Land und Leute | 20. März 2014

Den tierischen Kammerjäger richtig versorgen

Von Gisela Ehret
Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. bewachten am fruchtbaren Halbmond Katzen die Getreidelager der Menschen. Bis heute machen sie für den Menschen Jagd auf ungebetene Nager. Doch auch Bauernhofkatzen brauchen ein gewisses Maß an Versorgung und dürfen nicht sich selbst überlassen werden.
Das Wichtigste zuerst: Auch Hofkatzen müssen gefüttert werden. Mäuse reichen nicht aus, um ihren Nahrungsbedarf zu decken.  Darüber hinaus sollten Katzen die erbeuteten Mäuse auch nicht unbedingt auffressen, denn Nager sind immer Träger von Darmparasiten wie Bandwürmern. Die Befürchtung, dass satt gefütterte Katzen keine Mäuse mehr jagen, ist unbegründet: Der Jagdtrieb gehört zum natürlichen Verhalten jeder Katze.
Keine Milch füttern
Als Mäusefänger sind Katzen auf den Bauernhöfen unersetzlich. Dabei können sie sich jedoch mit Darmparasiten wie Bandwürmern anstecken.
Als Katzenfutter dürfen keinesfalls Speiseabfälle dienen. Auch die auf vielen Höfen gefütterte Kuhmilch ist ungeeignet, denn ausgewachsene Katzen vertragen die darin enthaltene Laktose nicht und reagieren mit Durchfällen. Zwar vertragen Bauernhofkatzen diese Milch oft besser als ihre „städtischen” Artgenossinnen, wenn sie von der Säugeperiode an mit Milch gefüttert werden. Dennoch entspricht dies nicht einer artgerechten Fütterung. Statt Milch sollte immer ausreichend frisches Wasser zur Verfügung stehen.
Der Handel bietet eine Vielzahl von Futtermitteln für Katzen an, die sie mit allen notwendigen Nährstoffen versorgen. Da die Katze fast ausschließlich Fleisch frisst, gilt es ein Futtermittel zu wählen, das einen Getreideanteil von maximal zehn  Prozent hat. Leider enthalten die meisten Fertigfutter deutlich mehr davon. Auch Rohfleisch kann gefüttert werden. Allerdings müssen bei alleiniger Rohfleischfütterung essenzielle Nährstoffe zugesetzt werden, was diese Fütterung sehr aufwendig macht. Gegen gelegentliches Rohfleisch ist dennoch nichts einzuwenden. Auf keinen Fall darf jedoch rohes Schweinefleisch gefüttert werden: Es kann das für Katzen tödliche Aujeszky-Virus enthalten.
Idealerweise sollten Katzen neben Trockenfutter  Feuchtfutter erhalten. Bei alleiniger Trockenfütterung wird der Flüssigkeitsbedarf oft nicht gedeckt, was zu Nierenschäden führen kann. Die Katzen gleichen das nur begrenzt durch eine erhöhte Wasseraufnahme aus. Dafür kann Trockenfutter der Bildung von Zahnstein vorbeugen. Es kann dauerhaft im Napf bereitstehen, was mit Feuchtfutter  aus hygienischen Gründen nicht geht. Gerade im Sommer verdirbt Feuchtfutter zu schnell und Fliegen setzen ihre Eier darauf. Feuchtfutter sollte daher nur portioniert gefüttert und Futterdosen sollten schnell aufgebraucht werden.
Ein großes Problem auf Bauernhöfen sind die vielen, oft kranken oder ungepflegten Jungkatzen. Da Kätzinnen zweimal jährlich Junge werfen, nimmt die Katzenpopulation schnell überhand. Der Infektionsdruck steigt, Krankheiten verbreiten sich, und  der Genpool wird so klein, dass behinderte Katzen zur Welt kommen. Dazu kommt, dass Katzenmütter ihre Jungen oft verstecken, weswegen der Nachwuchs viel zu spät mit Menschen sozialisiert wird und verwildert. Diese halbwilden Katzen vermehren sich weiter – ein Teufelskreis.
Aus Tierschutzgründen sollten daher sowohl weibliche als auch männliche Katzen unbedingt kastriert werden. Bei der Kastration werden die Hoden  beziehungsweise die Eierstöcke entnommen. Die Katzen zeigen anschließend kein Sexualverhalten mehr. Das ist besonders bei Katern von Vorteil, die von Beginn der Geschlechtsreife an gerne alle Gebäudeecken, Kleidung und Stallgeräte mit ihrem beißend riechenden Urin markieren. Durch die Kastration kann auch gefährlichen Krankheiten vorgebeugt werden, vor allem dem Felinen Immunschwäche-Virus (FIV). Es ist dem menschlichen HIV ähnlich und wird beim  Geschlechtsverkehr und bei Revierkämpfen übertragen. Auch der Wandertrieb nimmt mit der Kastration ab – man kann sich also sicherer sein, dass die Katze die Mäuse auch dort fängt, wo sie soll, nämlich auf dem eigenen Bauernhof. Nachwuchs für den eigenen Katzenbestand gibt es immer noch genug – die Tierheime sind voll davon, vor allem im Frühjahr und Herbst.
 
