Betrieb und Wirtschaft | 29. Mai 2019

Klasse statt Masse direkt an der B 31

Von René Bossert
Die Molkerei glaubt für ihre geplante Käserei den idealen Standort gefunden zu haben: In Titisee direkt an der Bundesstraße 31 liegt das Grundstück. Es bietet noch Platz für weitere Projekte.
„Ein absoluter A-Standort mit Perspektive” ist das 2,9 Hektar große Grundstück aus der Sicht von Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider. Die Molkerei präsentierte vergangenen Freitag ihre Pläne bei einer Pressekonferenz anlässlich der Vertragsunterzeichnung für den Grundstückskauf direkt vor Ort. Die Käserei soll neben Freiburg und Offenburg das dritte Standbein der Molkerei werden, sagte Schneider. Und über ein viertes Standbein denke man schon nach.
„Rundum glücklich” sei er, sagte Armin Hinterseh, der Bürgermeister von Titisee-Neustadt. Nicht nur die 20 bis 30 Arbeitsplätze, die geschaffen werden sollen, freuen ihn. Sondern auch, dass ein weiteres touristisches Angebot am See entsteht, schließlich sei die Käserei als Schaukäserei geplant. Hinterseh erinnerte daran, dass es in Titisee-Neustadt über 100 landwirtschaftliche Betriebe gibt.
Hier auf dieser Wiese soll die neue Molkerei gebaut werden, zeigen (von links) Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser, Geschäftsführer Andreas Schneider und Bürgermeister Armin Hinterseh mit einer Werbedame. Im Hintergrund sieht man ganz links das Firmengebäude von Testo und auf der rechten Seite das Badeparadies Hochschwarzwald.

„Ein ganz großer Schritt” sei der Bau der Käserei, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser und fügte hinzu: „Wir sehen hier Schwarzwald pur, es passt alles zusammen.” Man arbeite schon längere Zeit an dem Thema und habe sich eine Reihe von Käsereien angesehen. Die Gremienmitglieder und die anderen Milcherzeuger stehen Kaiser zufolge voll hinter dem Projekt.
Das Grundstück grenzt unmittelbar an die B 31 an und liegt von Richtung Freiburg aus kommend rechts von der Straße, bevor man an dem imposanten Gebäude der Firma Testo vorbeifährt. In unmittelbarer Nähe liegt auch das Badeparadies Hochschwarzwald.
Im weiter von der Straße entfernt liegenden Teil ist das Grundstück zum Wald hin leicht hängig. Eine direkte Anfahrt von der B31 aus wird nicht möglich sein, sondern es muss eine Straße vom Ortsrand von Titisee her kommend neu gebaut werden. 
An diesem von der Bundesstraße aus bestens sichtbaren Platz will die Molkerei ein zweigeschossiges Gebäude mit einer Grundfläche von etwa 30 mal 40 Metern bauen. In diesem Gebäude soll nicht nur eine Käserei Platz finden, sondern auch ein gastronomisches Angebot und ein Verkaufsladen. In dem soll das Käsesortiment ergänzt werden um regionale Premium-Produkte. Für das Gebäude an dem prominenten Platz soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.
Platz für mehr
Zwischen acht und zehn Millionen Euro will die Molkerei für das Projekt investieren. Dies könne man aus dem Cashflow heraus finanzieren, betonte Schneider.
Das Grundstück ist aber so groß, dass noch Platz für mehr bleibt: „Es können noch weitere Manufakturen angesiedelt werden”, erklärte Schneider. Von Manufaktur spricht die Molkerei auch im Falle  ihrer Käserei. Damit sollen das Handwerkliche und die Qualität der Produktion betont werden. „Klasse statt Masse”, so die Devise. Maximal 1200 Tonnen Käse soll die Jahresproduktion betragen. Dafür wären 12 bis 15 Millionen Kilogramm Milch nötig. Daraus könnte Schneider zufolge ein Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro realisiert werden.
 Ende 2021 könnte die Produktion starten, hofft Schneider. Nur Hartkäse und Schnittkäse sollen erzeugt werden, kein Weichkäse und kein Frischkäse. Drei bis 12 Monate soll die Reifezeit betragen. Weichkäse sei in der Region beispielsweise mit dem Münsterkäse schon gut vertreten,  Frischkäse mache der Lebensmittel-Einzelhandel mehr und mehr selbst. 
Zwei Käser hat die Molkerei schon eingestellt: einen Deutschen und einen Schweizer. Sie wurden in der  Schweiz beziehungsweise in Österreich ausgebildet. Der Käse solle einen eigenen Charakter und möglicherweise auch eine außergewöhnliche Form haben, berichtete Schneider. Auf die Nachfrage, ob er wie ein Bollenhut geformt sein könnte, sagte er: „Das ist gar nicht so abwegig.”
 Produziert werden soll für den Lebensmittel-Einzelhandel ausschließlich Thekenware. Daneben sollen Käse-Großhändler und Hotellerie und Gastronomie Abnehmer sein. Regional sei der Schwerpunkt Baden-Württemberg, Gedanken für eine darüber hinausgehende Distribution gebe es aber auch. Der bisher schon verkaufte Hartkäse in SB-Verpackungen, den die Schwarzwaldmilch im Allgäu produzieren lässt, könnte durchaus weiterhin im Sortiment bleiben, sagte Schneider.
Verarbeitet werden sollen (konventionelle) Weidemilch, Bio-Milch und Bio-Heumilch. Noch nicht klar sei, ob Teile der Produktion aus Rohmilch hergestellt werden. Teilweise werde die Milch direkt von den Höfen in die Käserei transportiert, teilweise werde sie im Freiburger Werk voreingestellt.