Land und Leute | 18. Dezember 2019

Klares „Ja” zur Landwirtschaft

Von Silvia Rueß
Beim Junglandwirtekongress der drei baden-württembergischen Landjugendverbände wurde Ende November rege über die Frage diskutiert, die viele umtreibt: „Beruf Landwirt – Wieso tu ich mir das an?”
Landwirt Stefan Leichenauer ist nach einem Burn out wieder voll im Leben angekommen. Mit einem Selfie dokumentierte er seinen Auftritt in Denkendorf.
Ein lautes „Ja” und viel Jubel für den Beruf Landwirt gab es von rund 450 jungen Frauen und Männern in der Denkendorfer Festhalle. Wenngleich Rolf Brauch vom Kirchlichen Dienst auf dem Lande zum Einstieg am frühen Morgen ein düsteres Bild des Berufsbildes zeichnete: viele Sorgen, jede Menge Belastungen und gesellschaftlicher Druck. Sein Appell am Ende gab jedoch Mut: „Wer sich kennt, wer Mut hat, wer vertraut und seine Kraftquellen nutzt, der hat Erfolg”, so seine Worte in den Saal.
Im Mittelpunkt des weiteren Programms standen Workshops rund um Ausbildung und Beruf. So stellte Lorenz Weibler vom gleichnamigen Weingut in Bretzfeld die Erwartungen von Ausbildern und Auszubildenden vor. Bereits am Vormittag hatte er seinen Betrieb präsentiert, den er gemeinsam mit seinen Brüdern bewirtschaftet. Auf dem Bullenmastbetrieb mit Weinbau und Biogas sind in Spitzenzeiten rund 30 Fremdarbeitskräfte beschäftigt, seit 2012 auch regelmäßig Auszubildende. Gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeitete er im Workshop, welche Erwartungen Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben und dass vor allem die Gleichberechtigung wichtiges Thema ist.
Jürgen Fecker vom Management-Institut Dr. A. Kitzmann erläuterte im Workshop zur „besseren Kommunikation auf dem Betrieb” verschiedene Fallstudien. Beispielsweise, wie man den Chef darauf anspricht, dass man sehr viele Stunden gearbeitet hat und gerne einen Tag frei haben möchte. Im Vordergrund stand dabei, wie man Unangenehmes von beiden Seiten aus klärt. „Es kostet oft Überwindung. Aber meist lohnt es sich”, so das Fazit der Arbeitsgruppe.
Kommunikation im Beruf
Spannende Bildungswege rund um die Landwirtschaft beleuchtete Michael Stuber vom Landwirtschaftsamt Rems-Murr-Kreis. „Es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten zu jeder Zeit. Dies sollte man nutzen”, war ein Ergebnis. Wer es praktisch mag, ist dabei erst einmal am besten in einer Ausbildung aufgehoben. Um ein Unternehmen selbstständig zu führen, sind der Meistertitel oder der „Techniker” eine gute Voraussetzung. Der Vorteil des Agrarstudiums sei, dass es breit aufgestellt ist, so die kurze Zusammenfassung des Nachmittags.
Mit dem komplexen Thema „Hofübergabe” setzte sich Angelika Siegel von der Landwirtschaftlichen Familienberatung gemeinsam mit den Kongressteilnehmern auseinander. Es sei der Super-Stresstest für die Familie, lautete das Fazit. Die Konflikte seien dabei so individuell wie die Familien selbst. Ob alles gut geht, würden die Eltern schon sehr früh mit prägen. Je früher jeder Beteiligte wisse, was er wann erwarten könne, desto besser gehe es meist vonstatten. Die außerfamiliere Übergabe sei dabei die Königsdisziplin. Bisher fehle es oft an Erfahrung, dabei könne das für viele Betriebe eine perfekte Lösung sein.
Stress bewältigen
Den größten Zuhörerkreis an diesem Nachmittag hatte Stefan Leichenauer. Der Landwirt aus Tengen erzählte von seinem Burnout vor wenigen Jahren und wie er danach wieder Freude an seinem Beruf gefunden hat. Mit den Workshop-Teilnehmern wurden Anzeichen von Überlastung und Stress erarbeitet und Gegenmaßnahmen entwickelt.
Moderatorin Anne Körkel brachte es am Ende auf den Punkt: „Deine Einstellung bestimmt dein Verhalten”, gibt sie den jungen Landwirtinnen und Landwirten mit auf den Weg. Der Schlüssel dabei sei, die Gedanken zu verändern. Dann stehen alle Wege offen.