Klares Votum für den Omira-Verkauf
„Manche bejubeln die Übernahme, andere denken immer noch, dass man die Sache anders hätte regeln können”, berichtete ein Teilnehmer. Insgesamt seien die Diskussionen sachlich geblieben, es gab keine heftigen Emotionen, hieß es im Anschluss an die Veranstaltung gegenüber den Pressevertretern, die nicht an der Versammlung teilnehmen durften. Mit auf der Tagesordnung stand auch die Vorstellung der Lactalis-Gruppe durch einen Vertreter des Unternehmens.
Mit dem Gesamtergebnis hochzufrieden zeigte sich Geschäftsführer Ralph Wonnemann. Ihm selbst wurde allerdings die Entlastung für das Jahr 2016 mit knappem Ergebnis verweigert. Wonnemann zeigte sich darüber unmittelbar nach der Veranstaltung enttäuscht. Von verschiedenen Seiten hatten sich allerdings auch Teilnehmer klar hinter den Geschäftsführer gestellt.
Was geschieht nun? Nach der notwendigen formalen Zustimmung des Kartellamts, die im August zu erwarten sei, werde der Geschäftsbetrieb mit den Beschäftigungsverhältnissen auf die Omira Industrie GmbH übertragen. Im nächsten Schritt übernimmt die Lactalis-Gruppe die Omira Industrie GmbH.
Die Omira Oberland-Milchverwertung GmbH werde eigenständig im Eigentum der Milcherzeuger verbleiben und ausschließlich für die Beschaffung und Verwaltung der Rohmilch zuständig sein. Sie wird weiterhin die Milchmengen aller Omira-Lieferanten sowie der angeschlossenen Genossenschaften bündeln und die Milch dann selbstständig an die Lactalis-Gruppe verkaufen. Vertreten wird die Omira Oberland-Milchverwertung GmbH weiterhin durch die Mitglieder des aktuellen Aufsichtsrats.
Die Verträge zwischen den Milcherzeugern sowie den angeschlossenen Genossenschaften und der Omira Oberland-Milchverwertung GmbH bleiben inklusive der bisherigen Kündigungsfristen unverändert bestehen. Ab dem 1.September gelten dann die vertraglich von der Lactalis-Gruppe zugesicherten Milchpreisgarantien mindestens bis 31.12.2027. Ein zentraler Punkt der Gesellschafterversammlung war die Abstimmung über das Zukunftspaket, das die Übernahme der Omira durch die Lactalis-Gruppe vorsieht. Wichtige Bestandteile dieses Paketes sind der Omira zufolge:
• die Rückzahlung der Geschäftsguthaben an die Milcherzeuger;
• der Zugang zu internationalen Märkten und damit Schaffung neuer Absatzkanäle;
• die Weiterentwicklung und Investition in die Standorte Ravensburg (Bereich Pulver & Ingredients) und Neuburg (Frische).
Trotz der turbulenten Rahmenbedingungen sei es gelungen, das Unternehmen ergebnismäßig und bilanziell stabil zu halten, so das Fazit der Omira zum Geschäftsverlauf im Jahr 2016. Die Omira-Gruppe schloss bei einem Umsatz in Höhe von 420 Mio. Euro das Jahr mit einem Überschuss von 1,6 Mio. Euro ab.
Unter Berücksichtigung aller Zuschläge und inklusive des Alpenmilchbonus errechnet sich für 2016 ein durchschnittlicher Milchpreis (4,2% Fett und 3,4 % Eiweiß) von netto 27,72 Cent/kg (2015: 31,53 Cent/kg).
Die Eigenmilch-Anlieferung ging in 2016 auf 810 Mio. kg zurück. 2017 werden voraussichtlich 750 Mio. kg verarbeitet. Rechnet man alle aktuell vorliegenden Kündigungen mit ein, wären es zum Stichtag 1. Januar 2019 rechnerisch etwa 600 bis 650 Mio. kg. Gleichwohl rechnet man in Ravensburg durch die Lactalis-Übernahme jetzt mit einem Ende der Kündigungswelle beziehungsweise wieder mit Neuzugängen.
In Ravensburg will man künftig noch mehr Spezialmilchpulver herstellen. Die Frische-Produkte wie Sahne und Joghurt gehen nach Neuburg. Omira soll als Regionalmarke weitergeführt und laktosefreie Minus L-Produkte sollen europaweit vermarktet werden.