Beim Junglandwirtekongress der drei baden-württembergischen Landjugendverbände wurde Ende November rege über die Frage diskutiert, die viele umtreibt: „Beruf Landwirt – Wieso tu ich mir das an?”
Landwirt Stefan Leichenauer ist nach einem Burn out wieder voll im Leben angekommen. Mit einem Selfie dokumentierte er seinen Auftritt in Denkendorf.
Ein lautes „Ja” und viel Jubel für den Beruf Landwirt gab es von rund 450 jungen Frauen und Männern in der Denkendorfer Festhalle. Wenngleich Rolf Brauch vom Kirchlichen Dienst auf dem Lande zum Einstieg am frühen Morgen ein düsteres Bild des Berufsbildes zeichnete: viele Sorgen, jede Menge Belastungen und gesellschaftlicher Druck. Sein Appell am Ende gab jedoch Mut: „Wer sich kennt, wer Mut hat, wer vertraut und seine Kraftquellen nutzt, der hat Erfolg”, so seine Worte in den Saal.
Im Mittelpunkt des weiteren Programms standen Workshops rund um Ausbildung und Beruf. So stellte Lorenz Weibler vom gleichnamigen Weingut in Bretzfeld die Erwartungen von Ausbildern und Auszubildenden vor. Bereits am Vormittag hatte er seinen Betrieb präsentiert, den er gemeinsam mit seinen Brüdern bewirtschaftet. Auf dem Bullenmastbetrieb mit Weinbau und Biogas sind in Spitzenzeiten rund 30 Fremdarbeitskräfte beschäftigt, seit 2012 auch regelmäßig Auszubildende. Gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeitete er im Workshop, welche Erwartungen Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben und dass vor allem die Gleichberechtigung wichtiges Thema ist.
Jürgen Fecker vom Management-Institut Dr. A. Kitzmann erläuterte im Workshop zur „besseren Kommunikation auf dem Betrieb” verschiedene Fallstudien. Beispielsweise, wie man den Chef darauf anspricht, dass man sehr viele Stunden gearbeitet hat und gerne einen Tag frei haben möchte. Im Vordergrund stand dabei, wie man Unangenehmes von beiden Seiten aus klärt. „Es kostet oft Überwindung. Aber meist lohnt es sich”, so das Fazit der Arbeitsgruppe.
Kommunikation im Beruf
Spannende Bildungswege rund um die Landwirtschaft
beleuchtete Michael Stuber vom Landwirtschaftsamt Rems-Murr-Kreis. „Es
gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten zu jeder Zeit. Dies sollte man
nutzen”, war ein Ergebnis. Wer es praktisch mag, ist dabei erst
einmal am besten in einer Ausbildung aufgehoben. Um ein Unternehmen
selbstständig zu führen, sind der Meistertitel oder der „Techniker” eine
gute Voraussetzung. Der Vorteil des Agrarstudiums sei, dass es breit
aufgestellt ist, so die kurze Zusammenfassung des Nachmittags.
Mit
dem komplexen Thema „Hofübergabe” setzte sich Angelika Siegel von der
Landwirtschaftlichen Familienberatung gemeinsam mit den
Kongressteilnehmern auseinander. Es sei der Super-Stresstest für die
Familie, lautete das Fazit. Die Konflikte seien dabei so individuell wie
die Familien selbst. Ob alles gut geht, würden die Eltern schon sehr
früh mit prägen. Je früher jeder Beteiligte wisse, was er wann erwarten
könne, desto besser gehe es meist vonstatten. Die außerfamiliere
Übergabe sei dabei die Königsdisziplin. Bisher fehle es oft an
Erfahrung, dabei könne das für viele Betriebe eine perfekte Lösung sein.
Stress bewältigen
Den größten Zuhörerkreis an diesem Nachmittag
hatte Stefan Leichenauer. Der Landwirt aus Tengen erzählte von seinem
Burnout vor wenigen Jahren und wie er danach wieder Freude an seinem
Beruf gefunden hat. Mit den Workshop-Teilnehmern wurden Anzeichen von
Überlastung und Stress erarbeitet und Gegenmaßnahmen entwickelt.
Moderatorin
Anne Körkel brachte es am Ende auf den Punkt: „Deine Einstellung
bestimmt dein Verhalten”, gibt sie den jungen Landwirtinnen und
Landwirten mit auf den Weg. Der Schlüssel dabei sei, die Gedanken zu
verändern. Dann stehen alle Wege offen.