Klasse statt Masse direkt an der B 31
„Rundum glücklich” sei er, sagte Armin Hinterseh, der Bürgermeister von Titisee-Neustadt. Nicht nur die 20 bis 30 Arbeitsplätze, die geschaffen werden sollen, freuen ihn. Sondern auch, dass ein weiteres touristisches Angebot am See entsteht, schließlich sei die Käserei als Schaukäserei geplant. Hinterseh erinnerte daran, dass es in Titisee-Neustadt über 100 landwirtschaftliche Betriebe gibt.
„Ein ganz großer Schritt” sei der Bau der Käserei, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser und fügte hinzu: „Wir sehen hier Schwarzwald pur, es passt alles zusammen.” Man arbeite schon längere Zeit an dem Thema und habe sich eine Reihe von Käsereien angesehen. Die Gremienmitglieder und die anderen Milcherzeuger stehen Kaiser zufolge voll hinter dem Projekt.
Das Grundstück grenzt unmittelbar an die B 31 an und liegt von Richtung Freiburg aus kommend rechts von der Straße, bevor man an dem imposanten Gebäude der Firma Testo vorbeifährt. In unmittelbarer Nähe liegt auch das Badeparadies Hochschwarzwald.
Im weiter von der Straße entfernt liegenden Teil ist das Grundstück zum Wald hin leicht hängig. Eine direkte Anfahrt von der B31 aus wird nicht möglich sein, sondern es muss eine Straße vom Ortsrand von Titisee her kommend neu gebaut werden.
An diesem von der Bundesstraße aus bestens sichtbaren Platz will die Molkerei ein zweigeschossiges Gebäude mit einer Grundfläche von etwa 30 mal 40 Metern bauen. In diesem Gebäude soll nicht nur eine Käserei Platz finden, sondern auch ein gastronomisches Angebot und ein Verkaufsladen. In dem soll das Käsesortiment ergänzt werden um regionale Premium-Produkte. Für das Gebäude an dem prominenten Platz soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.
Das Grundstück ist aber so groß, dass noch Platz für mehr bleibt: „Es können noch weitere Manufakturen angesiedelt werden”, erklärte Schneider. Von Manufaktur spricht die Molkerei auch im Falle ihrer Käserei. Damit sollen das Handwerkliche und die Qualität der Produktion betont werden. „Klasse statt Masse”, so die Devise. Maximal 1200 Tonnen Käse soll die Jahresproduktion betragen. Dafür wären 12 bis 15 Millionen Kilogramm Milch nötig. Daraus könnte Schneider zufolge ein Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro realisiert werden.
Ende 2021 könnte die Produktion starten, hofft Schneider. Nur Hartkäse und Schnittkäse sollen erzeugt werden, kein Weichkäse und kein Frischkäse. Drei bis 12 Monate soll die Reifezeit betragen. Weichkäse sei in der Region beispielsweise mit dem Münsterkäse schon gut vertreten, Frischkäse mache der Lebensmittel-Einzelhandel mehr und mehr selbst.
Zwei Käser hat die Molkerei schon eingestellt: einen Deutschen und einen Schweizer. Sie wurden in der Schweiz beziehungsweise in Österreich ausgebildet. Der Käse solle einen eigenen Charakter und möglicherweise auch eine außergewöhnliche Form haben, berichtete Schneider. Auf die Nachfrage, ob er wie ein Bollenhut geformt sein könnte, sagte er: „Das ist gar nicht so abwegig.”
Produziert werden soll für den Lebensmittel-Einzelhandel ausschließlich Thekenware. Daneben sollen Käse-Großhändler und Hotellerie und Gastronomie Abnehmer sein. Regional sei der Schwerpunkt Baden-Württemberg, Gedanken für eine darüber hinausgehende Distribution gebe es aber auch. Der bisher schon verkaufte Hartkäse in SB-Verpackungen, den die Schwarzwaldmilch im Allgäu produzieren lässt, könnte durchaus weiterhin im Sortiment bleiben, sagte Schneider.