Eine Umschichtung innerhalb des Agraretats, aber keine Abkehr vom Sparkurs und damit kein frisches Geld für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” (GAK) – so lassen sich die bisherigen Ergebnisse der Beratungen zusammenfassen.
Moderne Gülletechnik ist eines der Förderthemen im Investitions- und Zukunftsprogramm. Dieses wird trotz hoher Nachfrage gekürzt und soll wie ursprünglich geplant Ende nächsten Jahres auslaufen.
Mehr Geld ist vorgesehen für nachwachsende Rohstoffe, den ökologischen Landbau sowie eine bessere Beratung und Prävention von Saisonarbeitskräften. Abgesenkt wurden im Gegenzug die Ansätze für Öffentlichkeitsarbeit, Messen und Tagungen. 12 Mio. Euro werden insgesamt umgeschichtet, verlautete aus den Beratungen des Haushaltsausschusses.
Bereits zuvor war bekannt geworden, dass die Förderung der Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen mit Mitteln aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz in der GAK fortgeführt werden soll.
Weiter gekürzt werden die Mittel für das Investitions- und Zukunftsprogramm (IuZ) Landwirtschaft, und zwar um 6,675 Mio. Euro. Trotz anhaltend hoher Nachfrage soll das Programm wie ursprünglich geplant 2024 auslaufen. Der Berichterstatter der CDU/CSU im Haushaltsausschuss, Josef Rief, übte scharfe Kritik.
Bis Ende 2024 befristet
Gespeist wird das IuZ mit 800 Mio. Euro aus der
sogenannten „Bauernmilliarde”, die die Große Koalition 2020
bereitgestellt hatte. Gefördert werden seit 2021 Investitionen in
besonders umwelt- und klimaschonende Bewirtschaftungsweisen. Das Programm ist auf vier Jahre befristet, also bis Ende 2024. Im August
dieses Jahres waren allerdings von den 800 Mio. Euro erst rund 480 Mio.
Euro ausgezahlt worden. Die Union hatte daher im Haushaltsausschuss
beantragt, das Programm weiterzuführen und für das kommende Jahr um 30
Mio. Euro zu erhöhen. Die Regierungsparteien lehnen das ab.
Bereits im Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt war der geplante Mittelansatz für 2024 von 140 Mio. Euro um 57 Mio. Euro gekürzt worden. CDU/CSU-Haushälter Rief kritisierte die
Entscheidungen als nicht nachvollziehbar. Bislang komme nur jeder zweite
Antragsteller zum Zuge. Die Nachfrage sei nach wie vor riesig. Rief
warf der Ampel indirekt Wortbruch vor: „Wir hatten den Landwirten
versprochen, sie bei der Anschaffung umweltschonender Maschinen zu
unterstützen.”
Das Bundeslandwirtschaftsministerium wies die Kritik zurück. Das
Investitionsprogramm unterstütze Landwirte bei Investitionen in Technologie, die zur Emissionsminderung, zum Erhalt der Artenvielfalt
und zur Steigerung der Ressourceneffizienz beitrage, erläuterte das
Ressort gegenüber Agra-Europe. Förderfähig seien beispielsweise
Maschinen für die umweltfreundliche Ausbringung von Wirtschaftsdünger
und Pflanzenschutzmitteln sowie eine Lagerstättenerweiterung für
Wirtschaftsdünger und Separierungsanlagen. „Inwieweit mit den Maßnahmen
die Ziele auch erreicht werden konnten, ist noch Stand der Evaluierung”,
betonte das Ministerium. Es zeichne sich allerdings ab, dass die
angestrebten Emissionsminderungsziele alleine mit einer Technikförderung
nicht zu erreichen seien, da die Technik auch in Anwendung kommen
müsse.
Insgesamt zufrieden mit den bisherigen Entscheidungen zum Agrarhaushalt
zeigte sich die SPD-Berichterstatterin Esther Dilcher. „Wir haben den
vorhandenen Gestaltungsspielraum für Soziales, Ökolandbau und
nachwachsende Rohstoffe genutzt”, sagte Dilcher, die bereits im Vorfeld
der Beratungen vor übertriebenen Erwartungen gewarnt hatte.
Insbesondere die Holzbauinitiative der Bundesregierung soll stärker
unterstützt werden. In stärkerem Maße sollen Studien zum Einsatz von
Kalamitätsholz, Hanf, Flachs und Wolle finanziert werden. Für das
Bundesprogramm Ökolandbau sollen zusätzlich 4 Mio. Euro zur Verfügung
gestellt werden. Die Laufzeit einzelner Agrarforschungsvorhaben soll
darüber hinaus künftig auf bis zu sechs Jahre verlängert werden, um
aussagekräftige Ergebnisse bei sehr unterschiedlichen klimatischen
Bedingungen einzelner Jahre zu erhalten.
Saisonarbeitskräfte besser vorbereiten
Eine verstärkte Kooperation der Sozialversicherung
für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau mit Arbeitnehmer- und
Arbeitgeberorganisationen in den Herkunftsländern soll unterstützt
werden. Ziel ist es, Saisonarbeitskräfte vor ihrer Einreise besser vorzubereiten. Zudem sollen Angebote zur persönlichen Beratung ausgebaut werden. Der Haushaltsausschuss fordert von der
Sozialversicherung ferner, in Kooperation mit der Landwirtschaftlichen
Rentenbank ein Konzept für eine gezielte Förderung von Frauen in
ländlichen Räumen vorzulegen.
FDP-Agrarsprecher Dr. Gero Hocker und Haushälter Frank Schäffler wiesen darauf hin, dass 1,5 Mio. Euro für die Förderung der Anwendung von
Precision Farming vorgesehen seien. Mehr Geld soll den Abgeordneten
zufolge im Bereich Hanf eingesetzt werden. Weitere 3 Mio. Euro sollen für die Erforschung und die Erprobung einer Anlage bereitgestellt
werden, die eine Geschlechterbestimmung von Hühnereiern zwischen dem
dritten und sechsten Bruttag sowie die entsprechende Sortierung der Eier
ermöglichen soll.