Tierhaltung | 02. März 2022

ITW-Rind: Finanzierung, Anmeldung und Kriterien

Von Maria Wehrle
Was in der Geflügel- und Schweinehaltung schon seit Jahren etabliert ist, soll jetzt auch in der Rinderhaltung umgesetzt werden: Die Initiative Tierwohl (ITW) startet demnächst mit der ersten Programmphase für Rinder- und Kälbermäster sowie Milchviehbetriebe.
Dier ersten Auditierungen für ITW-Rind starten ab dem 1. April 2022. Danach folgen je zwei Kontrollen jährlich.
Die ITW geht mit einem neuen dreijährigen Programm an den Start: Ab März 2022 soll es eine Lösung für Rinder geben, mit der erstmals einheitliche Tierwohlkriterien für die Breite der Rinderhaltung geschaffen werden sollen.  Das verkündete die Initiative vergangene Woche gegenüber der Presse.
10,7 Cent mehr im ersten Jahr
Die Finanzierung soll, anders als beim Schweine- und Geflügelfleisch, von Anfang an über die Marktteilnehmer laufen. Die Initiative selbst nimmt lediglich die Mengenmeldungen der Schlachtunternehmen und Abnehmer wie Handel und Gastronomie entgegen.
Nur zwischen den Rinderhaltern und Schlachtunternehmen soll es einheitlich definierte Preisaufschläge geben, die dann entlang der Wertschöpfungskette weitergeben werden sollen, bis sie die Verbraucher erreichen: Im ersten Jahr sind es 10,7 Cent/kg Schlachtgewicht (SG) und im zweiten Jahr 12,83 Cent/kg SG. Die Steigerung im zweiten Jahr hängt mit der Vorgabe zusammen, dass ab dem 1. April 2023 Scheuermöglichkeiten in den Mastställen installiert sein müssen. Die Kälbermäster wollen nach Aussage der ITW weiterhin auf bilaterale Verhandlungen setzen.
All das sei laut ITW-Geschäftsfüher Robert Römer vom Kartellamt geprüft und toleriert worden. Er betonte zudem wie wichtig es sei, dass die Tierhalterinnen und Tierhalter mit ihrem Schlachthof verbindliche Abmachungen träfen, bevor sie ITW-Tiere lieferten. Ansonsten könnten sie den Preisaufschlag nicht erwarten.
Anmeldung startet Mitte März
Interessierte Tierhalterinnen und Tierhalter können sich ab dem 15. März 2022 über einen sogenannten Bündler am Programm anmelden. Die Adressen und Formulare finden sich unter auf der ITW-Internetseite. Da die Aufschläge nicht über einen begrenzten Fonds ausgezahlt werden, kann jeder mitmachen, der die Kriterien erfüllt. Dazu zählen neben den QS-Basiskriterien weitere Anforderungen wie die Sauberkeit der Tiere, eine intensive tierärztliche Bestandsbetreuung sowie mehr Platz. Römer betonte auch das Ziel, das Management auf den Betrieben zu verbessern. Deshalb müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich jährlich weiterbilden. Die detaillierten Kriterien hat die ITW auf ihrer Internetseite veröffentlicht unter initiative-tierwohl.de > Tierhalter > Informationen für Rindermäster/Kälbermäster/Milchviehhalter.
Wie bei Schwein und Geflügel gibt es während der dreijährigen Laufzeit drei Audits, die durch jährliche, unangekündigte Bestands-Checks ergänzt werden. Die ersten Audits können ab dem 1. April 2022 starten.
4 Cent für Schlachtkühe
„Der Fokus der ITW-Rind ist auf dem Fleisch”, erklärt Robert Römer. Deshalb soll der Aufwand für mehr Tierwohl in Milchviehställen auch hauptsächlich über Programme der Milchwirtschaft abgedeckt werden. Trotzdem sollen die Landwirtinnen und Landwirte die Möglichkeit haben ihre Schlachtkühe über das ITW-Siegel zu vermarkten, wenn sie die Kriterien erfüllen. Dann erhalten sie einen Aufschlag von 4 Cent/kg SG.
Dem Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, zufolge liege es nun an den Verarbeitungsunternehmen sowie dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH), diese Branchenlösung in der Breite umzusetzen und nicht mit Nischenprogrammen zu konterkarieren. Hervorzuheben sei, dass ITW-Rind die vollständige Anschlussfähigkeit an das zeitgleich startende QM+ Modul gewährleiste. Betriebe, die bei QM+ mitmachen, könnten ihre Tiere nach bestandenem Audit problemlos über die ITW vermarkten. 
Ab Mai erste Produkte in den Regalen
Der Initiative zufolge könnte das erste Rindfleisch bereits im Mai 2022 in einzelnen Geschäften zu finden sein. Robert Römer rechnet damit, dass der LEH ab dem ersten Quartal 2023 sein Sortiment in der Breite umstellen wird. Die ITW schätzt zudem, dass Anfang 2023 rund 30 % der vermarkteten Bullen- und Schlachtkühe ITW-Tiere sein könnten.