktische Tierärztin; Dr. Christine Süß-Dombrowski
Ein Klauenbad zur Behandung der Moderhinke ist zehn Schafen aus einer Herde von insgesamt 100 Tieren zum Verhängnis geworden. Sie starben innerhalb von 24 Stunden nach dem Bad. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart machte sich auf Spurensuche.
Schafe reagieren sehr empfindlich auf hohe Kupfermengen.
Die bestandsbetreuende Tierärztin wurde zur Herde gerufen, nachdem der Schäfer zwei Tiere tot aufgefunden hatte. Ein weiteres war erkrankt und konnte nicht mehr stehen. Bei dessen Untersuchung stellte die Tierärztin quittengelbe Schleimhäute, eine Körpertemperatur von 40,5 °C und dunkelbraunen Durchfall fest. Pansengeräusche waren nicht zu hören.
 Sie erfuhr, dass alle Schafe ein Klauenbad in einer 10 cm tiefen Plastikwanne erhalten hatten, die gefüllt war mit der Klauenbadflüssigkeit und Stroh. Laut Aufdruck auf dem Gebinde war die handelsübliche Klauenbadflüssigkeit „Hygiene Klauenbad Konzentrat” zur Anwendung bei Rindern und Schafen zugelassen. Die Tierärztin beobachtete, dass die Flüssigkeit bläulich schimmerte. Aufgrund dieser Beobachtung, der Symptomatik und des zeitlichen Zusammenhangs zwischen Aufstellen des Klauenbades und Erkrankungen lag für sie die Verdachtsdiagnose einer Kupfervergiftung nahe.
Gelbsucht und erhöhte Leberwerte
Der Schäfer brachte drei der  toten Tiere zur Untersuchung an das CVUA Stuttgart.  Alle waren in sehr gutem Pflege- und Ernährungszustand. Zwei der Schafe waren bei der Untersuchung bereits witterungs- und krankheitsbedingt nicht mehr gut untersuchungsfähig. Beim dritten Schaf fiel eine hochgradige Gelbsucht des ganzen Tierkörpers  auf. Die Leber war auffallend klein. Bei der toxikologischen Untersuchung der Lebern wurden  bei allen drei Schafen erhöhte Kupferwerte festgestellt: Diese lagen zwischen 184 mg/kg und 453,0 mg/kg. Ab 100 mg/kg  liegt eine Vergiftung vor.
Aufgrund des klinischen Krankheitsbildes, des Sektionsbefundes und der chemischen Analysen konnte das CVUA Stuttgart die Diagnose Kupfervergiftung bestätigen.  Vermutlich hatten die Schafe beim Durchlaufen des  Klauenbads kleine Mengen des Strohs mit der Flüssigkeit aufgenommen. Möglicherweise waren sie durch vorherige Behandlungen oder durch kontaminiertes Futter im Sinne einer chronischen Vergiftung vorgeschädigt.
Behandlung
Die Verabreichung von Natriumselenit  zusammen mit Ammoniummolybdat soll  bei einer chronischen Kupfervergiftung helfen.  Die mehrmalige Injektion von Natriumselenit hat in diesem Bestand aber nur bei Tieren geholfen, die noch stehfähig waren. Bei festliegenden Tieren ist die Prognose sehr ungünstig. Bei Tieren, die noch schwankend laufen, ist die Prognose mit entsprechender Therapie günstig.
Vorbeugung
  • Um solchen Kupfervergiftungen vorzubeugen, sollten nur streng für Schafe zugelassene Produkte verwendet werden.
  •  Zudem sollte man vor der Anwendung eines Klauenbades dieses optisch auf blau schimmernde Farbe und somit  einen möglichen Kupferzusatz prüfen.
  • Außerdem sollte man  auch die schriftliche Produktbeilage und das Produkt-Datenblatt prüfen, da die Inhaltsangaben von denen auf dem Behälter abweichen können.
 
Kupfervergiftung beim Schaf
Kupfer ist  ein lebensnotwendiges Spurenelement. Es kann aber auch –  je nach Tierart in unterschiedlichen Dosen –  zur Vergiftung führen. Kupfer wird in der Leber gespeichert. Schafe reagieren sehr empfindlich auf hohe Kupferdosen. Die Speicherkapazität ihrer Leber wird schneller als bei anderen Tierarten erschöpft. Nach Überschreiten der Speicherkapazität wird schlagartig eine große Menge an Kupfer freigesetzt, was zur Auflösung der roten Blutkörperchen (Hämolyse), Gefäßschädigung und zur Blockade des Sauerstofftransports führt. Es kommt zur sogenannten hämolytischen Krise und rasch zum Tod. Die plötzliche Entspeicherung der Leber kann durch Stresssituationen wie Transport, Schur, Unruhe und Hunger ausgelöst werden. Lämmer sind empfindlicher als Altschafe. Die einmalige Aufnahme hoher Dosen führt zur akuten Vergiftung, während niedrige Dosen über längere Zeit in der Leber kumulieren. Auch kleine Kupferdosen können dann  eine akute hämolytische Krise auslösen.
Kupfervergiftung bei Schafen können entstehen
  • beim Einsatz kupferhaltiger Mittel gegen Moderhinke
  • beim Einsatz kupferhaltiger Wurmmittel
  • bei der Verfütterung von Milchaustauschern, Mineralstoffmischungen und Futtermitteln, die nicht für Schafe, sondern für Kälber, Rinder, Kaninchen oder Schweine zugelassen sind
  • beim Einsatz von Obstbaumspritzmittel über den dann hohen Kupfergehalt im Boden und in den dort wachsenden Pflanzen (Futtermittelkontamination)
  • beim Ausbringen von Schweinegülle als Dung auf Schafweiden.