Keine Beizmittel gegen den Rapserdfloh
Zehn bis 15 Tagen nach dem Zuflug beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Die Eier werden 1 bis 2 cm tief in den Boden in der Nähe der Pflanzen abgelegt. Die schlüpfenden Larven bohren sich in die Blattstiele der Rapspflanzen ein und können bis zum Vegetationspunkt wandern und diesen zerstören. Einmal eingebohrt, sind die Larven nicht mehr zu bekämpfen.
Bei einer lang anhaltenden Vegetationsperiode, zum Beispiel bis fast in den Dezember hinein, sind auch die Käfer sehr lange aktiv, ohne an den Rapspflanzen noch nennenswerten Fraßschaden zu verursachen. Sie legen aber kontinuierlich weiter ihre Eier ab, die Larven schlüpfen und wandern zu den Rapspflanzen. Das hat zur Folge, dass in den Blattstielen der Pflanzen ganz unterschiedliche Entwicklungsstadien der Larven vorhanden sind. Im darauffolgenden Frühjahr entwickeln sich die Larven weiter und können auch dann den Raps noch schädigen.
Die Ermittlung der Bekämpfungsschwelle in diesem Stadium des Rapses erfolgt mit Gelbschalen. Zur Überwachung des Zufluges der Erdflöhe sollten die Gelbschalen aber am besten schon gleich nach der Saat aufgestellt und nach Möglichkeit auf Bodenhöhe eingegraben werden. Die Erdflöhe fallen sonst nicht in die Schalen. Nur wenn im Vier- bis Sechs-Blatt-Stadium die Bekämpfungsschwelle – mehr als 50 Käfer pro Gelbschale in drei Wochen, siehe Tabelle 1 – überschritten wird, muss eine Bekämpfung durchgeführt werden. Um einen besseren Überblick über den Befallsdruck insgesamt zu bekommen, sollte am besten auf jedem Rapsfeld mindestens eine Gelbschale stehen.
pyrethroidresistente Erdflohpopulationen vorhanden sind.
Aus Süddeutschland liegen bislang keine Untersuchungsergebnisse vor, was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht auch hier bereits Resistenzen geben könnte. Betroffen von dieser Resistenz sind offenbar alle Pyrethroide. Darum gilt es umso mehr, jeden Pyrethroideinsatz auf seine Notwendigkeit zu prüfen, unnötige Spritzungen zu vermeiden und nur zu behandeln, wenn die Bekämpfungsschwelle überschritten wird. Zur Überwachung des Käferfluges sollten die Gelbschalen über mehrere Wochen regelmäßig kontrolliert werden.
Die Einführung neuer chemischer Wirkstoffe – insbesondere für die Schädlingsbekämpfung – ist derzeit nicht zu erwarten. Auch die noch vorhandenen
insektiziden Wirkstoffe könnten künftig durch neue Anforderungen bei der Zulassung immer mehr in ihrer Nutzung beschränkt werden oder sogar ganz vom Markt verschwinden. Die BASF entwickelt zurzeit ein neues Beizmittel für die Erdflohbekämpfung auf mikrobieller Basis (Integral Pro) und hat sogar für die Aussaat 2016 beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit einen Antrag auf Notfallzulassung gestellt.
Der Antrag wurde aufgrund noch fehlender Großparzellenversuche für dieses Jahr zwar abgelehnt, es besteht aber die Hoffnung, dass bei einem erneuten Antrag für die Aussaat 2017 ein positiver Bescheid folgen könnte. Die Wirkung dieses biologischen Beizmittels beruht auf einer Stimulierung der natürlichen Abwehrmechanismen der Pflanze. In den bisherigen Versuchen konnte eine deutliche Reduktion der Erdflohschäden beobachtet werden. Zusätzlich wird durch die Beizung auch der Stängelbefall durch die Wurzelhals- und Stängelfäule Phoma lingam reduziert.
Der Blattfraß durch den Käfer ist nur von geringer Bedeutung. Nach etwa vier Wochen beginnt die Eiablage, in der Regel auf die Oberseite der Blattstielbasis. Von dort aus bohren sich die Larven bis zum Herz der Pflanze durch. In milden Wintern kann wie beim Erdfloh die Eiablage bis in das Frühjahr hinein erfolgen. Der Larvenfraß zerstört den Haupttrieb, in strengen Wintern kann es zum Absterben der befallenen Pflanzen oder zu Kümmerwuchs und verstärkter Seitentriebbildung kommen.
Für den Schwarzen Kohltriebrüssler liegt noch keine bundeseinheitliche Bekämpfungsschwelle vor. Ein vorläufiger Bekämpfungsrichtwert wurde für Rheinland-Pfalz vom Auflaufen bis Ende Oktober mit 50 Käfern pro Gelbschale in drei Wochen und in Hessen mit zehn Käfern pro Gelbschale innerhalb von drei Tagen festgelegt.
Bei Resistenzuntersuchungen des Julius-Kühn-Institutes mit Populationen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg konnte bei der Population aus Baden-Württemberg bereits eine beginnende Pyrethroidresistenz festgestellt werden.
Findet man in den Gelbschalen im Herbst Rüsselkäfer, muss aber genau hingeschaut werden. Der Gefleckte Kohltriebrüssler sucht sich im Herbst sein Winterquartier und kann auch mal in den Gelbschalen auftauchen – von diesem Insekt geht aber im Herbst keine Gefahr aus. Der Schwarze Kohltriebrüssler ist im Gegensatz zum Gefleckten Kohltriebrüssler nicht bräunlich, sondern, wie der Name schon sagt, deutlich schwarz-glänzend gefärbt.
Mit der Beizung konnten früher die Larven der Kleinen Kohlfliege bekämpft werden. Derzeit sind keine Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung dieses Schädlings zugelassen. Pyrethroidspritzungen gegen den Rapserdfloh erfassen die Fliegen nur unzureichend, da die Mittel nur über eine Kontakt- und Fraßwirkung verfügen und die Fliegen ja nicht am Raps fressen. Die unter der Bodenoberfläche an den Wurzeln fressenden Larven könnten nur mit einem systemisch wirkenden Mittel bekämpft werden. Für Mittel mit diesen Eigenschaften wird es aber momentan und vermutlich auch in den kommenden Jahren keine Zulassungen geben.
Die Fliege legt ihre Eier an den Wurzelhals der jungen Rapspflanzen ab, die Larven fressen dann zunächst an den Seitenwurzeln, später auch an den Hauptwurzeln und dem Wurzelhals. Bei starkem Befall können sehr viele Larven an einer Pflanze fressen. Eine geschädigte Pfahlwurzel kann von der Rapspflanze eventuell zunächst noch durch Seitenwurzeln halbwegs kompensiert werden. Die Winterfestigkeit leidet aber deutlich darunter und in strengen Wintern mit Kahlfrösten kann es dann schnell zu einem Totalausfall der geschädigten Pflanzen kommen. Anders als in den nördlichen Bundesländern wurden bislang in Baden-Württemberg glücklicherweise keine Schäden durch die Kleine Kohlfliege gemeldet.