Politik | 16. Februar 2023

Jan Plagge findet Cem Özdemir richtig gut

Von AgE
Jan Plagge, Präsident des Anbauverbandes Bioland, stärkt Cem Özdemir den Rücken. Während seiner Amtszeit sei kein Landwirtschaftsminister und keine -ministerin so engagiert gewesen wie der derzeitige Ressortchef, sagt Plagge im Interview mit dem Fachpressedienst Agra-Europe.
Nach Überzeugung von Bioland-Präsident Jan Plagge packt Cem Özdemir die Probleme an, die er von seinen Vorgängern geerbt hat.
Özdemir packe die Probleme an, die er von seinen Vorgängern geerbt habe. Der Bioland-Präsident erwartet zugleich konkrete Beschlüsse und nicht nur Ankündigungen. „Den Erfolg der Ampelregierung werden wir auch am Umbau der Tierhaltung messen”, betont Plagge. Daneben stehe die Erreichung des 30-Prozent-Ziels im Mittelpunkt.
Nicht von den 30 Prozent abweichen
Den Schlüssel dafür sieht der Verbandschef in der Außerhausverpflegung und einem Anteil von mindestens 30 Prozent Biolebensmittel in diesem Bereich. Plagge räumt ein, dass es schwieriger geworden sei, das 30-Prozent-Ziel zu erreichen, warnt aber davor, von diesem Ziel abzurücken.
Die Biobranche bezeichnet er trotz veränderter Rahmenbedingungen als stabil und robust. Nach den außerordentlichen Zuwachsraten während der Pandemie erlebe man derzeit mit einem Umsatzzuwachs von 22 Prozent eine Normalisierung auf das Niveau von 2020. Gleichzeitig steige der Absatz von Biolebensmitteln in Discountern und man beobachte bei den Kunden einen Umstieg von teureren Herstellermarken auf günstigere Handelsmarken.
Pro Wiederkäuer
Plagge betont die Rolle der Tierhaltung für die Biobranche: „Wir brauchen das Grünland mit einer vernünftigen Nutzung, und wir brauchen die Wiederkäuer, auch wenn sie Methan ausscheiden, weil wir ansonsten keine vernünftige Kreislaufwirtschaft hinkriegen.” Der Bioland-Präsident schätzt die Veganismus-Debatte für die Branche als fordernd ein. Er respektiere vegane Ernährung, widerspreche aber vehement Behauptungen, dass eine kreislaufbasierte Landwirtschaft komplett auf Tierhaltung verzichten könne. Plagge bedauert, dass Ertragssteigerungen im Ökolandbau bislang vernachlässigt worden seien, weist aber Aussagen zurück, denen zufolge die Ertragsdifferenz zur konventionellen Landwirtschaft bis zu 50Prozent betrage. Eine Absage erteilt der Bioland-Präsident einem  Einsatz neuer Züchtungsmethoden im Ökolandbau. Eine solche Debatte sei  unnötig, weil Gentechnik im Ökolandbau verboten sei und bleibe.