Land und Leute | 01. Juli 2021

Fehler benannt und Klartext gesprochen

Von der Redaktion
Im Dialog im Rahmen des digitalen Junglandwirte-Dinners anlässlich des diesjährigen Deutschen bauerntags zeigten Politiker Verständnis für die Anliegen des grünen Berufsnachwuchses.
„Junglandwirte und Junglandwirtinnen wollen vor allem eins: eine Zukunft mit Planungssicherheit”, eröffnete Kathrin Muus, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend  (BDL), das virtuelle Junglandwirte-Dinner beim Deutschen Bauerntag. Mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen hatte der größte Jugendverband im ländlichen Raum Kandidatinnen und Mitglieder des Deutschen Bundestages zum Dialog mit dem agrarischen Berufsnachwuchs eingeladen.
In Vertretung der Bundeslandwirtschaftsministerin war der Parlamentarische Staatssekretär Uwe Feiler (CDU) dabei. „Landwirtschaft befindet sich in einem Transformationsprozess, der nötig und gewollt ist. Damit nicht weiter Höfe sterben und junge Menschen eine Perspektive in der Landwirtschaft finden, ist die Förderung von Junglandwirten eines der Ziele der gemeinsamen Agrarpolitik”, stellte er klar. Zugleich solle ihnen der Zugang zu Agrarflächen durch stärkere Berücksichtigung bei der Vergabe  durch die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH erleichtert werden.
Ob der politische Rahmen stimmt und was dem Nachwuchs der grünen Berufe darüber hinaus unter den Nägeln brennt, erörterte agrarheute-Chefredakteur Simon Michel-Berger in der digitalen Runde. Der BDL hatte dazu den Bundestagsabgeordneten Dr. Gero Hocker (FDP) sowie Anna Kassautzki (SPD) und Dr. Sabine Buder (CDU), die erstmals für den Bundestag kandidieren, aufs Podium geholt. Dr. Sabine Buder, Tierärztin aus dem Landkreis Barnim, kandidiert, weil es aus ihrer Sicht politisch momentan in die falsche Richtung geht. Ausschlaggebend dafür sei ihre Verantwortung für die nächste Generation, zu der auch ihre vier Kinder zählen.
Auch Anna Kassautzki ist mit der aktuellen Politik nicht einverstanden: „Die Hilflosigkeit macht mich wütend. Die junge Generation muss gehört werden.” Die studierte Politikwissenschaftlerin engagiert sich seit 13 Jahren politisch und hat das Direktmandat ihrer Partei in Angela Merkels Wahlkreis.
Schere geht weiter auf
Auch Dr. Gero Hocker, seit 2017 für die FDP im Bundestag, äußert sich skeptisch. „Die Gesetzgebung richtet sich viel zu häufig nach der öffentlichen Meinung und lässt wissenschaftliche Erkenntnisse außen vor. Durch immer neue deutsche Standards wie das Insektenschutzgesetz geht die Schere noch weiter auf. Die deutsche Landwirtschaft muss auch unabhängig von staatlicher Finanzierung wettbewerbsfähig sein.”
In der Diskussion um Kriterien für Direktvermarktung in Deutschland und insbesondere um eine regionale Herkunftsbezeichnung werden Unterschiede deutlich:  Während Dr. Gero Hocker diese als wenig nutzbringend bezeichnete, hält Anna Kassautzki ein Label für hilfreich. Es könne  bei den Verbrauchern ein Bewusstsein für die Landwirtschaft schaffen. Einig waren sich Podium und Landjugend vor allem darüber, dass politisch mehr für Land, Landwirtschaft und Jugend getan werden müsse, es  reiche nicht, mehr Geld z.B. in die Junglandwirteförderung zu stecken. Die Anliegen des grünen Berufsnachwuchses sind bei den politischen Gästen des BDL-Junglandwirte-Dinners angekommen. Zugleich war zu spüren, dass sie den Gästen aus der Politik am Herzen liegen.  Aber alle wissen, dass es auf die Umsetzung ankommt, wie Moderator Simon Michel-Berger zusammenfasste.
BDL-Vize Stefan Schmidt bedankte sich bei den Beteiligten für ihre Offenheit im Dialog mit den Junglandwirten, bei dem Fehler benannt und Klartext gesprochen wurde. „Politik braucht mehr Fachlichkeit. Ehrlich gesagt läuft aktuell das eine oder andere politisch aus dem Ruder”, bedauert der Junglandwirt: „Egal, was bei den Wahlen im Herbst passieren wird: Der BDL wird sich weiter für die Belange junger Menschen und von Junglandwirten in ländlichen Räumen einsetzen.”
Der BDL hat vor der anstehenden Bundestagswahl seine Forderungen fürs Land zusammengetragen. Allen gemein ist der Wunsch nach Diskussion und Umsetzung, damit junge Menschen auch in Zukunft auf dem Land Lebens- und Bleibeperspektiven finden. Einen vollständigen Überblick der Landjugendforderungen gibt es online unter www.landjugend.de.