Katastrophal, aber marktgerecht
Die deutsche Molkereibranche habe sich der Situation unterworfen. Schneider sieht sie am Scheideweg. Es gebe kein Patentrezept, einer freiwilligen Mengenrückführung – wie zuletzt von der Agrarminister-Konferenz proklamiert – misst er keine Aussicht auf Erfolg zu. Es müsse mehr Verbindlichkeit rein. „Wir werden zu einem Umdenken kommen müssen, denn wenn jeder beliebig viel produziert, wird die Problematik der Branche größer”, stellt Schneider fest.
Differenzierte Preismodelle (A/B oder A/B/C-Preise) habe man diskutiert, halte sie aberletztlich nicht für attraktiv. Schneiders Devise für die Molkerei: den Anteil rentablerer Markenprodukte zu erhöhen. „In Freiburg gehen wir nach einer weiteren Steigerung im vergangenen Jahr auf 70 Prozent Markenanteil zu”, berichtet er.
In Ravensburg nennt Omira-Geschäftsführer Ralph Wonnemann die Abschlüsse eine Katastrophe. Sie seien das Ergebnis der überbordenden Milchmenge vor allem in Nord- und Ostdeutschland. Große Molkereien von dort seien mit aggressiven Angeboten in den Markt hineingegangen, um schlichtweg Mengen loszuwerden. „Das sind ja Preise, die liegen unter Interventionsniveau, wenn man es auf den Milchwert umrechnet”, stellt Wonnemann fest.
Freiwilliger Mengenverzicht habe keine Aussicht auf Erfolg, erwartet auch Wonnemann. Damit habe man lediglich versucht, den Ball an die Molkereien zu spielen. Er sieht nun die Politik in der Pflicht. Die stehe in der Verantwortung, sich diesen Markt noch einmal anzuschauen und dafür zu sorgen, dass die Entlassung in die Freiheit nicht so dramatisch ablaufe wie im Moment.
Zur Entwicklung bei den Anlieferungsmengen merkt Wonnemann an, dass die nicht zuletzt saisonal bedingten Zuwächse bei den Mengen im Moment moderat seien. „Dass gebremst wird, können wir aber bisher nicht bemerken”, stellt er fest.
Das Bergpracht-Milchwerk in Tettnang-Siggenweiler ist von den Abschlüssen für die Weiße Linie nicht direkt betroffen, berichtet Geschäftsführer Karl-Georg Geßler. Aber indirekt seien die anderen Marktsegmente in der Vergangenheit von Abschlüssen mit solch erheblichen Abschlägen auch belastet worden.
Auch Geßler spricht von einer katastrophalen Marktlage, wobei die satten Abschläge für ihn nicht überraschend kamen. Schon im Herbst bei der Runde zuvor wären ja Preisrückgänge eigentlich marktgerecht gewesen, ruft Geßler in Erinnerung.
Bei Bergpracht ist von einer Bremsbewegung bei der Anlieferung bisher nichts zu spüren, sagt Geßler. Er glaubt auch nicht, dass dies in den kommenden Monaten geschehen wird.
Für den Markt sieht Geßler insgesamt noch keinerlei Erholungssignale. Weder weltweit sinkende Milchanlieferungsmengen, noch ein merklicher Sprung beim Ölpreis oder den Getreidepreisen seien in Aussicht.
Edeka stehe zu seiner Verantwortung und wolle damit ein Zeichen setzen, so Edeka Südwest-Geschäftsführer Rudolf Matkovic. Die Aktion laufe zunächst zeitlich unbefristet.
Man begrüße die Aktion und sei froh, einen solch fairen Partner im Handel
zu haben, kommentier-
te Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider.
Gleichzeitig wies Edeka Vorwürfe aus dem landwirtschaftlichen Berufsstand zurück. Für die aktuelle Milchpreiskrise seien hohe Milchmengen auf der Anbieterseite verantwortlich und nicht das „Preisdumping” des Handels.