Tierhaltung | 23. August 2018

Kadaver im Futter: eine tödliche Gefahr

Von Dr. Albrecht Schwarzmaier, Rindergesundheitsdienst
Tote Rinder oder auch Schafe durch Botulismus – das kommt zum Glück nur sehr selten vor. Vorbeugen kann man dem nicht, mit einer Ausnahme: Findet man Kadaver oder Teile davon in Silage, Heu oder Stroh, so gilt es umgehend zu handeln. Doch wie viel Futter muss man wegwerfen?
Botulismus-Symptome: Zungen- und Ohrenlähmung
Botulismus wird durch das Gift (Toxin) des Bakteriums Clostridium botulinum verursacht und verläuft meist tödlich. Die Häufigkeit einer solchen Erkrankung ist etwa vergleichbar mit Unglücksfällen durch Blitzschlag auf der Weide oder Brand. Die letzten Fälle im Regierungsbezirk Freiburg vor dem aktuellen Fall im Schwarzwald-Baar-Keis mit 54 toten Tieren (BBZ 33, Seite 15) waren ein Milchviehbetrieb mit 13 verendeten Kühen im Jahr 2003 und einer mit 18 Kühen in 2005.
Die verursachenden Bakterien sind weit verbreitet und kommen, teils als Sporen, im Erdreich und auch im Magen-Darm-Trakt gesunder Tiere vor. Die Bildung des Toxins kann erfolgen, wenn eine eiweißreiche Umgebung, Luftabschluss und Wärme vorliegen – zum Beispiel bei einem Kadaver, der im Sommer verwest. In von der Erkrankung betroffenen Beständen sind bisher meist Kadaver von Katzen oder Füchsen gefunden worden. In der Literatur wird auch die Möglichkeit genannt, dass es in unsachgemäß geworbenen (erdreichhaltigen) oder gelagerten eiweißreichen Futtermitteln zur Vermehrung der Bakterien und zur Toxinbildung kommen kann.
Das Toxin greift an der Reizleitung von Nerven an, so dass es zu Lähmungen an Gliedmaßen, Ohren, Augenlidern und Augenmuskeln sowie zu Schluckstörungen kommt. Letzen Endes kommt es dann auch zur Lähmung des Zwerchfells und somit zur Atemlähmung, wodurch das Tier dann verendet. Je nach Verteilung des Toxins im Futter  ist die Verbreitung der Erkrankung im Bestand unterschiedlich groß. Tiere, die nur wenig Toxin aufgenommen haben, können nach zwei bis drei Wochen wieder genesen.
Futter großzügig entfernen
Vorbeugen kann man der Erkrankung nur, wenn man Kadaver oder Kadaverteile in Silage, Heu oder Stroh rechtzeitig entdeckt. Dann stellt sich die Frage, welche Gefahren vom Futter ausgehen und was man nun tun soll. Untersuchungen von Kadavern oder Futtermitteln, um eine Toxinbelastung festzustellen oder auszuschließen, sind sehr aufwendig, langwierig und teuer, so dass diese Möglichkeit in der Praxis meist ausscheidet.  
Grundsätzlich sollte beim Auffinden von Kadavern in der Größenordnung von Katze oder Fuchs das Futter großzügig entfernt werden. Bedacht werden muss, dass toxinbehaftete Flüssigkeit aus dem Kadaver nach unten tropft und daher alles Futter unter dem Kadaver entfernt werden muss. Für die Frage, wie weit das Futter um den Kadaver herum entfernt werden sollte, gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Hier muss im Einzelfall entschieden werden.
In der Regel sollten mindestens 1,5 bis 2,0 Meter um den Kadaver verworfen werden. Da Botulismus nicht zu den von der OIE (Weltorganisation für Tiergesundheit) gelisteten, zu bekämpfenden Krankheiten wie zum Beispiel Paratuberkulose gehört, ist eine Beihilfe der Tierseuchenkasse nur im Rahmen der De-minimis-Regelung möglich. Dies bedeutet, dass alle derartigen Zuwendungen, die ein Betrieb innerhalb von drei Jahren erhält, 15.000 Euro nicht übersteigen dürfen.