Häusliche Katzen sind besser zu kontrollieren
Oft scheiden sich die Geister darüber, ob eine Stallkatze auch ins Haus dürfen sollte oder nicht. Es hat  klare Vorteile, wenn die Katze ein wenig häuslich ist: Muss das Tier zum Tierarzt, kann man es rechtzeitig einsperren, damit es zum gewünschten Zeitpunkt zu finden ist und nicht gerade das ganze Gelände durchstreift. Dabei helfen auch feste Futterzeiten und die Fütterung im Haus. Die Katzen gewöhnen sich sehr schnell an diese Zeiten und kommen dann zuverlässig zum Futterplatz. Katzen, die wenig Kontakt zu „ihrer” Menschenfamilie haben, verwildern zudem schneller und werden dann im Umgang schwierig: Sie lassen sich schlecht einfangen und reagieren wehrhaft auf Anfassen oder Hochnehmen. Sollte wirklich einmal etwas sein, müssen diese Tiere unter Umständen mit einer Katzenfalle gefangen und vor einer Behandlung sediert werden.  
Regelmäßig impfen
Katzen, die sich im Freien aufhalten, sollten gegen Leukose, Katzenschnupfen und Katzenseuche geimpft werden. Alle drei Krankheiten sind durch Speichel übertragbar und treten daher gerade in größeren Beständen häufig auf. Die Leukose verläuft, ist sie einmal ausgebrochen, immer tödlich. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Katzen, die zwar den Erreger tragen, aber lange Zeit keine Krankheitsanzeichen zeigen. Auch Katzenschnupfen und Katzenseuche sind schwere Krankheiten, die besonders junge und schwache Katzen problemlos dahinraffen können. Ob auch eine Impfung gegen Tollwut notwendig ist, ist von der Region abhängig und sollte mit Tierärztin oder  Tierarzt abgesprochen werden.
Nach der Grundimmunisierung erfolgt die Impfung einmal im Jahr – eine gute Gelegenheit, den Gesundheitsstatus der Katze checken zu lassen. Der Tierarzt untersucht vor jeder Impfung den Allgemeinzustand der Tiere und bemerkt auf diesem Weg Auffälligkeiten, die vielleicht einer Behandlung bedürfen. In der Praxis gibt es auch Wurmkuren und Flohmittel.
 
Ungebetene Gäste
Parasitenkontrolle ist nicht nur der Katze wegen unabdingbar, sondern auch wegen der Gesundheitsgefahren für den Menschen. Denn Darmparasiten und Flöhe können auch Zweibeiner  befallen. Eine Katze, die Mäuse fängt, hat in der Regel Bandwürmer. Denn die Nager sind für Bandwürmer ein Zwischenwirt. Daneben können Katzen von Spul- und Hakenwürmern befallen sein. Eine Wurmkur wirkt immer nur gegen den momentanen Befall, sie hat keine vorbeugende Wirkung. Freilaufende Katzen sollten daher regelmäßig, möglichst alle drei Monate, entwurmt werden.
Auch Flöhe müssen bekämpft werden. Die Blutsauger übertragen ebenfalls Bandwürmer  und verursachen Juckreiz, Unruhe, Ekzeme und Allergien. Zur Behandlung von Flohbefall gibt es sogenannte „Spot-On-Präparate”, die in den Nacken geträufelt werden. Doch 95 Prozent der Flöhe, vor allem Eier, Larven und Puppen, halten sich nicht am Tier, sondern in der Umgebung auf. Deshalb ist es noch wichtiger, regelmäßig Böden und Fußleisten zu wischen, Decken und Kissen, auf denen sich die Katze aufhält, zu waschen sowie alle Teppiche und Polstermöbel abzusaugen. Der Staubsaugerbeutel muss danach fest verschlossen und entsorgt werden. Nur so kann der Entwicklungszyklus der Flöhe unterbrochen und das Problem gelöst werden. In extremen Fällen muss die Chemie ran: Für die Umgebung sind auch Insektizid-Sprays oder automatische Vernebler erhältlich. Diese können gerade in schwer zu reinigenden Räumen mit vielen Ritzen nützlich sein. Dabei ist allerdings darauf zu achten, eventuell im Stall lebende Tiere nicht dem Insektizid auszusetzen. Je nach Mittel darf der Raum während und nach der Anwendung  von Mensch und Tier nicht betreten werden.
In der Praxis wird auf einem Bauernhof nicht jedes Flohnest  zu finden sein. Hier kann nur eine häufig wiederholte Behandlung der Katzen alle Entwicklungsstadien der Blutsauger treffen und so nach und nach die Flohpopulation eindämmen.
Von Frühjahr bis Herbst werden auch Katzen gerne von Zecken befallen. Auch Katzen können an Borreliose, Mittelmeerkrankheiten wie Babesiose oder an FSME erkranken – alles Krankheiten, die von Zecken übertragen werden. Eine Impfung gegen diese Krankheiten gibt es für Katzen nicht. Zecken sollten daher möglichst früh entfernt werden, da das Risiko der Krankheitsübertragung ansteigt, je länger sie am Tier saugen. Am besten sucht man das Fell regelmäßig nach Zecken ab. Das kann beim täglichen Streicheln passieren – ein weiteres Argument dafür, Katzen an den Umgang mit Menschen zu gewöhnen. In zeckenreichen Jahren und bei besonders anfälligen Katzen kann es helfen, ein Mittel gegen Zecken beim Tierarzt zu besorgen und in den Nacken aufzutragen.
Die Autorin
Gisela Ehret arbeitete vor ihrer redaktionellen Tätigkeit bei der BBZ mehrere Jahre im Tierheim Freiburg. Sie ist gelernte Tierpflegerin, Fachrichtung Tierheim und Tierpension.