Pflanzenbau | 21. August 2014

Kirschessigfliege sorgt für Verdruss

Von Dr. Michael Breuer
Die Kirschessigfliege sorgt zurzeit für Sorgenfalten bei Obstbauern und Winzern. Nachfolgend gibt das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg Hinweise zur Befallssituation und Handlungsanweisungen für die Winzer.
Das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg führt seit Anfang 2012 ein umfangreiches Fallenmonitoring in Baden durch und hat deshalb einen guten Überblick über die Populationsentwicklungen. In den Jahren 2012 und 2013 wurden nennenswerte Fangzahlen erst ab Mitte Juli registriert. In diesem Jahr konnten auch über die Wintermonate immer wieder Kirschessigfliegen gefangen werden. Aufgrund der milden Wintertemperaturen konnte das Tier offensichtlich gut überwintern und sich bereits in frühen Obstsorten vermehren. Daher sind die Populationsdichten zurzeit viel größer als im vergleichbaren Zeitraum vergangener Jahre. Befälle wurden bereits an frühreifenden Sorten wie Dunkelfelder, Acolon und Regent gefunden. Das Weinbauinstitut untersucht zurzeit Traubenproben auf Eiablage durch die Kirschessigfliege. Erste Eier konnten in den vergangenen Tagen auch an Spätburgundertrauben in frühen Lagen bzw. an frühreifenden Klonen registriert werden.
Die Kirschessigfliege hat eine gewisse Vorliebe für rote bzw. dunkel gefärbte Früchte. Die Männchen sind durch den Fleck auf den Flügeln gut zu erkennen.

Welche Empfehlungen gelten für die Winzer? Bitte beobachten Sie sorgsam Ihre Anlagen. Regelmäßige Kontrollen sind insbesondere beim Weichwerden der Beeren angezeigt. Hohe Temperaturen sowie trockene, stark besonnte Standorte werden von der Kirschessigfliege gemieden. Daher sollte auf regelmäßige Laubarbeiten, eine moderate Entblätterung zur  besseren Durchlüftung der Traubenzone und eine lockere Traubenstruktur geachtet werden.
Die Vegetation in der Gasse sollte in gefährdeten Anlagen möglichst kurz gehalten werden. Der Südtiroler Beratungsring empfiehlt außerdem, auf den Boden geschnittene Traubenreste umgehend zu Mulchen, um den Verrottungsprozess zu beschleunigen, oder die Traubenreste aus der Rebanlage zu entfernen. Kirschessigfliegen legen  Eier zwar gewöhnlich nicht auf verrottendes Fruchtmaterial, werden aber  durch den Gärgeruch in die  Anlage gelockt. Unter diesem Aspekt  ist ein Ausdünnen gefährdeter Anlagen vor Reifebeginn ratsam. 
Im Weinbau ist seit April 2014 das Mittel SpinTor gegen Essigfliegen zugelassen. In Baden-Württemberg ist auch das Köderverfahren (SpinTor und Combi-protec) genehmigt.  Eine erste Behandlung ist zu empfehlen, sobald mehrere erwachsene Kirschessigfliegen an den Trauben beobachtet werden bzw. erste Eiablagen nachgewiesen wurden. Bitte beachten Sie sorgfältig die genauen Anwendungsbestimmungen (Bienengefährlichkeit, Wartezeit usw.).
 
Versorgungssituation soll sich entspannen
Die Versorgungssituation bei SpinTor werde sich in Kürze verbessern, hofft Hansjörg Knoll von der ZG Raiffeisen. Der Geschäftsbereichsleiter Pflanzliche Produktion erklärte  am Mittwoch gegenüber der BBZ, dass die ZG inzwischen einen Antrag auf Erteilung einer Genehmigung für  den Parallelhandel bei der Bundesanstalt für Verbraucherschutz gestellt habe. Knoll geht davon aus, dass dieser positiv beschieden wird. So könne Ware aus anderen EU-Ländern bezogen werden. Zum Wochenende hin werde man dadurch zumindest in dem Maße lieferfähig sein, wie Vorbestellungen vorliegen, sagte Knoll.
Im Laufe der kommenden Woche erwartet er  dann Lieferungen der Herstellerfirma Dow AgroSciences, bei der inzwischen die Nachproduktion angelaufen ist.
Keine Engpässe gibt es dagegen laut Knoll beim Pflanzenschutzmittel Steward, dessen Einsatz gegen  Zikaden zugelassen ist. Der badische Weinbaupräsident Kilian Schneider hatte am Montag dieser Woche in einem Mitgliederrundschreiben  von Erfahrungen aus den USA berichtet, wonach Nebenwirkungen von Steward auf die Kirschessigfliege gegeben sind.
Erfahrungen aus Deutschland hierzu liegen allerdings dazu noch keine vor, geben die   regionalen Berater  in Baden zu bedenken. Deren aktuelle Pflanzenschutzhinweise im Internet zum Thema Kirschessigfliege sind übrigens nicht identisch – eine vergleichende Lektüre
unter www.landwirtschaft-bw.info lohnt in diesen Wochen durchaus. bos