Jetzt sind die Daten offiziell
Mit dem Zuchtwert eines Tieres werden seine genetischen Anlagen für bestimmte Merkmale geschätzt und damit auch sein Vermögen, diese Eigenschaften an die Nachkommen weiterzugeben. Im Fall der Milchleistungsmerkmale basieren die Zuchtwerte auf den Laktationsleistungen der Töchter, Mütter und sonstigen weiblichen Verwandten eines Bockes.
Die Sicherheit (Si) des Zuchtwertes, die in der Regel in Prozent angegeben ist, gibt Auskunft über dessen Aussagekraft bzw. Zuverlässigkeit. Sie ist abhängig von der Anzahl der für die Zuchtwertschätzung zur Verfügung stehenden Informationen (Abb. 1, Abb. 2). Junge Böcke und ältere Ziegenböcke, die nur in kleinen Betrieben eingesetzt wurden, haben Sicherheiten der Zuchtwerte von unter 30 %. Böcke, die im Rahmen des Bocktauschrings gezielt in Betrieben in Baden-Württemberg und Bayern eingesetzt wurden, haben jetzt im Alter von drei Jahren eine Sicherheit des Zuchtwerts von 50–60 %.
Die Zuchtwertlisten gibt es immer in zwei Versionen, einmal sortiert nach dem Bocknamen, einmal sortiert nach dem Milchwert. Der Milchwert ist eine Zusammenfassung der Merkmale Milch-, Fett- und Eiweißmenge in einem Index, gewichtet entsprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Der Gewichtung zugrunde liegen die Auszahlungspreise einer Molkerei, hierbei werden die Inhaltsstoffe und vor allem das Eiweiß am höchsten gewichtet.
In den Bocklisten sind die Ohrmarkennummer der Böcke, der Name und das Geburtsjahr des Bockes, Mutter- und Vater-Ohrmarkennummer sowie die Zuchtwerte und ihre Sicherheiten aufgeführt. Dabei wird der Milchwert als Relativzuchtwert angegeben, die Werte für Milch-, Fett- und Eiweißmenge bzw. –Prozent als Naturalzuchtwerte.
Naturalzuchtwerte geben in Naturaleinheiten – zum Beispiel kg-Milch, kg-Fett – an, welches genetische Potenzial ein Bock oder eine Ziege an die Nachkommen weitergeben kann. Die Zuchtwerte beziehen sich auf die bei Ziegen übliche Standardlänge einer Laktation von 240 Tagen. Ein Beispiel: Ein Bock hat einen Zuchtwert von +120 kg Milch, das bedeutet auf einen Tag berechnet +500 g Milch. Wenn eine Ziege einen Zuchtwert von +48 kg Milch (+ 200 g Milch/ Tag) hat, so ergibt sich für eine aus dieser Anpaarung entstehende Tochter ein theoretisch zu erwartendes überdurchschnittliches Leistungspotenzial von +350 g Milch/Tag bzw. +84 kg Milch in 240 Tagen. Dies ist der Mittelwert des Zuchtwertes von Vater und Mutter, da in der Theorie jeweils die Hälfte der Erbanlagen von Vater und Mutter stammt. Die Zuchtwerte beziehen sich immer auf die durchschnittliche Leistung in der Population, das heißt, es ist zu erwarten, dass der Nachkomme 350 g mehr Milch pro Tag gibt als ein vergleichbares durchschnittliches Tier der Population.
Relativzuchtwerte werden auf einer gleitenden Basis ausgewiesen. Zurzeit bilden alle Böcke und Ziegen (Voraussetzung: Si ≥60 % bzw. ≥50 % bei BDE bzw. WDE) der Jahrgänge 2003 bis 2010 die Basis. Die Relativzuchtwerte dieser Tiere werden auf einen Durchschnitt von 100 Punkten eingestellt. Diese Basis wird bei jeder Zuchtwertschätzung, das heißt zukünftig einmal jährlich im April, durch die Hineinnahme jüngerer Tiere und die Nichtberücksichtigung der ältesten Tiere bei der Berechnung angeglichen. Die Streuung der Relativzuchtwerte beträgt bei Ziegen 20 Punkte. Tiere, die besser sind als die Basis, haben einen Zuchtwert über 100, während Tiere, die schlechter sind, einen Zuchtwert unter 100 Punkten bekommen.
ihre Zuchttiere noch gezielter auszuwählen und somit Zuchtfortschritte noch schneller zu
erreichen. Um trotz der teilweise ungünstigen, da kleinen und genetisch gesehen wenig vernetzten Strukturen in der Ziegenhaltung Zuchtfortschritt erreichen zu können, sollten die Zuchtwerte innerhalb der Zuchtprogramme für die gezielte Selektion und Anpaarung von Elterntieren genutzt und deren Nachkommen gezielt getestet werden. Hier sind der Ziegenzuchtverband Baden-Württemberg e. V. und der Landesverband Bayerischer Ziegenzüchter e. V. im Dialog. Die Zuchtwertschätzstellen am Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg und an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft arbeiten auch künftig gemeinsam daran, die Zuchtwertschätzung weiterzuentwickeln und um zusätzliche Merkmale, vor allem auch der Gesundheit und Robustheit, zu erweitern, um dem Zuchtziel „Hohe Milch-Lebensleistung bei guten Inhaltsstoffen” immer näher zu kommen.
Ziegenzuchtverband Baden-Württemberg e. V.: www.ziegen-bw.de
Landesverband Bayerischer Ziegenzüchter e. V.: www.ziegenzucht-bayern.de
Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg: www.tierzucht-bw.de